Los geht’s!
Auf dieser Seite erfahrt ihr, wie ihr ein Problem überhaupt für den Wettbewerb definiert.
Außerdem findet ihr die wichtigen Kriterien dafür, wie ihr eure Lösung entwickeln und bewerten solltet.
Schließlich haben wir noch einige Hinweise zur Präsentation und den Pitch aufgelistet.
Wie definiert man ein Problem im YES!-Wettbewerb?
Was ist eigentlich ein Problem?
Um ein relevantes Problem zu eurem Thema identifizieren zu können, müsst ihr zunächst einmal definieren, was ein Problem überhaupt ist. Neben vielen Definitionen, die ihr in der Fachliteratur oder im Netz finden könnt, ist folgende für die Arbeit im YES! eure Vorgabe:
Ein Problem könnt ihr als die Differenz zwischen der Ist-Situation und einer gewünschten Situation verstehen.
Es beschreibt keinen Zustand, sondern ein Handeln, das aus verschiedenen Gründen bisher nicht oder nicht richtig stattfindet.
Es ist wichtig, dass alle Teams im YES! mit dieser Definition arbeiten, damit bei der Bewertung auch alle von derselben Bedeutung ausgehen.
Und hier die Erklärung dazu:
Die Ist-Situation ist das, was eure Forschenden euch als Grundlage vorstellen. Was ist der Stand der Dinge und wie sind wir alle dort hingekommen? Und diese Ist-Situation kann ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem wo ihr den Schwerpunkt innerhalb des Themas setzt.
Das kann so etwas sein wie:
- es gibt einen Fachkräftemangel
- es sind zu wenige Kita-Plätze verfügbar
- zu wenige Lehrkräfte sind für den Unterricht mit digitalen Unterrichtsmaterialien geschult
- es sind zu wenige Ladestationen für E-Autos öffentlich verfügbar
- in Deutschland gründen sich zu wenige Start-ups
Die Wunsch-Situation ist für euch frei wählbar. Welchen Zustand strebt ihr an? Wie eng müsst ihr an der Fragestellung zu eurem Thema dranbleiben oder wie weit könnt ihr euch davon lösen? Bitte achtet darauf, dass ihr keine Utopie anstrebt, sondern eine realisierbare Situation, zu der ihr euch auch das Feedback eurer Forschenden einholt.
Analog zu den oben genannten Ist-Situationen könnte das so aussehen:
- der Mangel an Fachkräften soll in 5 Jahren um 15% sinken
- die Zahl der Kita-Plätze soll entsprechend der Nachfrage steigen und die Verteilung soll besser geregelt sein
- 5% aller Lehrkräfte sollen in jedem Jahr extra geschult werden für den Einsatz digitaler Materialien im Unterricht
- die Zahl der Ladestationen soll jährlich um 10% steigen
- die Zahl der Start-ups in Deutschland soll jährlich um 2% steigen
Und was verhindert, dass die Ist-Situation zu der gewünschten Situation wird? Das ist das Problem. Was macht jemand nicht oder nicht richtig? Zu unseren Beispielen könnte man sagen:
- Der Staat und die Wirtschaft schaffen es nicht, mehr Menschen für die Arbeit als Fachkraft zu begeistern.
- Die Betreiber von Kitas organisieren sich nicht gut genug, um ein ausgewogenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu gewährleisten.
- Zu wenige Lehrkräfte melden sich freiwillig zu einer Weiterbildung zu digitalen Materialien.
- Die Verkehrspolitik schafft es nicht, die richtigen oder genügend Partner aus der Wirtschaft für den Ausbau von Ladesäulen zu begeistern.
- Der Staat behindert mit seinen bürokratischen Vorgaben die Menschen, die ein Start-up gründen wollen.
Es gibt ganz viele Probleme, die ihr in eurem Thema bearbeiten könnt. Manchmal sind die Akteur:innen unterschiedlich, manchmal die eigentliche Handlung. Alternative Probleme könnten sein:
- Die Menschen, die gerne arbeiten würden, schaffen es nicht, die Anforderungen für eine Anstellung zu erreichen.
- Eltern sind nicht in der Lage, schnell und zuverlässig die vorhandenen Kita-Plätze in ihrer Umgebung zu finden.
- Die Verlage von digitalen Unterrichtsmaterialien bieten nicht die Inhalte an, mit denen z.B. auch ältere Lehrkräfte arbeiten könnten.
