Tilman-Riemenschneider-Gymnasium aus Osterode im Harz

Harz-Fashion – Altes Wissen neu entdeckt

Unser Problem:
Als Kernproblem unseres Themas „Green Textiles – Ideen für nachhaltige Textilinnovationen für unseren Alltag“ haben wir das Konzept von Fast-Fashion identifiziert, weil hierbei übermäßig natürliche Ressourcen dauerhaft der Natur entnommen und verbraucht werden. Gleichzeitig sind die verwendeten Materialien für Kleidung oft nicht nachhaltig, denn sie werden mit giftigen und umweltschädlichen Chemikalien behandelt. Zudem wird ein Drittel des Mikroplastiks im Meer durch Textilien verursacht. Ein weiterer Aspekt, der auch später bei der Lösungsfindung eine Rolle gespielt hat, umfasst das Verwenden von Baumrinde in der Holzindustrie als Abfallprodukt. Etwa 60 Millionen Tonnen Baumrinde fallen pro Jahr in der Holzindustrie an, die ohne nachhaltigen Mehrwert zum Großteil verbrannt werden.​

Unsere Lösungsidee:
In Uganda gibt es schon lange die Technik aus dem Mutuba, einem Feigenbaum, Stoffe und Kleidung herzustellen. Dies sollte auch in Europa möglich sein, um eine nachhaltige Materialalternative für Kleidung zu haben. Dabei soll Baumrinde als Abfallprodukt der Holzindustrie genutzt werden und in Zusammenarbeit mit Textilunternehmen zu Stoffen für Kleidung weiterverarbeitet werden. In Deutschland wäre eine Alternative für den Mutuba-Baum die Kiefer, die gleichzeitig auch im Harz zur Aufforstung genutzt werden kann. Durch unsere Idee sollen somit nicht nur natürliche Ressourcen geschont, sondern es soll sogar eine Verbesserung der aktuellen ökologischen Situation geben.​

Unsere Zielgruppen:
Zu den Akteuren, die unsere Idee umsetzen können, gehört die Holzindustrie. Diese müsste zum Teil ihre Prozesse umstellen, um die Rinde zum richtigen Zeitpunkt und so zu isolieren, dass sie weiterverarbeitet werden kann. Dafür wäre es möglich, dass sie die Technik, wie bei der Produktion von Furnierholz. Zudem müssten Unternehmen in der Textilherstellung einen neuen Zweig aufbauen, um die Baumrinde weiterzuverarbeiten. Dafür ist es wichtig, dass es auch Konsumenten gibt, die diese Produkte kaufen, weshalb auch das Anregen eines Umdenkens in der Gesellschaft dazugehört. Ein weiterer wichtiger Akteur könnte auch der Staat sein, der die Produktion dieses nachhaltigen Textilmaterials subventionieren könnte, um den Einstieg in den Markt zu erleichtern.​

Unser Ziel:
Baumrinde ist auf verschiedenen Ebenen als Material für Kleidung nachhaltig. Wir wünschen uns, dass mit unserer Idee ein neuer nachhaltiger Zweig in der Textilindustrie geschaffen wird und es ein Umdenken in der Gesellschaft gibt, bewusster Kleidung zu kaufen. Es ist sowohl ökologisch nachhaltig, weil die Baumrinde ohne Chemikalien verpresst wird, eine lange Lebensdauer hat und gut recycelbar ist, aber es bietet auch gesellschaftliche Vorteile. Durch die unmögliche identische Reproduzierbarkeit der Stoffe und damit der Kleidung wird dem Fast-Fashion-Wahn entgegengewirkt und die Individualität bekräftigt. Gleichzeitig soll auch immer ein gutes und faires Arbeitsverhältnis gewährleistet sein und ohne viele Transportwege klimaschonend gearbeitet werden. Ökonomische Vorteile liegen besonders darin, dass Baumrinde als Abfallprodukt der Holzindustrie genutzt werden kann und damit ein billiger Rohstoff ist.​

