Barrieren der Energiewende:
Wo sie stehen und wie wir rüber springen
von Dr. Mathias Mier und Till Fladung,
ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
Energiewende? Na klar! Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Ein zentraler Bestandteil hiervon ist die Energiewende. Politik, Gesellschaft und Wissenschaft sind sich einig: Die Schlüsselsektoren, wie Industrie und Verkehr, sollen möglichst elektrifiziert werden. Dabei soll dieser Strom aus Erneuerbaren Energien und ohne den Ausstoß von Treibhausgasen produziert werden (BpB, 2023). Was in der Theorie einfach klingt, birgt in der Praxis Herausforderungen, die als Barrieren für eine erfolgreiche Energiewende gelten. Diese betreffen individuelle, technologische, ökologische sowie gesellschaftliche Teilbereiche. Hierfür sind kreative Lösungen gefordert.
Individuell:
Für erneuerbare Energien sind Sonne und Wind entscheidend, die jedoch nicht immer verfügbar sind, während der Strombedarf konstant bleibt. Damit Deutschland in Zukunft auf Kohle- und Gasreserven verzichten kann, ist die Flexibilisierung der Nachfrage von Unternehmen und Haushalten ein zentraler Schritt (EWI, 2018).
Technologisch:
Da nicht der gesamte Energiebedarf mit Wind, Sonne und Wasserkraft gedeckt werden kann, gelten Batterien, Wasserstoff und Carbon Capture and Storage (CCS) als Schlüsseltechnologien auf dem Weg zur Klimaneutralität (BpB, 2023). In Politik und Wissenschaft wird kontrovers diskutiert, welche Vor- und Nachteile diese Technologien haben und wie sie die Wirtschaft beeinflussen (GEO, 2022; Tagesschau, 2023).
Ökologisch und Gesellschaftlich:
Auch erneuerbare Energien und Speichertechnologien erfordern Ressourcen und Flächen, was negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft hat. Themen wie globale Verteilungsgerechtigkeit (GEO, 2022), Landnutzungskonflikte, Biodiversität (NABU, 2024) und sozialer Widerstand (Utopia, 2024) spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Diese Barrieren müssen überwunden werden, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Dafür braucht es zwei Grundpfeiler: Eine informierte öffentliche Debatte und konkrete Lösungsvorschläge. Die Schüler:innen sind eingeladen, sich eines dieser Themen auszuwählen, es zu diskutieren und eigene Vorschläge zu erarbeiten. So überwinden wir gemeinsam die Hürden der Energiewende.
Mögliche Fragestellungen:
- Wie schaffe ich/meine Mitschüler:in/wir alle es, uns besser dem schwankenden Produktionsmöglichkeiten erneuerbarer Energien anzupassen?
- Wasserstoff und CCS: Grüne Zukunft oder Weiterführung einer fossilen Wirtschaftsweise?
- Wie begeistert man Menschen für die Energiewende und beseitigt so kommunalen Widerstand?
Must-Read Literatur
BpB, 2023: https://www.bpb.de/themen/klimawandel/dossier-klimawandel/509873/energiesektor-als-schluessel-zur-klimaneutralitaet/#:~:text=Welche%20Chancen%20und%20Herausforderungen%20sind%20mit%20der%20Energiewende%20verbunden?%20Was (aufgerufen am 26.09.2024)
Tagesschau, 2023: https://www.tagesschau.de/wissen/ccs-105.html#:~:text=Deutschland%20hat%20sich%20festgelegt:%20Bis%202045%20soll%20das%20Land%20klimaneutral (aufgerufen am 26.09.2024)
Weiterführende Literatur
GEO, 2022: https://www.geo.de/wissen/elektroautos–woher-kommen-die-rohstoffe–31564220.html#:~:text=Noch%20ben%C3%B6tigt%20die%20Herstellung%20ihrer%20Batterien%20viel%20Material%20und%20Energie. (aufgerufen am 26.09.2024)
Utopia, 2024: https://utopia.de/ratgeber/nimby-veraenderung-ja-aber-bitte-mit-abstand_733831/#:~:text=September%202024,%2018:00%20Uhr.%20Der%20Begriff%20%22Nimby%22%20steht%20f%C3%BCr%20Menschen, (aufgerufen am 26.09.2024)
NABU, 2024: https://brandenburg.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/energie/windkraft/32923.html (aufgerufen am 26.09.2024)
Tagesschau, 2022: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/wasserstoff-energie-101.html#:~:text=Wasserstoff%20kann%20sehr%20viel%20Energie%20speichern,%20mehr%20als%20fossile%20Brennstoffe: (aufgerufen am 26.09.2024)
Das Thema wird betreut von
Mathias Mier
Dr. Mathias Mier ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen. Er promovierte 2019 an der Carl-von-Ossietzky Universität in Oldenburg. Seine Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle zwischen Energie- und Umweltökonomik. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und einer anstehenden europäischen Energiewende im Sinne der vollständigen Dekarbonisierung aller Wirtschaftssektoren, interessiert er sich besonders dafür wie Märkte designt und Unternehmen reguliert bzw. unterstützt werden müssten. Auch analysiert er Wirkweisen energie- und umweltpolitischer Instrumente (wie den EU ETS) sowie Verteilungseffekte. Er verfasste zahlreiche Artikel zu angewandten wirtschaftspolitischen Fragestellungen in internationalen Fachzeitschriften sowie Politik- und Medienbeiträge.
Till Fladung
Till Fladung ist Doktorand im Department für Energie, Klima und Ressourcen des ifo-Instituts in München. Sein Forschungsschwerpunkt ist Energiesystemmodellierung mit einem Fokus auf Elektrizitätsmärkte. Vergangene Projekte befassten sich mit Marktmacht und Politikmaßnahmen zur Entlastung von Bürger:innen während der Energiekrise.