„Treffen sich eine Behörde und ein Start-up…“ – Wie kann die öffentliche Beschaffung den Markteinstieg für Start-ups unterstützen?
von Dr. Bastian Krieger, Lena Füner, Linus Strecke, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim
Start-ups fördern Innovation und wirtschaftliche Entwicklung. Ihre Agilität, Risikobereitschaft und bahnbrechenden Lösungen treiben den Fortschritt in verschiedenen Branchen voran und tragen zur Bewältigung von Umwelt-, Gesundheits- und demografischen Herausforderungen bei. Allerdings sehen sich Start-ups häufig mit Herausforderungen hinsichtlich der Nachfrage nach ihren Produkten konfrontiert, wie z. B. der Einschätzung der Höhe der Nachfrage, dem Erreichen einer ersten Zugkraft im Markt und begrenzten Ressourcen für die Skalierung ihrer Produktion.
Der öffentliche Sektor hat mit rund 500 Milliarden Euro einen erheblichen Anteil an der Nachfrage in Deutschland. Folglich haben die Beschaffungsbehörden das Potenzial, Start-ups zu fördern, indem sie
- informative Ausschreibungen veröffentlichen, die bestehende Marktchancen aufzeigen,
- Start-up-Firmen ein erstes Nachfrageniveau bieten und es ihnen ermöglichen, frühzeitig zu skalieren, und
- ein positives Qualitätssignal an andere potenzielle Kunden von Start-up-Unternehmen senden.
Neugründungen sehen sich jedoch bei öffentlichen Ausschreibungen mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, wie z. B. begrenzten Ressourcen für die Vorbereitung ihrer Angebote und einem Mangel an Nachweisen von bereits erbrachter Leistungen. Infolgedessen können komplexe Ausschreibungsverfahren durch die Beschaffungsbehörden und das geringe Alter von Neugründungen ihre Chancen beeinträchtigen, von der öffentlichen Nachfrage zu profitieren.
Um das Potenzial des öffentlichen Auftragswesens zur Förderung von Unternehmensgründungen zu nutzen, hat die deutsche Bundesregierung beschlossen, das öffentliche Auftragswesen in ihre Gründungsstrategie aufzunehmen. Die Strategie zielt insbesondere darauf ab,
- den Zugang zu Informationen über offene Ausschreibungen zu erleichtern,
- die Möglichkeiten zur Berücksichtigung von Start-ups bei innovativen Ausschreibungen zu prüfen,
- Start-ups über ihre Möglichkeiten zur Teilnahme an Ausschreibungswettbewerben zu informieren und
- die Vergabebehörden für die Besonderheiten von Start-ups zu sensibilisieren.
Auch wenn die Ausrichtung der Start-up-Strategie vielversprechend ist, werden weitere konkretere Ideen benötigt, um Start-ups bei der Nutzung des öffentlichen Beschaffungswesens zur Bewältigung ihrer Nachfrageprobleme zu unterstützen. Dies ist eure Aufgabe im Rahmen dieses Themas der YES! 2024.
Ein Ausgangspunkt für die Eingrenzung auf ein bestimmtes Thema sind die folgenden Fragen:
- Wie können sich Start-ups in den komplexen öffentlichen Beschaffungsprozessen effektiv zurechtfinden?
- Welche Strategien können Start-ups anwenden, um begrenzte Ressourcen zu überwinden und Glaubwürdigkeit im öffentlichen Auftragswesen zu erlangen?
- Wie können Beamt:innen des öffentlichen Beschaffungswesens dazu angeregt werden, Start-ups als Lieferant:innen zu berücksichtigen und auszuwählen?
- Wie wirkt sich die risikoscheue Natur des öffentlichen Beschaffungswesens auf Start-ups aus, und wie kann diese Voreingenommenheit behoben werden?
- Was sind die Erfolgsgeschichten von Start-ups im öffentlichen Beschaffungswesen, und wie können diese Erkenntnisse mit anderen geteilt werden?
