Der ökologische Fußabdruck unserer Ernährung in der Diskussion – Wie kann eine nachhaltige Ernährung aussehen?

von Eva Seewald und Ronja Seegers, Leibniz Universität Hannover

Der Klimawandel ist die herausforderndste Aufgabe unserer Zeit. Im Zuge dessen steht nicht nur unser Wirtschaftssystem auf dem Prüfstand, sondern auch unsere Ernährungsweise und die Art wie wir mit Lebensmitteln umgehen. Die Ernährungsweise der Industrienationen ist saisonunabhängig, was den Transport von Lebensmitteln aus anderen Regionen der Welt zur Folge hat. Nicht nur auf direktem Weg gelangen diese Lebensmittel in unsere Supermärkte, sie dienen zudem als Futter für Tiere, die dann als Fleischprodukte bei uns in den Umlauf kommen. Beim Transport dieser Produkte werden klimaschädliche Gase freigesetzt, aber auch der Anbau und die Produktion haben negative Auswirkungen auf unser Klima. So werden Wald- oder Grasflächen zu Ackerflächen – überwiegend Monokulturen – umgewandelt, die weniger CO2 speichern und die Biodiversität und Wasserkreisläufe belasten. Diese Art der Lebensmittelproduktion und -distribution hat aber nicht nur negative Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt, auch beeinflusst sie in hohem Maße die Ernährungssicherung vieler Bevölkerungen. Während in den Industrienationen ein Viertel der Menschen an Gesundheitsschäden durch Über- und Fehlkonsum von Lebensmitteln leidet, leidet im globalen Süden ein Viertel der Bevölkerung unter Hunger und Mangelernährung. Zusätzlich wird vor allem in den Industrienationen ein großer Teil der Lebensmittel weggeworfen.

Ein weiterer Treiber des Klimawandels ist im weltweit steigenden Konsum von Fleischprodukten zu finden. Tiere benötigen Flächen auf denen sie leben, aber auch für den Anbau von Futter werden Ackerflächen benötigt. Zusätzlich stoßen Tiere klimaschädliche Gase wie Methan aus, die weitaus schlimmer für unser Klima sind als CO2. Aufgrund von Massentierhaltung kommt es zu vermehrten Antibiotikagaben, die wiederum Wasserkreisläufe belasten und auch für den Menschen gefährlich werden können, z. B. durch die Entstehung antibiotikaresistenter Bakterien.

Insgesamt wird geschätzt, dass ein Viertel der CO2-Emissionen in Deutschland durch unsere Ernährung entsteht. Undurchsichtige Produktionswege und -bedingungen sowie niedrige Preise erschweren den Konsumenten die Wahl bei ihren Kaufentscheidungen. Doch wird auch klar, welches Potential in unserer Ernährungsweise steckt, um etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Hier müssen integrative Wege entwickelt werden, wie eine nachhaltige Umstellung unserer Ernährung erfolgen kann.

Welche nachhaltigen Lösungsansätze und Potenziale bestehen, um unsere Ernährungsweise zukünftig so zu gestalten, dass diese einen Beitrag für die Bewältigung des Klimawandels und der Mangelernährung (ungesunde Ernährung in den Industrienationen und mangelnde Nahrungsquellen im globalen Süden) liefern kann? Wie werden diese Ansätze und Möglichkeiten in der Wissenschaft und Politik diskutiert? Wie können politische Lösungen auf nationaler und europäischer Ebene aussehen? Wie kann jede*r Einzelne durch sein Handeln zur Lösung dieses Problems beitragen? Welche Herausforderung und Hürden müssen überwunden werden und wie kann dies geschehen?

Die Beschäftigung mit den sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen unserer aktuellen Ernährungsweise kann die Schüler*innen unterstützen, aktuelle Produktionsverfahren, eigene und gesellschaftliche Konsummuster sowie bestehende Machtverhältnisse zu hinterfragen. Des Weiteren hilft es ihnen dabei Gerechtigkeits- und Verteilungsaspekte zu reflektieren und daran anschließend eigene nachhaltige Lösungsansätze zu erkennen und umzusetzen.