- Unternehmen und Kommunen erkennen nicht das ökonomische Potenzial darin, selbst Grund und Boden für Ladesäulen und entsprechende Parkplätze zur Verfügung zu stellen.
- Junge Menschen lernen nicht, dass eine Selbständigkeit und die Gründung eines Unternehmens auch ein alternativer beruflicher Weg sein könnten statt angestellt zu sein.
Dies sind alles beispielhafte Formulierungen, wie unterschiedlich ein Problem definiert werden kann. Was ihr dann wählt als Problem, das ihr lösen wollt, das solltet ihr von mehreren Dingen abhängig machen.
Was ist ein „gutes“ Problem im Sinne des YES!?
Um das für euch passende Problem zu identifizieren, welches ihr mit Leidenschaft bearbeiten möchtet, könnt ihr euch folgende Fragen stellen:
- Hat eines der Probleme etwas mit uns zu tun? Persönlich, familiär, regional?
- Ist eines der Probleme eine „Herzensangelegenheit“ für uns?
- Haben wir über eines der Probleme schon einmal früher nachgedacht und nach Lösungen gesucht?
Eine einzige Lösung für alle Probleme zu finden, sprengt eindeutig den Rahmen vom YES!.
In Absprache mit euren Forschenden fokussiert ihr euch daher auf ein Problem.
Im Kick-off-Meeting habt ihr die Gelegenheit, mit ihnen über eure Vorstellungen zu sprechen und gemeinsam ein Problem einzugrenzen, zu dem ihr eine YES!-Lösung entwickeln möchtet und könnt.
Problem identifizieren – ein Beispiel aus dem YES!
2023 schafften es zwei Teams ins Finale, die sich mit dem Thema Lieferketten und Lieferengpässe. Wie können Betriebe auf die globale Krise reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten? beschäftigten.
Die Ist-Situation beschreibt die Schwierigkeiten, die Unternehmen seit Corona und dem Ukraine-Krieg haben, an Rohstoffe, Zwischenprodukte und Vorleistungen verlässlich zu gelangen. Das kann dann zu Produktionsstopps oder Entlassungen oder Kurzarbeit führen.
Die beiden Teams sind dann ganz unterschiedlich an die Sache herangegangen:
Deutsche Berufsschule Hong Kong
Das Team aus Hong Kong hatte einen beruflichen Bezug zur Logistikbranche. Damit war für sie klar, dass das Problem, das sie bearbeiten wollten, irgendwas mit Transport und Logistik zu tun haben sollte.
Die Ist-Situation: Das Team hat sich angeschaut, dass viele Container nicht voll bepackt über die Meere transportiert werden, wodurch unnötige Kosten entstehen, die sich dann im Preis niederschlagen.
Die Wunsch-Situation: Die vorhandenen Ressourcen an Containern und Schiffen sollte effizienter genutzt werden, um Kosten zu sparen und letztendlich auch eine klimafreundlichere Logistik aufzubauen.
Das Problem: Sie identifizierten das Problem, dass Logistik-Konzerne, große und kleine Unternehmen bei der Versendung von Gütern in Schiffscontainern nicht gut genug zusammenarbeiten, um die vielen Leerfahrten von Schiffen (bis zu 30% der Container sind nicht oder nicht ganz gefüllt) zu verringern.
Die Lösungsidee SEASHARE – Dream big, share cargo!: Sie entwickelten eine Online-Plattform, die genau dieses Problem adressiert. Große Unternehmen, die viele Waren transportieren, können den Platz auf der Plattform anbieten, der noch in ihren Containern zur Verfügung steht. Kleine Unternehmen, die vielleicht nur eine Palette eines Produkts benötigen, können dann diesen freien Platz buchen.
Gymnasium Leopoldinum aus Passau
Das Team aus Passau fokussierte sich auf die lokalen Bedürfnisse, insbesondere auf die Engpässe bei Medikamenten.
Die Ist-Situation: Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass gerade bei der Produktion von Medikamenten eine große Abhängigkeit von Importen der Rohstoffe oder Endprodukte in Deutschland herrscht.
Die Wunsch-Situation: Wenn sich schon nicht die Situation in den Herkunftsstaaten beeinflussen lässt, so sollten doch wenigstens die Medikamente, die zur Verfügung stehen, einfacher und gezielter den Personen angeboten werden, die sie benötigen.
Das Problem: Sie identifizierten das Problem, dass die Menschen erst einmal zu den Apotheken hin müssen, um zu erfahren, ob ein Medikament verfügbar ist oder ob sie in die nächste Apotheke gehen müssen. Apotheken schaffen es also nicht, ihren Bestand einfach und transparent zu machen, damit die Menschen gezielt bestimmte Medikamente schnell und zuverlässig finden können.
