Internatsschule Schloss Hansenberg

Investment Radar – Ideen, die ankommen

Team der Internatsschule Schloss Hansenberg aus Geisenheim. Foto. YES! – Young Economic Solutions..


Das ist unser Problem:

In Deutschland werden zu wenige nachhaltige öffentliche Investitionen getätigt. Die Folgen, zum Beispiel die marode Infrastruktur, spüren wir alle im Alltag. Für die Vernachlässigung öffentlicher Investitionen haben wir zwei Hauptursachen identifiziert:

  • Der Present Bias: Politiker priorisieren kurzfristige Ausgaben, weil sie sich vor allem an den Interessen ihrer (oft älteren) Wählerschaft orientieren. Dadurch werden langfristige Investitionen vernachlässigt.
  • Fehlende Kommunikation: Bürger haben kaum Möglichkeiten, strukturiert auf Investitionslücken aufmerksam zu machen. Gleichzeitig fehlt es an Transparenz über bereits erfolgte Investitionen durch Kommunen.


So sieht unsere Lösung aus?

Unsere Plattform “Investment Radar” schafft eine Brücke zwischen Bürger*innen, Kommunen und der Forschung. Durch ihre vielfältigen Features informiert sie Benutzer über aktuell getätigte Investitionen, gibt Kommunen direktes Feedback zu ihrer Arbeit und dient als Plattform, auf der fehlende Investitionen gemeldet werden können.

Unsere Website ist für jeden zugänglich und funktioniert ganz einfach:

  • Bürger:innen können unkompliziert investitionsbedürftige öffentliche Güter melden– etwa defekte Bushaltestellen oder marode Straßen – und diese mit Bildern, Kommentaren und Standort versehen.
  • Andere Nutzer können Beiträge unterstützen (liken), um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.
  • Kommunen erhalten strukturiertes Feedback, können Fortschritte bei der Umsetzung dokumentieren und so zeigen, dass sie aktiv auf Bedürfnisse der Bürger eingehen.
  • Bürger können nachträglich ihre Zufriedenheit durch Votings oder eine nur von den Kommunen einsehbare Kommentarfunktion äußern.
  • Die erhobenen Daten werden wissenschaftlich nutzbar gemacht – etwa für Analysen zu Investitionsbedarf und Zufriedenheit auf kommunaler Ebene.


Das ist unser Ziel:

Wir wollen mit unserer Website den Investitionsrückstand in Deutschland sichtbar machen und gezielt abbauen. Durch mehr Transparenz und Beteiligung sollen alle Bürger:innen, unabhängig von Region oder sozialem Status, die Möglichkeit haben, Einfluss zu nehmen. Gleichzeitig erhöhen wir den Druck auf Politik und Verwaltung, nachhaltiger und effizienter zu investieren. So schaffen wir Vertrauen und verbessern die Infrastruktur in Deutschland nachhaltig und generationengerecht.


Das ist unsere Zielgruppe:

Unsere Plattform richtet sich an mehrere Zielgruppen:

  • Kommunen und öffentliche Verwaltung, die durch die Plattform besser verstehen, wo Investitionen besonders dringend gebraucht werden.
  • Bürger:innen, insbesondere in strukturschwachen oder ländlichen Regionen, die bislang kaum Gehör finden.
  • Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsinstitute, die die Daten für Analysen zur Investitionseffizienz und Zufriedenheit in bestimmten deutschen Regionen nutzen können.


Das ist unsere wissenschaftliche Grundlage:

Unser Projekt basiert auf  der Public-Choice-Theorie, die erklärt, dass Politiker Entscheidungen zu staatlichen Ausgaben möglichst so treffen, dass ihre aktuellen Wähler kurzfristig davon profitieren und somit eine Wiederwahl begünstigt wird. Unterstützt wird dies durch den “Present Bias”. Um dem entgegenzuwirken, möchten wir mehr Transparenz schaffen.​

Zusätzlich haben wir eine Sekundäranalyse bestehender Studien und Datensätze durchgeführt, unter anderem mit Unterstützung von Expert:innen des ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung). Daraus haben wir eine theoretische Grundlage entwickelt, die wir mit Investment Radar als praktische Lösung umsetzen möchten.​


Darüber würden wir gerne diskutieren:

Wir möchten diskutieren, wie die auf unserer Website gesammelten Daten am wirkungsvollsten genutzt werden können. Zum Beispiel könnte ein Index für möglichst nachhaltige öffentliche Ausgaben erstellt werden.

