Was bedeutet der Arbeitskräftemangel in Deutschland für junge Berufseinsteiger?

von Dr. Eckhardt Bode, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

Der Mangel an Arbeitskräften und insbesondere an Fachkräften behindert zunehmend die wirtschaftliche Prosperität in Deutschland. Laut der jüngsten ifo-Konjunkturumfrage vom Juli 2022 behindert der Fachkräftemangel mittlerweile fast die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit (ifo 2022; vgl. auch Sauer und Wollmershäuser 2021) – Tendenz: steigend. Auch die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass die Zahl der offenen Stellen in Deutschland – abgesehen von einer kurzfristigen Verringerung im Zuge der Corona-Pandemie – in der vergangenen Dekade kontinuierlich angestiegen ist, diverse Berufe umfasst und nicht einfach durch die Vermittlung von Arbeitslosen verringert werden kann (BA 2022).
Als Ursachen für diesen Arbeitskräftemangel werden verschiedene Faktoren diskutiert, darunter vor allem die Alterung der Bevölkerung (mehr ältere Menschen scheiden aus dem Arbeitsmarkt aus, als jüngere Menschen eintreten) und das abnehmende Interesse junger Menschen an einer dualen Berufsausbildung. Auch fehlt es nicht an Vorschlägen für politische Maßnahmen zur Verringerung des Arbeitskräftemangels. Sie reichen von der Erhöhung des Renteneintrittsalters und der vermehrten Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte über die Verbesserung der Qualität der schulischen Ausbildung und der verstärkten Förderung beruflicher Weiterbildung (Stichwort: Lebenslanges Lernen) bis hin zur verstärkten Werbung für Engpassberufe und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (z.B. Klinger und Fuchs 2020, Bickenbach et al. 2022, Freuding und Garnitz 2022).
Aber was bedeutet Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel konkret für angehende Berufseinsteiger? In welcher Weise sind sie persönlich davon betroffen, etwa in ihrer Lebensplanung, ihrer beruflichen Perspektive oder ihren Beziehungen zu möglichen künftigen Arbeitgebern? Welche Beiträge können sie – als Privatpersonen, als angehende Arbeitskräfte oder als verantwortungsbewusste Staatsbürger – dazu leisten, den Mangel selbst und insbesondere dessen negative volkswirtschaftliche Auswirkungen zu verringern?

Must-Read Literatur

BA (2022), Arbeits- und Fachkräftemangel trotz Arbeitslosigkeit. Arbeitsmarkt kompakt, August 2022. Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Fachkraeftebedarf/Generische-Publikationen/Arbeits-und-Fachkraeftemangel-trotz-Arbeitslosigkeit.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Bonin, H. (2019), Fachkräftemangel in der Gesamtperspektive. In K. Jacobs, A. Kuhlmey, S. Greß, J. Klauber und A. Schwinger (Hrsg.), Pflege-Report 2019: Mehr Personal in der Langzeitpflege – aber woher? Springer Berlin, Heidelberg, S. 61-69 (https://doi.org/10.1007/978-3-662-58935-9_4).

Weitere Literaturvorschläge

Bickenbach, F., E. Bode, D. Dohse, S. Fehrenbacher, R. Gold, U. Stolzenburg und J. Vehrke (2022), Digitalisierung. Dekarbonisierung. Demografie. Wandel gestalten: Mittelstandsbericht Thüringen 2020. Kieler Beiträge zur Wirtschaftspolitik 39, Kiel Institut für Weltwirtschaft (https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Kieler_Beitraege_zur_Wirtschaftspolitik/2022/wipo_39.pdf).

Freuding, J., und J. Garnitz (2022), Steigende Löhne, akuter Fachkräftemangel und die Mindestlohnerhöhung: Die Personalpolitik 2022. ifo Schnelldienst 75(1): 49-51 (https://www.ifo.de/publikationen/2022/aufsatz-zeitschrift/steigende-loehne-akuter-fachkraeftemangel-und-die).

Ifo (2022), Fachkräftemangel steigt auf Allzeithoch. Pressemitteilung v. 2.8.2022. ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. (https://www.ifo.de/pressemitteilung/2022-08-02/fachkraeftemangel-steigt-auf-allzeithoch).

Klinger, S., und J. Fuchs (2020), Wie sich der demografische Wandel auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirkt. IAB-Forum, 2. Juni 2020. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg (https://www.iab-forum.de/wie-sich-der-demografische-wandel-auf-den-deutschen-arbeitsmarkt-auswirkt/).

Sauer, S., und T. Wollmershäuser (2021), Fachkräftemangel wird zunehmend zur Belastung für die deutsche Wirtschaft. ifo Schnelldienst digital 2, Nr. 17 (https://www.ifo.de/publikationen/2021/aufsatz-zeitschrift/fachkraeftemangel-wird-zunehmend-zur-belastung-fuer-die).

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Dr. Eckhardt Bode

Dr. Eckhardt Bode ist seit 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) (Senior Researcher seit 2005). Derzeit ist er in den Forschungszentren „The Global Division of Labour“ und „Knowledge Creation and Growth“ des IfW tätig. Er studierte 1983-1989 Volkswirtschaftslehre in Marburg und Kiel und promovierte 1998 an der Universität Kiel zum Dr. sc.pol. Von 2008 bis 2015 war er Dozent an der Fachhochschule Hamburg. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Handel, Regionalökonomik, Humankapital und Arbeitsmärkten (v.a. Folgen der Digitalisierung).