Lehrkräftemangel lösen –
Strategien für unsere Schulen gesucht!

von Vera Freundl, Katharina Holzheu und Moritz Seebacher,
ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Hochwertige Bildung ist ein wichtiger Grundstein für gesellschaftlichen Wohlstand und individuellen Erfolg auf dem Arbeitsmarkt. Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass Bevölkerungen mit höheren Lese- und Rechenkompetenzen ein stärkeres wirtschaftliches Wachstum verzeichnen (Hanushek und Wößmann 2015). Gleichzeitig haben Einzelpersonen mit höheren Bildungskompetenzen ein geringeres Risiko, arbeitslos zu werden und erzielen durchschnittlich ein höheres Einkommen (Hanushek et al. 2015).

Lehrkräfte spielen hierbei eine Schlüsselrolle, da sie die Vermittler*innen dieser grundlegenden Kompetenzen sind. Werden Kinder und Jugendliche von gut ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet, so wirkt sich dies positiv auf ihre schulischen Leistungen und Arbeitsmarktchancen aus (Chetty et al. 2014a; Chetty et al. 2014b). Allerdings kämpfen die Schulen derzeit mit Personalmangel: Laut Prognosen der Kultusministerkonferenz (KMK) werden im Zeitraum von 2023 bis 2035 68.000 Lehrkräfte an unseren Schulen fehlen (KMK 2023). Dies unterscheidet sich jedoch nach Schulfächern und Schularten. Beispielsweise wird für naturwissenschaftliche Fächer ein höherer Einstellungsbedarf prognostiziert als für Religion oder Geschichte (KMK 2023).

Die Deutschen sind insgesamt sehr besorgt über diesen Notstand. 77% halten den Lehrkräftemangel für ein ernsthaftes Problem, nur 2% sehen gar kein Problem darin (Werner et al. 2023). Der Großteil der deutschen Bevölkerung (79%) erwartet außerdem, dass der Lehrkräftemangel die zukünftigen Schülerleistungen in Deutschland negativ beeinflussen wird (Werner et al. 2024). Diese Besorgnis ist über alle Bundesländer hinweg vorzufinden.

Mögliche Fragestellungen:

Die Idee dieses YES-Themas ist es, eine konkrete Maßnahme gegen den Lehrkräftemangel zu entwickeln.

  • Wie kann man den Beruf als Lehrkraft attraktiver gestalten?
  • Durch welches Konzept kann der Lehrkräftemangel gelöst oder zumindest entspannt werden?
  • Wie könnte man diese Maßnahme an eurer Schule / in eurem Umfeld / in Deutschland umsetzen?
  • Welcher Nutzen entsteht kurz- und langfristig, welche Kosten (Zeit, Geld, Prozessänderungen, …)?
  • Die Initiative kann auch auf die Besonderheiten eurer Region abgestimmt sein.
Must-Read Literatur

Edelstein, B. und K. Klemm, „Lehrkräftemangel und -überschuss: eine unendliche Geschichte“, verfügbar unter https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/546555/lehrkraeftemangel-und-ueberschuss-eine-unendliche-geschichte/

Werner, K., V. Freundl, F. Pfaehler, K. Wedel und L. Wößmann, „Was die Deutschen über die Qualität der Schulen denken – Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers 2023“, ifo Schnelldienst 76 (9), 37-50.

Werner, K., V. Freundl, F. Pfaehler, K. Wedel und L. Wößmann, „Meinungen zum Bildungssystem im Bundesländervergleich – Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers 2024“, ifo Schnelldienst 77 (9), 29-42.

Weiterführende Literatur

Chetty, R., J. N. Friedman und J. E. Rockoff (2014a), “Measuring the impacts of teachers I: Evaluating bias in teacher value-added estimates”,American economic review 104, 2593-2632.

Chetty, R., J. N. Friedman und J. E. Rockoff (2014b), “Measuring the impacts of teachers II: Teacher value-added and student outcomes in adulthood”, American economic review 104, 2633-2679.

Hanushek, E. A., G. Schwerdt, S. Wiederhold und L. Wößmann (2015), “Returns to Skills Around the World: Evidence from PIAAC”, European Economic Review 73, 103–130.

Hanushek, E. A. und L. Wößmann (2015), The Knowledge Capital of Nations: Education and the Economics of Growth, MIT Press, Cambridge, MA.

KMK (2023), “Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2023-2035 – Zusammengefasste Modellrechnungen der Länder“, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2023, verfügbar unter https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Dokumentationen/Dok_238_Bericht_LEB_LEA_2023.pdf.

Partnerinstitut

Logo ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Das Thema wird betreut von

Vera Freundl

Foto: ifo Institut

Vera Freundl ist Fachreferentin am Zentrum für Bildungsökonomik des ifo Instituts, München. Sie ist für das Forschungsmanagement des Bereichs zuständig und arbeitet z. B. zu Chancengerechtigkeit in der Bildung und zu repräsentativen Meinungsumfragen über Bildungspolitik in Deutschland.

Katharina Holzheu

Katharina Holzheu arbeitet als Doktorandin am ifo Institut in München im Bereich Bildungsökonomie. Davor studierte sie an der Universität Zürich Economics. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Verhaltens- und Bildungsökonomie, wo sie unter anderem die Auswirkung von Mentoringprogrammen für Schüler:innen untersucht.

Trenner

Moritz Seebacher

Foto: ifo Institut

Moritz Seebacher ist Doktorand am Zentrum für Bildungsökonomik des ifo Instituts in München. Seine Forschung beschäftigt sich mit der Rolle von Bildung auf dem Arbeitsmarkt und dem Zugang zu Bildung in Entwicklungsländern.

Anke Windisch

Anke Windisch arbeitet am ifo Zentrum für Bildungsökonomik. Sie beschäftigt sich unter anderem mit ökonomischer Bildung und dem Zusammenhang mit politischen Präferenzen in Deutschland.