Must-Read Literatur

WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2020). Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration. Kapitel 2.2 Das Trilemma der Landnutzung & Kapitel 3.4 Die Transformation der tierproduktlastigen Ernährungsstile in den Industrieländern vorantreiben. Berlin: WBGU. https://www.wbgu.de/fileadmin/user_upload/wbgu/publikationen/hauptgutachten/hg2020/pdf/WBGU_HG2020.pdf

EAT-Lancet Commission. Food Planet Health. Healthy Diets From Sustainable Food Systems. Summary Report of the EAT-Lancet Commission. https://eatforum.org/content/uploads/2019/07/EAT-Lancet_Commission_Summary_Report.pdf

Weiterführende Literatur

Willett, W.; Rockström, J.; Loken, B., Springmann, M.; Lang, T.; Vermeulen, S.; Garnett, T.; Tilman, D.; DeClerk, F.; Wood, A.; Jonell, M.; Clark, M.; Gordon L.; Fanzo, J.; Hawkes, C.; Zurayk, R.; Rivera, J.; De Vries, W.; Sibanda L. M.; Afshin, A.; Chaudhary, A.; Herrero, M.; Augustina, R.; Branca, F.; Lartey, A.; Fan, S.; Crona, B.; Fox, E.; Bignet, V.; Troell, M.; Lindahl, T.; Singh, S.; Cornell, S.; Reddy, K. S.; Narain, S.; Nishtar, S. und Murray, C. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. In: Lancet, Vol. 393, S. 447-492. http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(18)317788-4

Meyer, I. und Makytan, S. (2022). Faktencheck Klimawandel, Landwirtschaft und Ernährung. Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesminiteriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/69435

Heinrich Böll Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Le Monde Diplomatique (2021). Fleischatlas. Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel. Berlin: Heinrich Böll Stiftung. https://www.boell.de/sites/default/files/2022-01/Boell_Fleischatlas2021_V01_kommentierbar.pdf

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Eva Seewald

Foto: Yasmine Schüßler

Eva Seewald promoviert am Institut für Umweltökonomik und Welthandel der Leibniz Universität Hannover. Im Anschluss an ihr Studium der Physiotherapie, studierte sie Wirtschaftswissenschaften sowie International Economics and Economic Policy an der Goethe Universität Frankfurt. Sie ist außerdem Mitglied des TRUST/ARL-Doktorandenprogramms „Transformationsprozesse in Stadt und Land“ an der Leibniz Universität Hannover. In ihrer aktuellen Forschung arbeitet sie mit Projektdaten aus dem DFG geförderten Langzeitprojekt „Thailand-Vietnam Socio-Economic Panel“ (TVSEP). Hier untersucht Eva Seewald die Strategien von kleinbäuerlichen Haushalten im Umgang mit dem Klimawandel sowie deren Auswirkungen auf multidimensional gemessene Armut der kleinbäuerlichen Haushalte. Hierfür war sie von April bis Oktober 2022 Gastwissenschaftlerin am Department of Land Economy an der University of Cambridge.

Ronja Seegers

Foto: Jakob Richter

Ronja Seegers ist Doktorandin am Institut für Umweltökonomik und Welthandel der Leibniz Universität Hannover. Bereits während ihres Masterstudiums in Gartenbauwsissenschaften hat sie den Schwerpunkt auf wirtschaftswissenschaftliche Aspekte gelegt. So hat sie ihre Masterarbeit im Rahmen des „Food Security in Rural Zambia (FOSEZA)“ Projekts über den Einfluss von Wildfrüchten auf die Ernährungssicherheit der Bevölkerung im ländlichen Sambia geschrieben. Ronja Seegers hat im FOSEZA- und im „Nutzung des Potentials von Bäumen auf Landwirtschaftsflächen zur Erreichung nationaler und globaler Biodiversitätsziele“-Projekt der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) insbesondere in Form von partizipatorischen Maßnahmen wie Rollenspielen und diskrete Entscheidungsexperimenten mitgewirkt. Derzeit beschäftigt sie sich mit dem Entscheidungsverhalten von Kleinbauern, nachhaltige Landnutzungssysteme wie beispielsweise Agroforstwirtschaft als Anpassungsstrategie gegen die Folgen des Klimawandels umzusetzen.