Klimaschutz in der Praxis: Wie bewegen wir Menschen weg vom Auto und ab aufs Rad?

von Prof. Dr. Joris Lammers, Exzellenzcluster ECONtribute: Markets & Public Policy (EXC 2126)

Der Klimawandel schreitet aufgrund von fossilen Brennstoffen und anderen Schadstoffen voran. Viele Menschen wissen das. Dennoch tragen Viele zu diesem Problem bei, indem sie zum Beispiel täglich mit (Verbrenner-)Autos zur Arbeit fahren und in weit entfernte Länder fliegen. Die Forschung zeigt, dass es sehr schwierig ist, das Konsumverhalten zu ändern. Es reicht nicht aus, zu erklären, wie wichtig das Problem ist. Das liegt daran, dass Menschen nicht bei jeder Entscheidung das Für und Wider abwägen, sondern ihren Gewohnheiten folgen. Gewohnheiten führen dazu, dass Menschen neue Informationen ignorieren und an früheren Entscheidungen festhalten. Wenn Menschen die Angewohnheit haben, morgens das Auto zu nehmen, dann werden sie auch am nächsten Tag wieder das Auto nehmen, selbst wenn Alternativen verfügbar oder attraktiver sind.

Die Forschung zeigt, dass man eine Gewohnheit am besten dann ablegen kann, wenn man bereits vor einer Veränderung steht. Wenn z. B. eine größere Baumaßnahme zu mehr Staus führt und die Menschen dazu veranlasst, ihre Optionen zu überdenken und gleichzeitig verschiedene Möglichkeiten für alternative Verkehrsmittel angeboten werden, die (vorübergehend) besonders attraktiv sind, dann ändern die Menschen möglicherweise ihr Verhalten. Durch die Kombination von Fehlanreizen und Anreizen ist es möglich, eine Gewohnheit zu brechen. Wenn dies gelingt, nehmen Menschen die neue Gewohnheit an und behalten sie dauerhaft bei. Wenn sie die Entscheidung wiederholt treffen, beginnen sie, sich als umweltbewusste Person zu identifizieren, was dazu inspirieren kann, auch andere Aspekte ihres Lebens zu ändern.

In diesem Projekt solltet ihr eine wissenschaftlich fundierte Lösung entwickeln, die Menschen dazu bringt, ihre Mobilitätsgewohnheiten zu ändern und zum Klimaschutz beizutragen.

Must-Read Literatur

Verplanken, B., & Whitmarsh, L. (2021). Habit and climate change. Current Opinion in Behavioral Sciences, 42, 42-46.

Weiterführende Literatur

Ivanova, D., Barrett, J., Wiedenhofer, D., Macura, B., Callaghan, M., & Creutzig, F. (2020). Quantifying the potential for climate change mitigation of consumption options. Environmental Research Letters, 15(9), 093001.

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Prof. Dr. Joris Lammers

Prof. Dr. Joris Lammers ist Professor beim Exzellenzcluster ECONtribute am Social Cognition Center Cologne (SoCCCo) der Universität zu Köln. Er hat einen Master-Abschluss in Politikwissenschaft und Psychologie von der Universität Leiden (2003) und promovierte an der Universität Groningen (2008) in Sozialpsychologie. In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit politischer Psychologie.