Außerdem interessiert uns, welche Kommunikationsstrategien sinnvoll sind, um bisher unterrepräsentierte Gruppen zur Nutzung der Plattform zu motivieren. Wir wollen erfahren, wie man Vertrauen stärkt und Menschen zur aktiven Beteiligung bewegt – gerade in ländlichen oder investitionsschwachen Regionen.

Diese Fragestellung diente als Grundlage für die Idee des Schulteams:

Öffentliche Investitionen – Nachhaltige Strategie statt kurzfristiger Ausgaben?

von Jan Kemper und Paul Steger, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim 

Die öffentliche Infrastruktur in Deutschland kommt an ihre Grenzen. Die Bahn ist unpünktlich, die Straßen teilweise marode, die Digitalisierung lahmt und die Verwaltungen sind oftmals überfordert. Was haben all diese Probleme gemeinsam?

Es handelt sich um Angelegenheiten, die direkt von öffentlichen Gütern abhängen, die vom Staat bereitgestellt werden. Öffentliche Güter, zu denen unter anderem Schulen, Straßen und Schienennetze gehören, müssen durch Steuergelder gepflegt und weiterentwickelt werden. Dazu sind öffentliche Investitionen notwendig.

Ein grober Vergleich zeigt, dass Deutschland im Gegensatz zu anderen Industrienationen Ländern (OECD Länder) deutlich weniger staatliche Investitionen durchführt. Eine Vernachlässigung der staatlichen Infrastruktur kann zu langfristigen Problemen für Wirtschaft und Gesellschaft führen. Wenn beispielsweise zu wenig in die Weiterbildung der Bevölkerung investiert wird, kann dies langfristig zu einem Mangel an Fachkräften führen. Ähnlich beeinträchtigt eine unzureichende Verkehrsinfrastruktur die Mobilität, wodurch vielen Menschen weniger attraktive Berufsmöglichkeiten in ihrer unmittelbaren Umgebung zur Verfügung stehen.

Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Frage, warum nicht ausreichend in die Zukunft investiert wird. Ein besonderer Fokus liegt auf den politischen Ausgangsbedingungen für Investitionen. Öffentliche Investitionsentscheidungen werden von Politikern getroffen. Ein Grund warum unzureichend investiert wird, ist das es oftmals politische Anreize gibt, weniger in die Zukunft zu investieren und sich stärker auf alltägliche Ausgaben zu konzentrieren. Die folgenden zwei Beispiele sollen verdeutlichen wie Politik und öffentliche Investitionen zusammenhängen. Von Investitionen in den Klimaschutz profitieren jüngere und zukünftige Generationen mehr als ältere Generationen. Die heutigen Schutzmaßnahmen müssen von heutigen Wählern und Steuerzahlern bezahlt werden. Die Interessen zukünftiger Generationen sind jedoch nicht im politischen Prozess vertreten und werden damit oftmals nicht ausreichend berücksichtigt. Ein weiteres Beispiel ist kurzfristige Wirtschaftspolitik vor Wahlen. Wähler bewerten die Leistung ihrer Politiker in Wahlen und dabei wird häufig die aktuelle Situation als Bewertungsmaßstab für die Arbeit der Regierung genommen. Das setzt den Anreiz für die Regierung vor Wahlen möglichst gut abzuschneiden. Zukunftsinvestitionen fordern allerdings oft einen langen Atem und haben keine oder sogar negative kurzfristige Effekte, was sie für Politiker unattraktiver macht.

Von öffentlichen Investitionen hängt maßgeblich ab wie sich Deutschland in der Zukunft entwickeln wird.

Im Rahmen dieses Projekts werden die folgenden Fragen diskutiert:

  1. Was sind öffentliche Investitionen?
  2. Warum sollte der Staat öffentlich investieren?
  3. Was kann getan werden um Zukunftsinvestitionen zu fördern?
  4. Welche politischen Reformideen gibt es um Zukunftsinvestitionen politisch attraktiver
    zu machen?

Jan Kemper ist Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“. Zur Zeit promoviert er an der Universität Mannheim. Zu seinen Forschungsinteressen zählen politische Ökonomie und öffentliche Finanzen. Sein methodischer Fokus ist ausgerichtet auf
angewandte Ökonometrie und quantitative Textanalyse.

Während seines Bachelorstudiums an der Universität Potsdam verbrachte er Auslandsaufenthalte an der Ivane Javakhishvili Tbilisi State University in Georgien und an der University of International Business and Economics in Peking, China. Danach absolvierte er den Masterstudiengang Political Economy an der Universität Konstanz.


Paul Steger studierte von 2013-2019 Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Seit 2020 promoviert er an der Universität Mannheim und ist seit Ende 2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZEW Mannheim. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der öffentlichen Finanzen, Besteuerung und dem Effekt von Fiskalregeln.