Von der „Old School“ zur „New School“! – Aber wie?
von Prof. Dr. Michael Weyland, Rainer Appenzeller und Marco Vietinghoff, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Was und wie sollen Schülerinnen und Schüler im 21. Jahrhundert lernen? Sind Gedichtanalysen und Bruchterme noch zeitgemäß, oder brauchen wir neue Schulfächer, z.B. Wirtschaft oder Informatik? Taugt das 45-Minuten-Raster, die Textlastigkeit und das viele Sitzen zum Lernen? Oder gibt es Erkenntnisse moderner Wissenschaften, die unsere Art zu unterrichten vielleicht sogar revolutionieren könnten?
Wir – ein langjähriger Schulleiter, ein Edupreneurship-Coach und ein Professor für Wirtschaftswissenschaften und ihre Didaktik – sind davon überzeugt, die vierte Frage eindeutig mit „ja“ beantworten zu können, und möchten mit Ihnen
dazu ins Gespräch kommen. Wir präsentieren aktuellste neurowissenschaftliche, verhaltensökonomische und (wirtschafts-) didaktische Erkenntnisse, die eine Revolution des Lernens nahelegen. „Von der Old School zur New School“ – diesen
Weg möchten wir mit Ihnen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und fernab parteipolitischer Ideologien oder Grabenkämpfe gemeinsam gehen.
Unser Thema möchten wir dazu aus der Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen betrachten. Das Kernproblem besteht darin, herauszufinden, welche Lehr-Lern-Arrangements von Bedeutung sind (Wirksamkeit) und wie Lernprozesse gestaltet werden müssen, damit sie gelingen (Effizienz). Bei der Suche nach einer klugen Antwort auf diese zentrale Frage stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Dazu vorab nur drei Aspekte, die aus wissenschaftlichen Studien bekannt sind, aber nur selten diskutiert werden:
- Erfolg im Leben hat, wer geduldig ist: Wir wissen, dass „Ausdauer“ wichtiger ist als Talent. Genau genommen ist die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub, wie man das wissenschaftlich nennt, für schulische Leistungen noch bedeutsamer als der IQ. Aber wie können wir Geduld und Ausdauer trainieren?
- Erfolg im Leben hat, wer nachhaltig lernt: In unserer digitalen Welt wird viel zu häufig „Pauken“ mit Lernen verwechselt – und schon zwei Wochen nach der Klausur ist wieder alles vergessen. Nachhaltig lernt hingegen, wer auf echtes Verstehen setzt – und über gut ausgeprägte exekutive Funktionen verfügt. Das hilft nicht nur beim Abitur, sondern auch im Studium und im späteren Beruf. Wie können wir das trainieren?
- Erfolg im Leben hat, wer kluge Entscheidungen trifft: Wir leben in einer Welt der Freiheit, aber auch der Ungewissheit und des Risikos (Risiko- bzw. Multioptionsgesellschaft). „Entscheidungstraining“ steht aber dennoch nicht – oder nur sehr selten – im Lehrplan. Wie lässt sich das ändern?
Must-Read Literatur
Sutter, Matthias/ Weyland, Michael (2021):Was bewirkt die Vermittlung von finanzieller Grundbildung in der Schule? In: Mint-Zirkel, 15.01.2021
https://mint-zirkel.de/2021/01/vermittlung-finanzieller-grundbildung-schule/
Weiterführende Literatur
Beck, Henning (2020): Das neue Lernen heißt Verstehen. 3. Aufl., Berlin.
Gigerenzer, Gerd (2014): Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft. 6. Aufl., München.
Hattie, John (2024): Visible Learning 2.0. Deutschsprachige Ausgabe von „Visible Learning: The Sequel“. Übersetzt von Stephan Wernke und Klaus Zierer, Baltmannsweiler.
Sutter, Matthias (2018): Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent. 2. Aufl., Wals bei Salzburg.
Das Thema wird betreut von
Michael Weyland
Prof. Dr. Michael Weyland ist Leiter des iföb – Instituts für Ökonomische Bildung und Professor für Wirtschaftswissenschaften und Wirtschaftsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Wirtschaftsdidaktik, Verhaltensökonomik und Pädagogische Professionalisierung.
Rainer Appenzeller
Rainer Appenzeller ist akademischer Mitarbeiter am Institut für ökonomische Bildung an derPH Ludwigsburg. Er beschäftigt sich mit der Thematik „Förderung der exekutiven Funktionen“ und der damit verbundenen neurologischen Auswirkungen bei den Lernenden. In seinen Seminaren werden Methoden angeboten und umgesetzt, die besonders bei der Förderung der Selbstregulationskompetenzen eine bedeutende Rolle spielen.
Marco Vietinghoff
Marco Vietinghoff, ausgebildeter Gymnasiallehrer für Sozialwissenschaften und Latein, arbeitet seit Mai 2023 am Institut für ökonomische Bildung der PH Ludwigsburg und beschäftigt sich dort schwerpunktmäßig mit Projekten und Wettbewerben, vorwiegend im Bereich der Entrepreneurship Education.