Climateflation, Fossilflation, Greenflation – Welche Rolle spielt der Klimawandel für die Entwicklung von Inflationserwartungen?

von Dr. Yves Schüler und Dr. Christoph Meinerding, Deutsche Bundesbank

Zentralbanken beobachten und analysieren nicht nur die aktuelle Inflationsrate, sondern auch Erwartungen für zukünftige Inflation sehr genau. Die Bundesbank, die EZB und viele andere Zentralbanken führen dazu beispielsweise regelmäßige Umfragen unter privaten Haushalten durch. Dabei werden nicht nur die Auswirkungen kurzfristiger Entwicklungen in der Volkswirtschaft untersucht, sondern durchaus auch langfristige Einflussfaktoren in die Betrachtung einbezogen.

Ein Beispiel für einen solchen Einflussfaktor ist der Klimawandel, der die globale Wirtschaft als Ganzes betrifft. Seine Auswirkungen sind aber äußerst komplex, und diese Komplexität wird nicht zuletzt durch sehr heterogene Klimapolitikmaßnahmen weiter erhöht. Sehr viele Fragen zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Klimapolitik einerseits und den Inflationserwartungen in der Bevölkerung andererseits sind daher in der Wissenschaft noch ungeklärt und somit auch Gegenstand intensiver Diskussionen unter Zentralbanken weltweit.

• Warum sind Inflationserwartungen für Zentralbanken wichtig? Welche Faktoren beeinflussen Inflationserwartungen in der Bevölkerung?
• Wie können sich Klimawandel und Klimapolitik sowie die damit verbundenen physischen Risiken und Transitionsrisiken auf Inflationserwartungen auswirken?
• Wie können diese vermuteten Zusammenhänge anhand von Umfragen überprüft werden?

Must-Read Literatur

1. Schnabel, I. (2022): „A new age of energy inflation: Climateflation, fossilflation and greenflation„, The ECB and its Watchers XXII Conference. Rede.

2. D’Acunto, F., Malmendier, U., und Weber, M. (2022): „What do data tell us about inflation expectations?„, NBER Working Paper 29825.

3. Meinerding, C., Poinelli, A., und Schüler, Y. (2022): „Inflation expectations and climate concern“ Deutsche Bundesbank Discussion Paper 12/2022

Weitere Literaturvorschläge

Deutsche Bundesbank (2021): „Monatsbericht: September 2021„, 73. Jahrgang, Nr. 9, Seiten 51-54

Drudi, F. et al. (2021): „Climate change and monetary policy in the euro area„, ECB Occasional Paper Series 271. (Kapitel 1 + 2)

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Yves Schüler

Yves Schüler arbeitet als Ökonom im Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank. Vor dieser Tätigkeit sammelte er bereits Erfahrung in den Forschungszentren der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Interamerikanischen Entwicklungsbank. An der EZB arbeitete er zudem im Bereich der Finanzstabilität. Er promivierte an der Universität Konstanz und besuchte in diesem Zusammenhang das Studienzentrum in Gerzensee. Seine Forschungsarbeit beschäftigt sich unter anderem mit Finanzstabilität und dessen Bedeutung für die Realwirtschaft. Zunehmend rücken dabei Themen rund um den Klimawandel in den Fokus.

Christoph Meinerding

Dr. Christoph Meinerding arbeitet als Ökonom im Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank. Er hat an der Universität Münster in Wirtschaftswissenschaften promoviert und war anschließend mehrere Jahre an der Goethe-Universität Frankfurt tätig. In seiner Forschung untersucht Herr Meinerding Fragen zu Ansteckungseffekten auf Finanzmärkten, systemischem Risiko und Finanzstabilität mit Hilfe von kapitalmarkttheoretischen Modellen zur Bewertung von Wertpapieren. Dabei spielen zunehmend auch Risiken, die aus Klimawandel und Klimapolitik entstehen, eine größere Rolle.