Gymnasium bei St. Michael Schwäbisch-Hall

Gewinner „Best Scientific Analysis Award“ 2023

Cash Coach – Unlock your financial potential

Immer mehr Jugendliche streben nach dem großen Geld und kommen in Versuchung von Onlineangeboten, die schnellen Reichtum oder Finanzierungen versprechen. Dabei ist es keine Seltenheit mehr, dass junge Erwachsene in eine Schuldenfalle geraten und die Ausmaße ihrer finanziellen Möglichkeiten über- oder unterschätzen.

Diese Entwicklung stellt die Gesellschaft vor Herausforderungen. Denn durch das Fehlen einer grundlegenden Finanzbildungsstrategie in Deutschland ist das Thema Finanzbildung von wenig Wissen und Desinteresse geprägt. Hinzu kommt eine große zeitliche Distanz zu finanziellen Entscheidungen, welche die Identifikation mit dem Thema erschwert und Finanzbildung nicht nur uninteressant, sondern auch unattraktiv macht.

Um diese Probleme zu lösen und zukünftig vorzubeugen, haben wir „Cash Coach“ konzipiert. „Cash Coach“ ist eine App, welche durch ihre Kombination aus aktivem Lernen und anwendungsbezogener Simulation eine attraktive Möglichkeit der Finanzbildung schafft. Die App basiert auf dem Konzept von „Game-Based-Learning“ und ist in drei Bereiche aufgeteilt: den Lernbereich, den Me-Bereich und die Arena.

Der Lernbereich ist aufsteigend in thematisch zusammenhängenden Leveln aufgebaut. In diesem werden die Informationen in Form von kurzen Texten oder Videos vermittelt und anschließend in Form eines Quiz, zur aktiven und spielerischen Wiederholung, abgefragt. Die ersten drei Themenbereiche decken die wichtigsten Grundlagen der Finanzbildung ab, weshalb diese zu 100% abgeschlossen werden müssen. In den folgenden Themen und Leveln sind anschließend 80% erforderlich, um das nächste Level freizuschalten.

Sowohl im Lernbereich, durch die richtige Beantwortung der Quizfragen, als auch durch die Arena, in welcher man sein Wissen mit Freunden und Unbekannten testen kann, erspielt man sich Coins, welche im Me-Bereich verwendet werden können. In diesem Bereich können mit Hilfe der Coins anstehende finanzielle Entscheidungen in einer Simulation, welche auf die individuelle Lebenssituation angepasst ist, getroffen werden.

Neben der Schaffung einer attraktiven Möglichkeit zur Finanzbildung kann diese App auch im schulischen Rahmen eingeführt und genutzt werden, wodurch auch ein Schritt hin zu einer nationalen Finanzbildungsstrategie getan ist. Wir sind davon überzeugt, dass unsere App allen hilft, financial literacy zu erwerben und damit einen wichtigen Beitrag zur Finanzbildung leistet.

Thema:

Attraktive Finanzbildung für junge Leute – Wie geht das?

von Marius Cziriak, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, und Manuel Vogler, Universität Mannheim

Finanzkompetenz – oder financial literacy – ist im engeren Sinne die Fähigkeit, angemessen mit finanziellen Angelegenheiten umzugehen. Dabei kann Finanzbildung helfen, die eigenen finanziellen Entscheidungen zu stärken und mit Wissen zu untermauern. Sowohl bei der privaten Budgetplanung, der Kreditaufnahme, Spar- und Versicherungsentscheidungen oder der Altersvorsorge konnte in der Forschung bereits gezeigt werden, dass Finanzbildungsprogramme positive Effekte auf das Finanzverhalten haben (Kaiser & Menkhoff, 2021). Finanzkompetenz umfasst im weiteren Sinne aber auch ein grundlegendes Verständnis unseres Wirtschaftssystems, das jeder Person erlaubt, die Rahmenbedingungen unseres Wirtschafts- und Finanzsystems mitgestalten zu können und nachhaltige und bewusste Konsumentscheidungen zu fällen (Aprea et al., 2015).

Anders als die meisten Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat Deutschland keine nationale Strategie, um Finanzbildung zu fördern. Finanzielle Bildung ist in Deutschland ungleichmäßig verteilt (Bucher-Koenen & Knebel, 2021), und für die zahlreichen Finanzbildungsangebote fehlt eine klare Qualitätssicherung (Aprea, 2022). Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass ambitionierte Finanzbildungsprogramme möglich sind. Im Nachbarland Österreich gibt es hier bereits Pläne (OECD, 2021a).

Für junge Personen ist Finanzbildung wichtig, da sie beim Übergang in ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben viele wirtschaftliche Entscheidungen treffen müssen und diese Entscheidungen zunehmend komplexer werden. Durch Reformen des Sozialversicherungssystems gehen nun vermehrt finanzielle Risiken auf die Versicherten über Auch digitale Angebote wie Shopping- und Aktientrading-Apps tragen durch undurchsichtige Kosten- und Vertragsklauseln zur zunehmenden Komplexität bei. Die Ursachen dafür können gesellschaftliche Veränderungen und Krisen sein, genauso wie individuelle Lebensentwürfe der nachfolgenden Generationen.

Auch wenn sich die Forschung zu finanzieller Bildung und Finanzkompetenzen rasch entwickelt, sind noch viele Fragen ungeklärt.

Beispiele für mögliche Fragen sind demnach:
• Was gehört für junge Menschen zum Thema Geld und Finanzen alles dazu?
• Wie kann Finanzbildung für junge Leute attraktiv gestaltet werden?
• Hat finanzielle Bildung auch negative Folgen? Welche Risiken bergen Finanzbildungsangebote?
• Durch wen kann finanzielle Bildung bereitgestellt werden? Sind Schule, Arbeitsplatz, Vereine, private Anbieter oder andere Möglichkeiten geeignet?


Logo ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

Marius Cziriak

Foto: ZEW

Marius Cziriak ist seit September 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im ZEW Forschungsbereich Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte am tätig. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Ludwigs-Maximilians-Universität München sowie der Warsaw School of Economics. Im Rahmen seiner Promotion an der Graduate School of Economic and Social Sciences (GESS) an der Universität Mannheim beschäftigt er sich mit den Finanzen privater Haushalte, finanzieller Bildung, staatlichen Rentensystemen und privater Altersvorsorge. Er ist affiliierter Wissenschaftler des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE).

Manuel Vogler

Foto: Katrin Glückler

Manuel Vogler arbeitet seit Dezember 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr­stuhl für Wirtschafts­pädagogik – Design und Evaluation instruktionaler Systeme an der Universität Mannheim. Nach einem dualen Studium der BWL-Bank an der DHBW Ravensburg sowie einem anschließenden Masterstudium der Wirtschaftspädagogik an der Universität Graz forscht er nun im Rahmen seiner Promotion zu finanzieller und ökonomischer Allgemeinbildung im sozioökonomischen Kontext. Er ist affiliierter Wissenschaftler des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE).