Privatsphäre im Internet?
Chancen und Risiken in einer digitalen Welt

von Eliza Stenzhorn, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim

Digitale Technologien haben unser Leben grundlegend verändert: Mit ihrer zunehmenden Leistungsfähigkeit und den stetig sinkenden Kosten für Datenspeicherung können Unternehmen heute große Mengen an persönlichen Informationen sammeln, speichern und analysieren. Persönliche Daten haben sich dadurch mittlerweile zu einer wertvollen Geschäftsressource entwickelt: Informationen wie Alter, Geschlecht, besuchte Websites, gekaufte Produkte oder geteilte Inhalte in sozialen Netzwerken können von Unternehmen kommerziell genutzt werden. Sie nutzen diese Informationen, um z. B. Werbung direkt auf uns zuzuschneiden oder Preise für Produkte individuell anzupassen.

Während persönliche Daten eine zentrale Rolle für das wirtschaftliche Wachstum spielen, steigt parallel die Sorge um den Schutz der individuellen Privatsphäre im Internet (Schneider und Inhoffen, 2018). Ein bekanntes Beispiel ist der Cambridge Analytica-Facebook-Skandal von 2016, bei dem umfangreiche Umfrageforschung, Datenmodellierung und Algorithmen genutzt wurden, um US-Wähler/innen mit maßgeschneiderten Informationen über einen politischen Kandidaten via Facebook anzusprechen und so das Wahlverhalten zu beeinflussen (Lewis und Hilder, 2018). In einem Zeitalter, in dem persönliche Daten häufig als das „neue Öl“ bezeichnet werden (The Economist, 2017), stehen wir vor der Frage: Wie schaffen wir es, technologische Innovation und wirtschaftliche Interessen mit dem Schutz der Online-Privatsphäre in Einklang zu bringen?

Eurer Kreativität bei den Fragestellungen sind keine Grenzen gesetzt. Ihr könnt das Thema allgemein beleuchten und beispielsweise einen Literaturüberblick erarbeiten oder spezifischere Fragen beantworten. Hier einige Beispiele:

  • Brauchen wir ein digitales Menschenrecht auf Privatsphäre?
  • Wie könnte ein fairer Umgang mit persönlichen Daten in der digitalen Welt aussehen? Welche (neuen) Datenschutzgesetze wären dafür notwendig?
  • Welche Maßnahmen können Menschen ergreifen, um ihre Online-Privatsphäre zu schützen, und wie effektiv sind sie? Wie könnte das Bewusstsein für effektive Maßnahmen in der Gesellschaft gestärkt werden?
  • Schützen bestehende Datenschutzgesetze, wie beispielsweise die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), unsere Online-Privatsphäre ausreichend? Können diese Gesetze mit den schnellen technologischen Entwicklungen Schritt halten?
  • Wie kann Datenschutz gewährleistet werden, ohne die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Standort zu beeinträchtigen? Kann Datenschutz sogar ein Standortvorteil sein?
Must-Read Literatur

Baumann, M.-O. (2015). Privatsphäre als neues digitales Menschenrecht? Ethische Prinzipien und aktuelle Diskussionen. In: Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (Hrsg.): DIVSI Diskussionsbeiträge07. (wird zur Verfügung gestellt)

Weiterführende Literatur

Acquisti, A., Taylor, C. und Wagman, L. (2016). The economics of privacy. Journal of Economic Literature, 54(2), 442-492.

Goldfarb, A. und Que, V. F. (2023). The economics of digital privacy. Annual Review of Economics, 15(1), S. 267–286.

Lewis, P. und Hilder, P. (2018). Leaked: Cambridge Analytica’s blueprint for Trump victory. Online verfügbar unter: https://www.theguardian.com/uk-news/2018/mar/23/leaked-cambridge-analyticas-blueprint-for-trump-victory. Letzter Zugriff: 20. Juli 2024.

Rusch, L. (2024). Datenschutz: Indra Spiecker: „Es fehlt politischer Mut“. Tagesspiegel Background: 21. Juni 2024. Online verfügbar unter: https://background.tagesspiegel.de/digitalisierung-und-ki/briefing/indra-spiecker-es-fehlt-der-politische-mut. Letzter Zugriff: 20. Juli 2024.

Schneider, P. und Inhoffen, L. (2018). Die Mehrheit der Deutschen zweifelt am Datenschutz. Online verfügbar unter: https://yougov.de/technology/articles/20095-die-mehrheit-der-deutschen-zweifelt-datenschutz-de. Letzter Zugriff: 26. Juli 2024.

Solove, D. J. (2021). The myth of the privacy paradox. George Washington Law Review, 89.

Solove, D. J. (2023). The limitations of privacy rights. Notre Dame Law Review, 98.

The Economist (2017). The world’s most valuable resource is no longer oil, but data: The data economy demands a new approach to antitrust rules. Online verfügbar unter: https://www.economist.com/leaders/2017/05/06/the-worlds-most-valuable-resource-is-no-longer-oil-but-data. Letzter Zugriff: 19. September 2024.

Tucker, C. E. (2024). The economics of privacy: An agenda. In: Goldfarb, A. und Tucker, C. E. (Hrsg.): The Economics of Privacy. University of Chicago Press.

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Das Thema wird betreut von

Eliza Stenzhorn

Foto: Privat

Eliza Stenzhorn studierte Sozialwissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Universität Trier und hat an der Universität Bremen promoviert. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich ‚Digitale Ökonomie‘ am ZEW. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Industrie- und Verhaltensökonomik, mit besonderem Fokus auf die ökonomischen Auswirkungen der Digitalisierung.