Must-Read Literatur
Informationen von KOINNO https://www.koinno-bmwk.de/startups-innovative-kmu/die-oeffentliche-beschaffung/
– Beschreibung öffentlicher Beschaffung
Start-Up Strategie 2022 https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Existenzgruendung/start-up-strategie-der-bundesregierung.pdf?__blob=publicationFile&v=10
– Einführung – Zeigt die Bedeutung von Start-ups
– Abschnitt 10 – Wie kann die öffentliche Beschaffung Start-Ups unterstützen?
Wissenschaftlicher Artikel: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/08985626.2010.546433
– Eine qualitative Analyse der Verbindung von öffentlicher Beschaffung und lokalen Firmen
KOINNO Flyer https://toolbox.koinno-bmwi.de/api/tool-resource/5ed73e76b26b7000f8bd0f26/Handout_Startup%20und%20innovationsfreundliche%20Vergabe_April%202020.pdf
– Zeigt, wie junge und kleine Firmen bei öffentlichen Ausschreibungen unterstützt werden können
Weiterführende Literatur
DIW Wochenbericht https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.572655.de/17-49-3.pdf
– Zeigt beispielhaft die Herausforderungen der Behörden mit nachhaltiger Beschaffung
FDP Press Release https://fdp-landtag-bw.de/pressemitteilungen/reith-staerkere-einbeziehung-von-start-ups-in-oeffentliche-beschaffung-ist-richtig-leider-dauerte-es-nur-fast-drei-jahre/
– Ein Statement zur öffentlichen Beschaffung und Start-ups von der FDP
Wirtschaftsdienst
– Ein Artikel eines YES!-Teams von 2022 über die Verbindung von Behörden, Firmen und der Bevölkerung bei nachhaltigen Beschaffugnsprozessen https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2022/heft/12/beitrag/umweltfreundliche-oeffentliche-beschaffung-foerdern-mit-people-public-private-partnership.html
Wissenschaftlicher Artikel https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048733322000440?via%3Dihub
– Eine quantitative Analyse von großen vs. kleinen und mittelständischen Unternehmen und Beziehung zu nachhaltigen öffentlichen Beschaffungen
Das Thema wird betreut von
Bastian Krieger
Dr. Bastian Krieger ist Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“. Der Fokus seiner Arbeit liegt insbesondere auf einer quantitativen Analyse der Zusammenarbeit von Unternehmen mit Kunden/-innen, öffentlichen Behörden, Forschungseinrichtungen und Industriepartnern. Des Weiteren ist er Ansprechpartner des Forschungsschwerpunkts .
Er hat an der Universität Luxemburg promoviert. Des Weiteren schloss er das Doppel-Masterprogramm der Justus-Liebig-Universität Gießen und der University of Wisconsin-Milwaukee ab und besuchte innerhalb seines weitergehenden Studiums regelmäßig Doktorandenkurse der Universität Mannheim.
Bastian Krieger besuchte als Gastwissenschaftler die KU Leuven und die ETH Zürich. Des Weiteren ist er Gastwissenschaftler am Forschungsdatenzentrum der Bundesbank. Zudem hielt er verschiedene Vorlesungen an der Technischen Universität München, der University of Wisconsin-Milwaukee, der KU Leuven und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
Lena Füner
Lena Füner ist seit Oktober 2019 Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ und seit August 2020 Doktorandin an der TU München. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Unternehmensdynamik. Hierbei fokussiert sie sich auf die Analyse des Gründungsgeschehens im Zusammenhang mit regionalen Strukturen.
Lena Füner absolvierte ihr Bachelorstudium in Business Administration and Economics an der Universität Passau. Darauf aufbauend studierte sie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Masterprogramm Economics mit dem Schwerpunkt Economics and Politics.
Linus Strecke
Linus Strecke arbeitet am ZEW in Mannheim im Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“. Er studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und an der Université Paris Nanterre Volkswirtschaftslehre. In seiner Masterarbeit untersuchte er die Effekte von Produktbeschaffung auf das Innovationsverhalten von Unternehmen.