Digitalisierung in der Arbeitswelt: Fluch oder Segen?

von Boris Ivanov und Oliver Schlenker, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Sie beeinflusst wie, wo und wann wir arbeiten und was wir während der Arbeit machen. Vollautomatische Maschinen, Roboter und künstliche Intelligenz übernehmen manche Tätigkeiten und schaffen gleichzeitig neue Aufgabenfelder und Berufe. Beispielweise müssen Architekten bzw. Architektinnen heute dank digitaler Designsoftware ihre Entwürfe nicht mehr aufwendig von Hand zeichnen. Dafür haben sie mehr Zeit für die Gestaltung und können in Abstimmung mit den Kunden jederzeit Änderungen vornehmen.

Digitalisierung bringt Vorteile mit sich: oftmals übernimmt die Technik Tätigkeiten, die eintönig, anstrengend oder gar gefährlich sind. Dies ermöglicht uns Menschen, uns auf das zu konzentrieren, was wir am besten können – zum Beispiel kreatives Denken oder der Umgang mit anderen Menschen. Außerdem werden wir dank digitaler Technologien flexibler. Mittlerweile arbeiten viele Menschen wo und wann sie wollen und können damit beispielsweise den Beruf und die Bedürfnisse ihrer Familie besser miteinander vereinbaren.

Doch die Digitalisierung birgt auch Herausforderungen. Wenn bestimmte Fähigkeiten mehr oder weniger stark gebraucht und entlohnt werden, dann entsteht Ungleichheit. Manche Menschen haben Schwierigkeiten, mit dem Tempo der Digitalisierung mitzuhalten und teilweise nicht die Möglichkeit, sich ausreichend fortzubilden. In der Folge verlieren Menschen ihre Jobs, finden jedoch keinen zu ihren erlernten Fähigkeiten passenden Ersatz. Das hat nicht nur wirtschaftliche Folgen. Die Angst, ersetzt zu werden oder nicht mithalten zu können, kann auch gesundheitliche Konsequenzen haben. Zudem können die dauernde Erreichbarkeit und die Informationsflut über (soziale) Medien die Menschen überfordern und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwinden lassen.

Sowohl von den Vorteilen als auch von den Nachteilen sind Menschen unterschiedlich stark betroffen. Dies variiert je nach Geschlecht, Alter, Bildungsgrad, erlerntem Beruf und persönlichen Eigenschaften. Wir fragen daher euch: Wie kann sichergestellt werden, dass mehr Menschen von der Digitalisierung profitieren? Brauchen wir neue Regeln für den digitalen Arbeitsplatz, um z.B. exzessive Überstunden zu verhindern? Wer profitiert und wer verliert, wenn alle nur noch im Homeoffice sind? Wie können die Beschäftigten dabei unterstützt werden, mit der Entwicklung mitzuhalten? Welche Rolle haben Arbeitgeber, welche der Staat dabei?

Wir sind gespannt auf eure Vorstellungen von einer Arbeitswelt von morgen und eure Ideen, wie diese bestmöglich funktionieren kann!

Must-Read Literatur

Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft: https://www.denkfabrik-bmas.de/

Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit (2020): https://link.springer.com/article/10.1007/s10273-020-2614-6

Digitalisierung der Arbeitswelt: Bisherige Veränderungen und Folgen für Arbeitsmarkt, Ausbildung und Qualifizierung (2019): https://iab.de/publikationen/publikation/?id=9593321

Auswirkungen der digitalen Arbeit auf die Gesundheit (2018): https://www.barmer.de/firmenkunden/gesund-arbeiten/gesundheitsthemen/digitaler-stress-1056838

Wandel der Geschlechterverhältnisse durch Digitalisierung (2020): https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-007935

Digitalisierung kann altersgerechte Arbeitsplätze schaffen (2018): https://www.bpb.de/themen/soziale-lage/demografischer-wandel/274543/digitalisierung-kann-altersgerechte-arbeitsplaetze-schaffen/

Chancen und Risiken der Digitalisierung für ältere Produktionsarbeiter (2017): https://doku.iab.de/forschungsbericht/2017/fb1517.pdf

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Boris Ivanov

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Boris Ivanov ist seit Januar 2017 Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der angewandten Mikroökonometrie und der empirischen Arbeitsmarktforschung. In seiner Dissertation an der Universität Heidelberg beschäftigt er sich mit den Folgen langfristiger struktureller Wandlungsprozesse auf individuelle Beschäftigte und der sozialen und ökonomischen Integration von Langzeitarbeitslosen. Er studierte im Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre an der RWTH Aachen und erwarb seinen Master in Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg

Oliver Schlenker

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Oliver Schlenker ist seit Mai 2021 Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“. Seine Forschungsinteressen liegen in der empirischen Arbeitsmarktökonomik und der angewandten Mikroökonometrie. Dabei beschäftigt er sich insbesondere mit den arbeitsmarktökonomischen Konsequenzen des technologischen Wandels.

Oliver Schlenker studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Konstanz und der Universität Tor Vergata in Rom mit Studienschwerpunkten auf Public Economics und Ökonometrie. Derzeit promoviert er an der Graduate School of the Social and Behavioural Sciences der Universität Konstanz unter der Supervision von Prof. Dr. Sebastian Findeisen. Zudem arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ in einem Forschungsprojekt zu Digitalisierung, Automatisierung und die Zukunft der Arbeit in postindustriellen Wohlfahrtsstaaten.