Wissenschaftliche Basis:
Bei unserer Recherche sind wir auf Charlett Wenig gestoßen, die ihre Doktorarbeit über die Verarbeitung von Baumrinde geschrieben hat. Dadurch konnten wir einige Informationen über die Beschaffenheit und Verarbeitung von Baumrinde sammeln. Zudem haben wir mit einem lokalen Förster aus dem Harz ein persönliches Gespräch geführt, der uns ebenfalls Informationen über die aktuelle Situation im Harz, die Aufforstungsmöglichkeiten und die Beschaffenheit der Rinde von verschiedenen Baumarten gegeben hat.​

Darüber möchten wir diskutieren:
Bei der Weiterentwicklung unserer Idee würden uns weitere Informationen über die Beschaffenheit von Baumrinde als Material helfen, aber auch ökonomische und fachliche Informationen über die Produktion und Verarbeitung von Holz in Holzindustrieunternehmen.​

Diese Fragestellung diente als Grundlage für die Idee des Schulteams:

„Green Textiles – Ideen für nachhaltige Textilinnovationen für unseren Alltag“

von Prof. Dr. Nicole Gottschalck, Bucerius Law School

Die Textilindustrie spielt eine entscheidende Rolle für unseren Alltag, von Kleidung über Heimtextilien bis hin zu technischen Textilien, z.B. im Sport und in der Medizin. Diese Vielfalt birgt enorme ökonomische Potenziale, aber auch ökologische und soziale Herausforderungen. Angesichts steigender Nachfrage, begrenzter Ressourcen und gravierender Auswirkungen unseres Textilkonsums auf die Umwelt und Sozialsysteme ist es dringend erforderlich, die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten.
Die Herausforderungen im Lebenszyklus von Textilien sind vielfältig: Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung und Entsorgung sind leider allzu oft eng mit Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen verbunden. Dabei ist wesentlich besser bekannt, welche Auswirkungen unser Konsum von Bekleidung auf Umwelt und Sozialsystem hat, als unser Konsum von technischen Textilien (z.B. Kunstrasen, Segel, Atemschutzmasken) oder Alltagstextilien (z.B. Vorhänge, Teppiche, Servietten).
Die fortschreitende Forschung hat zu innovativen Ansätzen geführt, die Nachhaltigkeit in der Textilindustrie zu fördern. Doch es bedarf weiterer kreativer Lösungen und innovativer Geschäftsmodelle, um die ökologischen und sozialen Fußabdrücke von Textilien zu reduzieren, ohne dabei Kompromisse bei Funktionalität und Ästhetik einzugehen. Das gilt insbesondere für technische Textilien und Alltagstextilien.

Die Teams beim YES! – Young Economic Solutions Wettbewerb sind dazu eingeladen, aus verschiedenen Blickwinkeln heraus innovative Lösungsansätze zu entwickeln, um die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten. Egal ob es um die Wahl umweltfreundlicher Materialien, um verantwortungsbewusstes Design oder um Konzepte für die Verlängerung der Produktlebensdauer geht – eure Ideen haben im doppelten Wortsinn das Potenzial, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

  • Wie können wir umweltfreundliche Materialien und Produktionsmethoden in technischen Textilien und Alltagstextilien integrieren?
  • Welche Rolle spielen Design und Ästhetik bei der Förderung nachhaltiger Textilinnovationen?
  • Wie können wir die gesamte Lebensdauer von Textilien verlängern, von der Herstellung bis zur Entsorgung?
  • Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Verbrauchern gestärkt werden, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln?

Dr. Nicole Gottschalck ist seit September 2020 Juniorprofessorin für Personnel Economics an der WHU – Otto Beisheim School of Management. In ihrer Lehrtätigkeit befasst sie sich seit mehr als fünf Jahren mit Fragen der Nachhaltigkeit mit einem besonderen Fokus auf die Textilindustrie und die Baubranche.

Gefördert durch die Joachim Herz Stiftung ist Dr. Nicole Gottschalck als WHU Assistant Professor Business mit der Bucerius Law School assoziiert. Sie promovierte am IHK – Lehrstuhl für kleine und mittlere Unternehmen der WHU zum Thema Mitarbeiterbindung in unterschiedlichen Unternehmenskontexten.