Gymnasium Osterbek Hamburg

Finalist für die Region Ost

Das Studiengeld – Gleicher Start, gleiche Möglichkeiten

Wunsch-Situation: Das Studiengeld basiert auf der Idee, jedem Studierenden unabhängig von seiner sozialen Herkunft einen Mindestbetrag an Geld zuzusichern, um jedem ein Studium zu ermöglichen und für Chancengleichheit zu sorgen.

Ist-Situation: Im Moment hängt die Möglichkeit eines Studiums stark von den finanziellen Mitteln der Eltern ab. Zudem müssen die Eltern ihrem Kind auch finanzielle Mittel für ein Studium zur Verfügung stellen. Dadurch können viele junge Erwachsene, insbesondere aus von Armut betroffenen Familien, kein Studium antreten, da ihnen entweder die notwendigen finanziellen Mittel fehlen oder ihre Eltern dies ablehnen. Kinder aus Haushalten mit einem nicht akademischen Hintergrund beginnen seltener ein Studium und bringen es ebenfalls seltener erfolgreich zum Abschluss als Kinder deren Eltern studiert haben.

Um dieses Problem zu beheben, möchten wir das finanzielle Element von den Eltern entkoppeln. Unsere Idee sieht vor, jedem Studierenden einen festen Betrag von 1.200€ zu gewähren, der über dem Existenzminimum liegt. Dieser Betrag würde bedingungslos an jeden Studierenden ausgezahlt werden, unabhängig davon, ob seine Eltern wohlhabend sind oder gewillt sind, ein Studium zu finanzieren. Dadurch kann jeder Studierende auch dann studieren, wenn seine Eltern dies nicht wünschen.

Um dennoch für Chancengleichheit zu sorgen und sozial benachteiligten Familien mehr Unterstützung zu geben, sollen die Eltern des Studierenden einen gewissen Betrag an den Staat zurückzahlen. Die Rückzahlung erfolgt progressiv und steigt mit dem Wohlstand der Eltern. Die Berechnung sieht wie folgt aus:

Rückzahlung = x * 950€ + optional Kindergeld + optional Miete

Hierbei ist x ein mit dem Einkommen steigender Faktor zwischen 0 und 1, der die Rückzahlung auf insgesamt 1.200€ begrenzt. Wenn die Eltern noch Kindergeld für den Studierenden beziehen, wird dieser Betrag zur Rückzahlung hinzugefügt, ebenso wie die örtliche Durchschnittsmiete für Studierende, sofern der Studierende keine eigene Wohnung hat und noch zu Hause wohnt. Dies erklären wir damit, dass die 1.200€ Existenzminimum sowohl Mietkosten abdecken als auch ohne andere Förderungen kalkuliert werden.

Durch diese progressive Rückzahlung tragen wohlhabendere Eltern mehr zurück, wodurch die Eltern, die sich ein Studium ihrer Kinder leisten können oder eher gewillt sind, größere Anteile der Kosten selbst übernehmen.

Des Weiteren entfällt für die Studierenden die jährliche Beantragung von BAföG, was auch eine Hürde darstellt. Beim Studiengeld hingegen genügt es, sich als Studierender bei einer Hochschule einzuschreiben und am Studium teilzunehmen. Das Geld bekommt der Studierende dann automatisch.

Das Studiengeld bietet somit eine Möglichkeit, für mehr Chancengleichheit im Bereich der Bildung zu sorgen und jedem Studierenden unabhängig von seiner Herkunft ein Studium zu ermöglichen.

Gymnasium Osterbek – Profil Technik Medien Wirtschaft

Thema:

Studieren in Krisenzeiten – Wie kann eine zunehmende Bildungsungleichheit verhindert werden?

von Dennis Henryk Meier und Maximilian Floto, Leibniz Universität Hannover

Die COVID-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine stellen die Weltwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Im Zuge andauernder Lieferengpässe und starken Beschränkungen von Rohöl- und Gaslieferungen nach Deutschland ist die Inflation in den letzten zwei Jahren stark angestiegen und lag im September 2022 bei knapp 8 %. Grundsätzlich betrifft eine starke Geldentwertung die gesamte Bevölkerung eines Landes, allerdings sind einkommensschwächere Haushalte stärker von einem Preisniveauanstieg betroffen. Diese zunehmende ungleiche Belastung wirkt sich auf mehreren Ebenen aus. Nachdem bereits die Pandemie die (finanzierungsbedingte) Bildungsungleichheit in Deutschland verschärft hat (Meier et al. 2022), ist jetzt davon auszugehen, dass die aktuell hohe Inflation die Bildungsungleichheit in Deutschland weiter verstärken wird.

