Projekte statt 45-Minuten-Häppchen? –
Wie sollen Schulen auf den Megatrend „New Work“ reagieren?

von Marco Vietinghoff, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

8:00-8:45 – Geschichte (Die Hanse), 8:45-9:30 – Englisch (Wiederholungsstunde zu den „Past Tenses”.), 9:50-10:35 – Mathematik (Rückgabe der Klassenarbeit über Geometrie), 10:35-11:20 – Sport (ein bisschen Völkerball spielen), 11:45-12:30 – Deutsch (Besprechung der Hausaufgaben, eine Gedichtanalyse), 12:30-13:15 – Politik (Referate zum Bundesrat und zum Bundespräsidenten), 13:30-14:15 – Latein (Vokabeltest und Übersetzung der Zeilen 13-18 im aktuellen Lektionstext), nach Hause gehen, Hausaufgaben machen, am nächsten Tag die gleiche Prozedur mit anderer Fächerabfolge.

Seit Jahrzehnten kennt das deutsche Schulwesen kaum eine andere Organisationsform als den Einzel- oder Doppelstundentakt, obwohl die Arbeitswelt außerhalb der Schule in der Regel nicht in einer Abfolge aus voneinander isolierten 45-Minuten Einheiten besteht.

Stattdessen geht der Trend unter der Überschrift „New Work“ immer mehr zu sogenannten agilen Arbeitsprinzipien und projektbasierten Organisationsformen bei einem Aufbrechen von starren Strukturen, Hierarchien und Organigrammen sowie einer örtlichen und zeitlichen Flexibilisierung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern werden mehr an Entscheidungen beteiligt und von ihnen zugleich mehr Eigenverantwortlichkeit, Selbstorganisation und Teamarbeit gefordert.

Dies wirft die Frage auf, warum nicht auch in der Schule dem projektbasierten Lernen und Arbeiten Vorrang eingeräumt wird. Längerfristig angelegte Projektformate, in denen Schülerinnen und Schüler selbstständig agieren können und Weg wie Ergebnis nicht von Beginn an feststehen, sind stark unterrepräsentiert. Oft sind sie, wenn überhaupt, nur als Kür durch einmalige Projektwochen oder außerunterrichtliche Arbeitsgemeinschaften eher als Randerscheinung in den Schulalltag integriert.

Gibt es womöglich gute Gründe, schulische Bildung weiterhin in ihrer über viele Jahre etablierten Form anzubieten? Oder brauchen wir eine Revolution des deutschen Schulwesens?

Mögliche Fragestellungen:

  • Wie sollte das Verhältnis von „klassischem“ Schulunterricht und Projektformen in Zukunft aussehen?
  • Woran scheitert eine Ausweitung projektorientierter Lernformate? Und wie können diese Hürden überwunden werden?
  • Welche Rolle spielen knappe (z.B. personelle) Ressourcen? Und wie können diese optimal eingesetzt werden?
  • Wie können Projektformate im aktuell gegebenen Rahmen besser verwirklicht werden?
  • Wie können bessere Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Projektformaten geschaffen werden?
Must-Read Literatur

Sadigh, P. (2016), Projektarbeit in Schulen – Mit Rückschlägen klarkommen. In: ZEIT-Online. Verfügbar unter: https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2016-11/projektarbeit-finnland-deutschland/komplettansicht

Kaiser, F.-J. & Kaminski, H. (2012), Methodik des Ökonomieunterrichts (Seiten 196-214) (Wird zur Verfügung gestellt)

Hofman, J. u.a. (2019), New Work – Best Practices und Zukunftsmodelle (Seiten 4-9, 16-19 und 26-36). Verfügbar unter: https://publica-rest.fraunhofer.de/server/api/core/bitstreams/2dbcef2e-a9ef-4000-addc-42c3beec95ad/content

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Das Thema wird betreut von

Marco Vietinghoff

Marco Vietinghoff, ausgebildeter Gymnasiallehrer für Sozialwissenschaften und Latein, arbeitet seit Mai 2023 am Institut für ökonomische Bildung der PH Ludwigsburg und beschäftigt sich dort schwerpunktmäßig mit Projekten und Wettbewerben, vorwiegend im Bereich der Entrepreneurship Education.