Grüne Investitionen: wie können Investitionsentscheidungen von Privatpersonen im Kampf gegen den Klimawandel besser genutzt werden?
von Dr. Marie-Theres von Schickfus und Felicitas Koch, ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
2015 haben sich mit dem Pariser Klimaabkommen über 190 Länder geeinigt, gemeinsam gegen den Klimawandel vorzugehen. Eines der Hauptziele ist, die „Finanzströme mit dem Pfad zu niedrigen Treibhausgasemissionen und einer klimaresistenten Entwicklung in Einklang zu bringen“.
Dazu können neben Regierungen und Banken auch Haushalte durch ihre (nachhaltigen) Konsum- und Anlageentscheidungen beitragen: Haushalte investieren in bestimmte Aktien oder Investmentfonds oder halten Geldeinlagen, welche durch grüne Finanzprodukte bei Banken ebenfalls zur Transformation beitragen können. Zudem können Haushalte bei Investitionen in Sachmittel wie Immobilien, Autos oder Heizungen ebenfalls einen Beitrag leisten, wenn sie nachhaltige oder energiesparende Alternativen wählen. Nachhaltige Finanzanlagen sind – zumindest teilweise – den Haushalten in Deutschland bekannt, es gibt aber noch großes Ausbaupotential: die deutsche Entwicklungsbank KfW berichtet aus einer Umfrage von 2024, dass ca. 14% der deutschen Haushalte grüne Finanzanlagen bereits nutzen. Dies trifft besonders auf private Investoren der Altersgruppe 18-30 Jahre sowie Haushalte mit hohem Einkommen zu. Weitere 30% der Haushalte können sich die Nutzung grüner Geldanlagen vorstellen; für ca. 53% der Haushalte ist dies jedoch nicht vorstellbar.
Ein Hindernis für die Beteiligung von privaten Haushalten am grünen Finanzmarkt ist fehlende finanzielle Bildung. Aber auch sogenanntes Greenwashing, also der Versuch, Produkten durch Marketing ein falsches grünes Image zu verpassen, kann durch abnehmende Glaubwürdigkeit nachhaltiger Finanzprodukte ein Problem darstellen. Dem sollen Nachhaltigkeitsbewertungen und -labels Abhilfe schaffen: im Rahmen des EU Aktionsplans zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum müssen Unternehmen als auch Finanzmarktakteure Nachhaltigkeitsinformationen zu Unternehmen und Finanzprodukten offenlegen. Damit sollen informiertere Anlageentscheidungen getroffen werden und Kapitalflüsse zu CO2-armen Wirtschaftsaktivitäten gesteuert werden.
Mögliche Fragestellungen:
- Wie können private Haushalte sich besser zu (nachhaltigen) Investitionen bilden und informieren?
- Welche Rolle kann der technologische Fortschritt bei der finanziellen Bildung von Haushalten, aber auch bei der Transparenz von nachhaltigen Finanzprodukten, deren positiven Auswirkungen und der Vermeidung von Greenwashing spielen?
- Welche Anreize könnte der Staat, aber auch private Finanzakteure, bei der grünen Geldanlage setzen, um nachhaltige Investitionen für Haushalte attraktiver zu machen?
Must-Read Literatur
KfW Research Fokus Volkswirtschaft Nr. 468, 08/2024. „Fast die Hälfte der Privathaushalte ist offen für grüne Finanzanlagen – Transparenz über Klimawirkung ist entscheidend“: https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-2024/Fokus-Nr.-468-August-2024-Green-Finance.pdf
Informationsseite der Verbraucherzentrale zu nachhaltiger Geldanlage: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/nachhaltige-geldanlage/geld-nachhaltig-anlegen-wie-sie-vorgehen-koennen-und-was-schwierig-ist-11071
Heeb und Kölbel (2021). „The Investors Guide to Impact„
Weiterführende Literatur
ARD Marktcheck: „Nachhaltige ETFs: Kann ich mit gutem Gewissen investieren?“ (Youtube)
ZEW Podcast: „Green Finance – Etikettenschwindel für ein gutes Gewissen?“ (Podcast
Das Thema wird betreut von
Marie-Theres von Schickfus
Dr. Marie-Theres von Schickfus ist Postdoc am ifo Institut München und dort stellvertretende Leiterin des Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Rolle des Finanzsektors bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft und mit Anpassung an den Klimawandel.
Felicitas Koch
Felicitas Koch ist Doktorandin am ifo Institut und der LMU München mit Fokus auf Finanzökonomie und grüne Finanzierung. In ihrer Forschung untersucht sie unter anderem den Einfluss von grüner Regulierung auf den Finanzsektor und die Reaktionen verschiedener Marktteilnehmer.