Schlüsselkompetenzen der Zukunft: Wie kann uns die Schule von heute auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten?
von Erik Sarrazin, Isabell Zipperle, Dr. Katharina Hartinger und Maria Krempl, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Gut (aus)gebildete Arbeitskräfte sind das Fundament unserer Volkswirtschaft: Bildung macht uns nicht nur produktiver, sondern auch innovativer und kreativer. So treibt Bildung den technologischen Fortschritt an, lässt uns unsere Welt nachhaltiger gestalten und führt zu mehr Wohlstand. Durch die Globalisierung und fortlaufende Automatisierung von Routinetätigkeiten ist die Nachfrage von Firmen nach hochqualifizierten und gut ausgebildeten Arbeitskräften in den entwickelten Ländern stark gestiegen (Autor, 2014). Aber was genau bedeutet denn „gut ausgebildet und hochqualifiziert“ in einer sich stetig im Wandel befindlichen Arbeitswelt? Die Nachfrage der Unternehmen nach kognitiven Fähigkeiten hat sich seit den 2000er Jahren auch wegen der zunehmenden Automatisierung verlangsamt, während die Nachfrage nach sogenannten nicht-kognitiven Fähigkeiten – oft auch als sozio-emotionale Fähigkeiten bezeichnet – stark gestiegen ist (Deming, 2017). Nicht-kognitive Skills umfassen Fähigkeiten wie Gewissenhaftigkeit, Teamwork, kreatives Denken, Diskussionsfähigkeit oder Selbstregulation – Kompetenzen, die Maschinen eben nicht haben. Die Förderung nicht-kognitiver Fähigkeiten ist besonders effektiv, wenn sie bereits in der Schule stattfindet. Sie steht dabei der Förderung kognitiver Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen nicht entgegen. Im Gegenteil, kognitive und nicht-kognitive Fähigkeiten verstärken sich gegenseitig (Cunha et al., 2010). Ziel dieses Projekts ist es, sich mit der gestiegenen Bedeutung nicht-kognitiver Fähigkeiten auseinanderzusetzen, relevante Fähigkeiten zu identifizieren, und ein innovatives und kreatives Konzept zum Training einer selbstgewählten nicht-kognitiven Kompetenz im Rahmen des regulären Schulalltags auszuarbeiten. Ein neues Schulfach wäre vielleicht nicht umsetzbar, ein Debattierclub vielleicht zu angestaubt – hier ist eure Kreativität gefragt!
Wie sehr trägt der aktuelle Schulalltag der gestiegenen Bedeutung nicht-kognitiver Kompetenzen Rechnung?
Wie können wir ausgewählte nicht-kognitive Fähigkeiten im Rahmen des regulären Schulalltags innovativ, praktisch umsetzbar und effektiv fördern?
Must-Read Literatur
OECD (2021). Beyond Academic Learning: First Results from the Survey of Social and Emotional Skills. OECD Publishing, Paris. https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/92a11084-en.pdf?expires=1690201863&id=id&accname=guest&checksum=58842AED75BE1AF0878474D05CCDC259
Schunk, D., Berger, E. M., Hermes, H., Winkel, K., & Fehr, E. (2022). Teaching Self-regulation. Nature Human Behaviour, 6(12), 1680-1690. https://download.uni-mainz.de/RePEc/pdf/Discussion_Paper_2210.pdf
Weiterführende Literatur
Autor, D. H. (2014). Skills, education, and the rise of earnings inequality among the “other 99 percent”. Science, 344(6186), 843-851. https://www.science.org/doi/epdf/10.1126/science.1251868
Cunha, F., Heckman, J. J., & Schennach, S. M. (2010). Estimating the technology of cognitive and noncognitive skill formation. Econometrica, 78(3), 883-931. https://jenni.uchicago.edu/papers/Cunha_Heckman_etal_2010_Econometrica_v78_n3.pdf
Deming, D. J. (2017). The growing importance of social skills in the labor market. The Quarterly Journal of Economics, 132(4), 1593-1640. https://academic.oup.com/qje/article/132/4/1593/3861633
Edin, P. A., Fredriksson, P., Nybom, M., & Öckert, B. (2022). The rising return to noncognitive skill. American Economic Journal: Applied Economics, 14(2), 78-100. https://pubs.aeaweb.org/doi/pdfplus/10.1257/app.20190199
Chapter 2: European Commission Joint Research Centre (2019). The changing nature of work and skills in the digital age. Publications Office of the European Union, Luxembourg. https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/handle/JRC117505
Miller, C. (2017, May 3). How to Prepare for an Automated Future. New York Times. https://www.nytimes.com/2017/05/03/upshot/how-to-prepare-for-an-automated-future.html
OECD (2023). Schools as hubs for social and emotional learning: Are schools and teachers ready?. OECD Education Spotlights, 4, OECD Publishing, Paris. https://www.oecd-ilibrary.org/docserver/f6d12db7-en.pdf?expires=1690202133&id=id&accname=guest&checksum=57637E600474423261A311D5EEC0D8E5
World Economic Forum (2022, May 25). What is the Future of Work? \[Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=EuDnSqAo784
Hinweis vom YES!-Team
In der Informationsreihe „Wirtschaft verstehen, Zukunft gestalten“ veröffentlicht der Verein für Socialpolitik, einer der größten Vereinigungen von Wirtschaftswissenschaftler:innen aus dem deutschsprachigen Raum, unter dem Slogan „Wirtschaftsthemen – einfach erklärt“ Beiträge prominenter Mitglieder, die aktuelle Fragen unserer Zeit verständlich beantworten. Zu einigen Beiträgen gibt es zusätzlich kurze Videos und/oder Zeitungsartikel.
Besonders interessant für dieses YES!-Thema ist der Beitrag „Wie verändert sich unsere Arbeitswelt?“ von Alexandra Spitz-Oener, https://www.socialpolitik.de/de/wie-veraendert-sich-unsere-arbeitswelt.
Partnerinstitut
Das Thema wird betreut von
Erik Sarrazin
Erik Sarrazin ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Public and Behavioral Economics der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mit Hilfe von Feld- und Laborexperimenten widmet er sich in seiner Forschung u.a. der Untersuchung nicht-kognitiver Fähigkeiten wie Kreativität sowie der Effizienzanalyse frühkindlicher Fördermaßnahmen.
Isabell Zipperle
Isabell Zipperle ist Doktorandin am Lehrstuhl für Public and Behavioral Economics an der Universität in Mainz. Sie beschäftigt sich insbesondere damit, wie man umweltbewusstes Verhalten bei Menschen fördern kann.
Katharina Hartinger
Dr. Katharina Hartinger ist PostDoc am Lehrstuhl für Public and Behavioral Economics der JGU Mainz. In ihrer Forschung untersucht sie Bildungs- und Innovationsentscheidungen mit Hilfe internationaler Daten. Dabei ist sie an einem bunten Spektrum an Fragestellungen interessiert – von Individualismus, Kreativität und lebenslangem Lernen bis hin zu Entscheidungskompetenz im Casino oder in Bezug auf Finanzen und Nachhaltigkeit.
Maria Krempl
Maria Krempl ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Public and Behavioral Economics an der JGU Mainz. In Laborexperimenten erforscht sie, welche Faktoren das Verhalten der Menschen in Bezug auf den Klimawandel beeinflussen. Ihr Interesse liegt darin zu verstehen, wie diese Faktoren dazu genutzt werden können, um klimafreundliches Verhalten zu fördern.