Mit dem sogenannten „Bildungstrichter“ lässt sich die Bildungsungleichheit beim Hochschulzugang und im Studienverlauf beschreiben: während 79 % der Kinder mit aus akademischem Elternhaus ein Studium beginnen, sind es nur 27 % der Kinder aus nicht-akademischem Elternhaus (Kracke et al. 2018). Neben mentalen Barrieren, Kompetenznachteilen und Informationsdefiziten liegt ein Grund für die Bildungsungleichheit beim Hochschulzugang in Deutschland in der Finanzierung des Studiums (Stifterverband 2022). Allerdings existiert nicht nur beim Hochschulzugang, sondern auch im Studienverlauf eine finanzielle Ungleichheit.

Die Hauptfinanzierungsmöglichkeiten eines Studiums sind finanzielle Unterstützung der Eltern, eigener Verdienst und die Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Daneben besteht die Möglichkeit einer Finanzierung durch Kredite oder Stipendien, die allerdings jeweils nur von 5 % der Studierenden in Anspruch genommen werden. Die finanzielle Ungleichheit resultiert hauptsächlich aus der ungleichen Finanzierungsstruktur während des Studiums. Studierende aus einem nicht-akademischem Elternhaus erhalten häufig weniger finanzielle Unterstützung von ihren Familien und sind auf eigenen Verdienst angewiesen (Middendorf et al. 2017). In Deutschland besteht für Studierende aus einkommensschwächeren Elternhäusern deshalb die Möglichkeit nach dem BAföG finanziell vom Staat unterstützt zu werden. Der Staat verfolgt dabei das Ziel einer Erhöhung der Chancengleichheit im (tertiären) Bildungsbereich. Allerdings nahmen im Jahr 2021 nur rund 11 % der Studierenden die Förderung nach dem BAföG in Anspruch (Statistisches Bundesamt 2022).

Vor dem Hintergrund der aktuell steigenden Preise wurde der BAföG-Höchstsatz um 25€ erhöht. Weitere Maßnahmen zur Entlastung der Studierenden sind eine Einmalzahlung in Höhe von 200€ und eine Erhöhung der Wohnkostenpauschale um 35€, die jedoch in Summe nicht zu einer Entspannung der finanziell angespannten Situation beitragen. Deshalb ist zu erwarten, dass insbesondere einkommensschwächere Familien weniger Möglichkeiten haben, die Kosten für eine Hochschulbildung zu tragen. Insofern erscheint es wahrscheinlich, dass sich die Bildungsungleichheit in Deutschland weiter verstärken wird.
Die finanziellen Ungleichheiten können zu schlechteren Leistungen bis hin zu höheren Abbuchwahrscheinlichkeiten für die benachteiligten Studierenden führen. Die Bildungsungleichheit nach der elterlichen Bildung zeigt sich auch in der Wahrscheinlichkeit das Studium erfolgreich abzuschließen (Stifterverband 2022). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es einer Reform der finanziellen Unterstützung für Studierende bedarf, um zu verhindern, dass sich die Chancengleichheit noch weiter verschlechtert.

• Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es bereits während des Studiums?
• Wie hoch ist die Inanspruchnahme der jeweiligen Finanzierungsmöglichkeiten?
• Wie ist die Informationslage über diese Finanzierungsmöglichkeiten?
• Wo sind die (bürokratischen) Hürden bei der Inanspruchnahme?
• Warum wird die Förderung nach dem BAföG nur noch von rund 11 % der Studierenden in Anspruch genommen?
• Welche aktuellen Soforthilfemaßnahmen gibt es für Studierende?
• Was kostet ein Studium im Durchschnitt? Welche Ressourcen werden benötigt?
• Wie können Studierende aus einkommensschwächeren Familien finanziell besser unterstützt werden?
• Gibt es Bildungsungleichheiten auch in anderen europäischen Ländern?
• Wie sind Finanzierungsmöglichkeiten in anderen europäischen Ländern ausgestaltet?


Nach abgeschlossener Berufsausbildung studierte Dennis H. Meier Wirtschaftswissenschaften (M.Sc.) an der Leibniz Universität Hannover. Seit 2021 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und promoviert am Institut für Wirtschaftspolitik der Leibniz Universität Hannover. Hierfür beschäftigt er sich insbesondere mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage von Studierenden in Deutschland.

Maximilian Floto
Maximilian Floto studierte Wirtschaftswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover und zwischenzeitlich in Schweden an der Karlstad Universität. Neben seinem Studium arbeitete er als Werkstudent für das Innovationszentrum Niedersachsen. Seit Abschluss des Studiums promoviert er am Institut Geld und Internationale Finanzwirtschaft an der Leibniz Universität Hannover mit dem Forschungsschwerpunkt makroökonomische Erwartungen und Verhaltensökonomik.