#GoByBike – Potentiale, Hindernisse und Anreize bei der Substitution von Pkw durch Fahrräder oder E-Bikes

von Julia Pfeiffer und Manuel Schweizer, Technische Hochschule Ingolstadt

Der Verkehrssektor hat seine im Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) festgelegten Emissionsziele für das Jahr 2021, trotz Mobilitätseinschränkung durch die Pandemie, verfehlt. Mit einem Ausstoß von rund 148,1 Mio. Tonnen CO?-Äquivalent wurde die nach dem KSG zulässige Jahresemissionsmenge von 145 Mio. Tonnen CO?-Äquivalent um 3,1 Mio. Tonnen überschritten (BMDV, 2022). Durch den Umstieg auf das Fahrrad als emissionsfreies Verkehrsmittel könnten in großem Umfang Emissionen – etwa 140 g Treibhausgas-Emissionen pro ?Personenkilometer? gegenüber dem Pkw (UBA, 2021) – eingespart werden. Insbesondere bei kurzen Strecken von bis zu 5 km aber auch mittleren Distanzen zwischen 5-10 km ist das Verlagerungspotential hoch. Immerhin finden auf kurzen Distanzen rund 50 % der Autofahrten statt. Diese Strecken liegen dabei im Entfernungsbereich, bei dem das Fahrrad bzw. E-Bike das schnellste Verkehrsmittel, sofern infrastrukturell erschlossen, darstellt (vgl. UBA 2021).

Mit einem Sofortprogramm, dass nach dem KSG vom zuständigen Bundesministerium für Digitales und Verkehr entwickelt wurde, soll nun im Rahmen einer „Ausbauinitiative Radverkehrsinfrastruktur – aktive Mobilität“ der Umstieg auf das Fahrrad gefördert und unterstützt werden (BMDV, 2022). Anreize können dabei durch sog. Push-Faktoren (z.B. Infrastruktur bzw. unterstützenden Maßnahmen) oder durch Pkw-restriktive Pull-Faktoren gesetzt werden. Auch Einrichtungen wie z.B. Schulen oder Arbeitgeber haben dabei große Potentiale, um Radfahren auf alltäglichen Wegen attraktiver zu gestalten. Die Initiative Aktion FahrRad sucht beispielweise jährlich nach „Deutschlands fahrradfreundlichste Schule“. Um im Rahmen der „YES! 2023“-Projekte einen Beitrag zu leisten, könnten die nachfolgenden Fragestellungen, auch im Bezug zur jeweiligen Region oder Einrichtung/Schule, bearbeitet werden:

Was sind die Hindernisse, um, insbesondere bei Kurzstrecken, auf das Fahrrad umzusteigen?
Wie können mehr Pkw-Fahrten durch Fahrradfahrten substituiert werden?
Welche Anreize können durch Einrichtungen wie z.B. Schulen für den Umstieg auf das Fahrrad geschaffen werden?

Must-Read Literatur

BMVD (2022). Sofortprogramm für den Sektor Verkehr aufgrund einer Überschreitung der zulässigen Jahresemissionsmenge für das Jahr 2021 auf Grundlage von § 8 Absatz 1 KSG. https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2022/051-wissing-sofortprogramm-zur-einhaltung-der-klimaziele-im-verkehrssektor.html (abgerufen am 19. Juli 2022)

UBA (2021). Radverkehr – Vorteile des Fahrradfahrens. https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/radverkehr#vorteile-des-fahrradfahrens (abgerufen am 19. Juli 2022)

NACTO (2020). Designing Streets for Kids (globaldesigningcities.org)

AktionfahrRad (2022). www.aktionfahrrad.de

ADFC (2020): Handbuch Fahrradfreundlicher Arbeitgeber. https://www.fahrradfreundlicher-arbeitgeber.de

Weitere Literaturvorschläge

Radverkehrsoffensive des BMDVl

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Das Thema wird betreut von

Julia Pfeiffer

Seit 2021 ist Julia Pfeiffer wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungs- und Transferzentrum Nachhaltigkeit Neuburg (ForTraNN) und arbeitet derzeit im Cluster Nachhaltige Entwicklung des Transferprojekts „Mensch in Bewegung“. Sie ist zuständig für die Bereiche Umweltbildung, Förderung nachhaltiger Lebensstile, nachhaltiger Geschäftskonzepte, insb. bei klein- und mittelständischen Unternehmen, sowie Nachhaltiger Mobilität. Julia Pfeiffer hat 2020 ihren Masterabschluss Kulturwirtschaft an der Universität Passau mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit erworben. In ihrer Masterarbeit hat sie sich vertieft mit Radverkehrsinfrastrukturen in Fahrradstädten im In- und Ausland beschäftigt.

Manuel Schweizer

Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für neue Energie-Systeme (InES) im Bereich Energiesystemtechnik, unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Uwe Holzhammer, bearbeitet Manuel Schweizer im Rahmen des Transferprojekts „Mensch in Bewegung“ verschiedene Fragestellungen der „Nachhaltigen Mobilität“. Dazu zählen insbesondere Analysen und Untersuchungen zur Energie- und Ressourceneffizienz im Bereich der Elektromobilität und möglichen Emissionseinsparungen im Verkehrssektor beispielsweise durch Substitution von Pkw-Fahrten durch umweltfreundlichere Verkehrsträger wie dem Fahrrad. Zuvor konnte Manuel Schweizer sein Masterstudium „Applied Research in Engineering Sciences“ im Themenbereich Ressourceneffizienz erfolgreich an der Technischen Hochschule Ingolstadt abschließen.