Die Lösungsidee PharmaFinder – schneller finden was du brauchst: Sie entwickelten das Konzept einer App, mit der man von zuhause aus prüfen kann, ob ein bestimmtes Medikament in den Apotheken in der Region verfügbar ist. Sie sprachen mit den Apotheker:innen und diese bestätigten, dass diese Möglichkeit dafür sorgen könnte, viel Frust und Sorgen zu beseitigen.
Wie entwickelt man eine Lösung im YES!-Wettbewerb?
Kriterien einer guten Lösung im YES!
Es gibt vier Kriterien, die eine gute Lösung im Sinne des YES! ausmachen und an denen ihr euch als Team orientieren solltet:
Kriterium 1:
Wie gut ist die Lösung inhaltlich ausgearbeitet? Könnt ihr darstellen, dass ihr das Thema verstanden und ein Problem erkannt habt? Sind die Quellen korrekt dargestellt?
Die Lösungsidee muss inhaltlich auf eine fundierte und gut recherchierte Basis gestellt werden und eure Herleitung vom Thema zu eurer Lösungsidee sollte sichtbar werden. Bei der Schilderung der Problemstellung sollten neuste wissenschaftliche Erkenntnisse mit einbezogen werden.
Gegebenenfalls hilft es, wenn ihr z.B. eigene kleine wissenschaftliche Erhebungen durchführt, um eure Idee zusätzlich zu belegen. Denkt daran, eure Wissenschaftler:innen mit einzubeziehen. Sie haben sich bereiterklärt, euch zu unterstützen, also nutzt diese Chance und das Angebot. Es wird eure Lösung verbessern. Außerdem könnt ihr hier das Lernmodul Wissenschaftliches Arbeiten zu Rate ziehen.
Kriterium 2:
Wie innovativ ist die Idee? Ist das wirklich neu? Habt ihr den Markt oder den Bedarf analysiert?
Eure Lösungsidee soll neu sein. Das setzt voraus, dass ihr eine genaue Beobachtung des Markts vornehmt. Gibt es so etwas schon irgendwo? Wenn ja, dann müsst ihr erklären, warum das vorhandene Modell vielleicht nicht so gut funktioniert. Wie unterscheidet sich eure Idee von anderen? Das ist nämlich euer Alleinstellungsmerkmal, euer Unique Selling Point (USP), also der Grund, wieso eure Idee dann genutzt oder gekauft wird.
Nehmt euch für diese Marktbeobachtung genug Zeit und tut es nicht mit einer kurzen Google-Suche ab. Es wird in der Diskussion schwierig zu argumentieren, wenn die anderen Teams auch mal googlen und genau eure Idee woanders wiederfinden. Seid offen und transparent, wenn es Mitbewerber gibt.
Kriterium 3:
Ist die Lösungsidee umsetzbar und sind die Personen/Institutionen genannt, die sie umsetzen sollen?
Euer Ziel sollte es sein, eine Idee zu entwickeln, deren Umsetzung eine Wirkung haben könnte.
Eine Lösungsidee hängt sehr von dem Thema und dem identifizierten Problem ab. Das kann im YES! bedeuten, dass sich zum Beispiel die Entwicklung eines Produkts oder einer Dienstleistung als passend erweist. Es könnte aber auch ein Konzept sein, wenn es um politische Prozesse geht. Beide Varianten sind gleichwertig im Wettbewerb zu bewerten.
Ein Produkt oder eine Dienstleistung würde in einer Geschäftsidee münden. Ihr müsst jetzt kein Unternehmen gründen dafür. Aber hier sollt ihr überlegen, was alles dazu gehören würde:
- Wie würde so ein Unternehmen aussehen?
- Was wäre ein cooler Name?
- Wie müsste man den Preis für das Produkt kalkulieren?
- Welche Ressourcen sind notwendig?
- Braucht das Unternehmen Zulieferer?
- Wie würde eine Verkaufsstrategie aussehen?
- Woher könnte die Finanzierung kommen – und bitte nicht sagen, ein Ministerium soll dafür zahlen ;-)
Ein abstraktes Konzept ist eine gute Lösung, wenn es zum Beispiel um politische Prozesse geht, bei denen ihr letztendlich einen Input liefert und nicht selbst etwas verändern könnt. Wie könnte der Staat irgendwo Anreize setzen, z.B. bei der Steuerpolitik, Förderungen oder Verboten? Hier müsst ihr dann überlegen:
- Wer und wo sind die Personen, die ihr adressiert mit eurer Lösung?
