Promoting a Sustainable Blue Economy: Wie lässt sich der maritime Tourismus nachhaltiger gestalten?

von Dr. Christine Bertram, Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), Kiel

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der sogenannten Blue Economy. Diese bezeichnet die Wirtschaftszweige, die mit den Meeren und Küsten dieser Welt in Verbindung stehen. In Europa wurden im Jahr 2019 ca. 230 Mrd. EUR Umsatz im maritimen Tourismus erwirtschaftet, mehr als 2,8 Millionen Menschen waren direkt in diesem Sektor beschäftigt.[1] Während der Corona-Krise ist der Umsatz im Tourismus stark zurückgegangen, aber mittlerweile lässt sich trotz ökonomischer und geopolitischer Herausforderungen weltweit eine starke und anhaltende Erholung der Branche feststellen. Eine Rückkehr zum alten Niveau erwarten 60% der aktuell befragten Experten aber frühestens für das Jahr 2024.[2]

Immer stärker gewachsen ist in den letzten Jahren das Interesse an „nachhaltigem Reisen“. Damit ist gemeint, dass bei der Reisegestaltung insbesondere ökologische und soziale Aspekte stärker betrachtet werden. Denn während der maritime Tourismus auf der einen Seite von einer intakten Natur im Reisegebiet profitiert und darauf angewiesen ist, stellen wachsende Touristenströme auch Umweltbelastungen dar: Durch eine große Nutzung von Stränden und Küsten werden die Ökosysteme vor Ort belastet. Erhöhtes Verkehrsaufkommen trägt zu steigenden CO2-Emissionen bei. Der Kreuzfahrttourismus ist durch hohe Mengen an Abfällen, Schadstoffemissionen und punktuell starke Belastungen der Natur an den Zielorten gekennzeichnet. Aber auch soziale Aspekte wie eine angemessene Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen für die im Tourismus beschäftigten Menschen spielen hier eine Rolle, insbesondere vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels.

Interessanterweise zeigt sich, dass es für den deutschen Reisemarkt eine recht große Lücke zwischen dem Interesse an nachhaltigen Reisen und der tatsächlichen Reisegestaltung zu beobachten ist. So hat bis 2019 die durchschnittliche Entfernung zum Reiseziel deutlich zugenommen. CO2-Kompensationen für Flüge oder touristische Angebote mit Nachhaltigkeitssiegel werden kaum in Anspruch genommen.[3] Hier setzen die Fragen dieser Challenge an:

  • Wie lassen sich Menschen motivieren, nachhaltige Reiseangebote in Anspruch zu nehmen?
  • Lässt sich der Trend zum „Urlaub im eigenen Land“, der durch die Corona-Krise zu beobachten war, für mehr Nachhaltigkeit im maritimen Tourismus nutzen?
  • Wie müssen nachhaltige Tourismusangebote ausgestaltet sein, damit Menschen sie in Anspruch nehmen?
  • Wie kann man nachhaltigere Alternativen zu „normalen“ Reisen erkennen?
  • Welche innovativen Ansätze gibt es, ökologische und soziale Aspekte stärker im Reiseverhalten zu verankern?

[1] EU 2022. The EU Blue Economy Report 2022. the eu blue economy report 2022-KLAR22001ENN.pdf

[2] UNWTO 2022. UNWTO World Tourism Barometer, Vol. 20 Issue 5, September 2022. UNWTO World Tourism Barometer | Global Tourism Statistics

[3] Schmücker, D., Sonntag, U. & W. Günther 2019. Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung. Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019. Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung – Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019 (bmuv.de)

Must-Read Literatur

Schmücker, D., Sonntag, U. & W. Günther 2019. Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung. Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019. Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung – Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019 (bmuv.de)

Weiterführende Literatur

EU 2022. The EU Blue Economy Report 2022. the eu blue economy report 2022-KLAR22001ENN.pdf

UNWTO 2022. UNWTO World Tourism Barometer, Vol. 20 Issue 5, September 2022. UNWTO World Tourism Barometer | Global Tourism Statistics

UBA 2021. Nachhaltiger Tourismus. Nachhaltiger Tourismus | Umweltbundesamt

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Dr. Christine Bertram

Dr. Christine Bertram arbeitet als Senior Produktmanagerin bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). Vorher hat sie viele Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) im Research Center Global Commons und Climate Policy gearbeitet und zu umwelt- und ressourcenökonomischen Fragestellungen geforscht. Im Kern ihrer Interessen liegt die Frage, wie die Transformation unserer Wirtschaft hin zu einem nachhaltigeren System gelingen kann. Christine Bertram ist gelernte Bankkauffrau, Betriebswirtin und Volkswirtin. Sie hat an der Universität Kiel Internationale Wirtschaft auf Diplom studiert und zur Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität promoviert.