- Was sind die Rahmenbedingungen?
- Welche weiteren Gruppen sind bei der Lösung involviert?
Wo liegen die Schwächen? Was können wir nicht? – seid realistisch bei den Schwachpunkten eurer Lösung und bittet um Unterstützung bei euren Forschenden. Das ist immer hilfreicher, als diese zu verheimlichen.
Kriterium 4:
Welches Potenzial hat die Idee, also, was kann sich aus ihr heraus noch entwickeln?
Mit eurer Lösung beschreibt ihr auch eure Vision, eure Wunsch-Situation, und zeigt damit das Potenzial, das sie hat. Welche Größe kann sie realistisch erreichen und welche Auswirkungen kann sie haben? Erklärt, ob oder warum eure Idee vielleicht erst in eurer Stadt oder eurer Region eine Veränderung bringen kann. Wie könnte eine Vergrößerung aussehen, und was wären die Herausforderungen dabei?
Wichtig: Diese vier Kriterien sind auch die Kriterien, nach denen ihr als Team eure Wahl sowohl beim Regionalfinale als auch beim Finale fällt.
Worauf ist bei der Präsentation und dem Pitch zu achten?
1. Pflichtbausteine der Präsentation
Unabhängig davon, wie ihr eure Präsentation gestaltet, müssen einige Pflichtbausteine enthalten sein. Die Reihenfolge der Pflichtbausteine ist aber flexibel.
- Vorstellung und Titel: „Das sind wir, unsere Forschenden von unserem Forschungsinstitut und der Titel unseres Themas!“
- Ist-Situation: „So sieht es derzeit aus (belegt mit wissenschaftlichen Daten), darum ist es wichtig, über das Thema zu sprechen.“
- Wunsch-Situation: „Hier wollen wir hin, das ist unser Ziel!“
- Problem: „Das ist unser identifiziertes Problem.“
- Herleitung: „So sind wir von „unserem“ Problem zu unserer Lösung gekommen und das haben wir gemacht.“
- Lösung: „Damit lösen wir das Problem!“
- Verbreitung / Marketing: „So kann unsere Idee wachsen.“
- Wettbewerber:innen und Schwächen: „Das sind unsere Konkurrenz und Schwachstellen, und diese wollen wir wie folgt angehen…“
- Stakeholder: „Aus dem Team heraus machen wir Folgendes, brauchen aber noch Unterstützung von weiteren Personen für Folgendes…“
- Call to Action & Slogan! Die letzte Folie der Präsentation enthält eine Aufforderung zur Wahl eurer Lösung (Call to Action) und der Darstellung eurer Lösung als Slogan. Der Slogan ist am besten kurz und knackig und dient der Identifikation zu eurem Thema und eurem Team.
- Literaturverzeichnis: Listet eure Quellen auf einer Folie auf, die am Ende eurer Präsentation für alle anderen Teams eine Weile angezeigt werden soll.
2. Tipps für die Präsentation
- Backup-Folien: Packt für euch wichtige Informationen, die nicht mehr in die 10 Minuten der Präsentation reinpassen, auf Folien, die ihr dann während der Diskussion aufrufen könnt
- Platz auf den Folien: Lieber zwei übersichtliche Folien zeigen statt einer überfüllten.
- Schriftgröße und Kontrast: Achtet darauf, dass ihr lieber größere als zu kleine Schriftgrößen verwendet. Bei farbigen Texten achtet auf einen hohen Kontrast zum Hintergrund für eine bessere Lesbarkeit.
- Eigenes Gerät nutzen: Ihr könnt für die Präsentation im Regionalfinale euer eigenes Gerät nutzen, sofern es HDMI, USB-C oder Apple Lightning als Videoausgang unterstützt. Alternativ können wir eure Präsentation über unseren PC mit PowerPoint abspielen. Diese Info müsst ihr uns vor dem Regionalfinale in einem Formular noch einmal mitteilen.
3. Der Pitch
Der Pitch ist eine 1-minütige Kurzpräsentation eures Themas, eures Problems und eurer Lösung. Fasst das zusammen, was für euch am wichtigsten ist. Gestaltet es unterhaltsam, mitreißend oder einfach nur überzeugend, damit ihr die anderen Teams für eure Idee gewinnen könnt.