Werner-Heisenberg-Gymnasium Bad Dürkheim

Finalist für die Region West

Finanzfuchs – Spielen; Verstehen; gewinnen fürs Leben

Status Quo der Finanzbildung in Deutschland:
Eine Umfrage an unserer Schule ergab, dass nur 14% der Schüler:innen sich finanziell gebildet fühlen. Die Zahlen zeigen, dass es in Deutschland noch viel Potenzial gibt, um das finanzielle Wissen junger Menschen zu verbessern. Eine repräsentative Studie der BaFin indiziert dies indirekt und offenbart, dass nur
17% der Erwachsenen elementare Finanzkenntnisse aufweist.

Problemerkennung:
Es ist offensichtlich, dass Finanzbildung in Deutschland nicht ausreichend etabliert ist. Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit grundlegenden finanziellen Konzepten wie Zinsen, Inflation und Geldanlage. Angesichts der steigenden Bedeutung des Themas ist es dringend erforderlich, etwas zu unternehmen.

Unsere Ziele:
Unser Hauptziel besteht darin, finanzielle Bildung für Schüler:innen attraktiver zu gestalten. Wir möchten Finanzbildung fest im Schulsystem verankern und ein finanzielles Verständnis fördern, das ihnen ein Leben lang hilft. Für uns bedeutet eine soziale und nachhaltige finanzielle Bildung, die Gesamtheit aller Jugendlichen einzubinden und unabhängig ihrer sozioökonomischen Hintergründe zu befähigen, Vermögen ökologisch und ethisch nachhaltig aufzubauen. Dazu gründet unser Spiel auf drei Säulen: Vermögensmanagement, Vermögensaufbau bzw. -verwaltung, und die potenziellen Folgen von verschiedenen Investments.

Die Lösung – FinanzFuchs:
Um diese Ziele zu erreichen, haben wir FinanzFuchs entwickelt. Es handelt sich um ein spielerisches Lernkonzept, das jungen Menschen ermöglicht, die spannende Welt der Finanzen zu entdecken. Durch gezielte Investments und eine diversifizierte Anlage in verschiedenen Assets werden komplexe finanzielle Prozesse vereinfacht. Spielerisches Lernen erfolgt durch Quizfragen, und das Konzept kann vielseitig eingesetzt werden.

https://learningthroughplay.com/explorethe-
research/the-scientific-case-forlearning-
through-play

Warum ein Brettspiel? Warum FinanzFuchs?:
Spiele haben nachgewiesenermaßen eine längere Präsenz im Gedächtnis, da sie Emotionen und praktischen Bezug bieten. Durch spielerisches Lernen wird ein tieferes Verständnis komplexer Situationen ermöglicht. FinanzFuchs bietet zahlreiche Vorteile: Es thematisiert alle Lebensabschnitte, ist alltagsbezogen und realistisch. Spielerinnen und Spieler treffen individuelle Entscheidungen wie im realen Leben und können ihre Vorstellungen verwirklichen.

Entwicklung und Fazit:
Die Entwicklung von FinanzFuchs erfolgte durch eine sorgfältige Problemidentifikation, Brainstorming, Recherche, die Geburtsstunde des Konzepts und den Bau eines Prototypen. Nun geht es darum, das Konzept zu etablieren und die Finanzbildung junger Menschen nachhaltig zu verbessern. Insgesamt können wir sagen: Spielen, Verstehen, Gewinnen fürs Leben.

Thema:

Attraktive Finanzbildung für junge Leute – Wie geht das?

von Marius Cziriak, ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, und Manuel Vogler, Universität Mannheim

Finanzkompetenz – oder financial literacy – ist im engeren Sinne die Fähigkeit, angemessen mit finanziellen Angelegenheiten umzugehen. Dabei kann Finanzbildung helfen, die eigenen finanziellen Entscheidungen zu stärken und mit Wissen zu untermauern. Sowohl bei der privaten Budgetplanung, der Kreditaufnahme, Spar- und Versicherungsentscheidungen oder der Altersvorsorge konnte in der Forschung bereits gezeigt werden, dass Finanzbildungsprogramme positive Effekte auf das Finanzverhalten haben (Kaiser & Menkhoff, 2021). Finanzkompetenz umfasst im weiteren Sinne aber auch ein grundlegendes Verständnis unseres Wirtschaftssystems, das jeder Person erlaubt, die Rahmenbedingungen unseres Wirtschafts- und Finanzsystems mitgestalten zu können und nachhaltige und bewusste Konsumentscheidungen zu fällen (Aprea et al., 2015).

Anders als die meisten Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat Deutschland keine nationale Strategie, um Finanzbildung zu fördern. Finanzielle Bildung ist in Deutschland ungleichmäßig verteilt (Bucher-Koenen & Knebel, 2021), und für die zahlreichen Finanzbildungsangebote fehlt eine klare Qualitätssicherung (Aprea, 2022). Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass ambitionierte Finanzbildungsprogramme möglich sind. Im Nachbarland Österreich gibt es hier bereits Pläne (OECD, 2021a).

Für junge Personen ist Finanzbildung wichtig, da sie beim Übergang in ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben viele wirtschaftliche Entscheidungen treffen müssen und diese Entscheidungen zunehmend komplexer werden. Durch Reformen des Sozialversicherungssystems gehen nun vermehrt finanzielle Risiken auf die Versicherten über Auch digitale Angebote wie Shopping- und Aktientrading-Apps tragen durch undurchsichtige Kosten- und Vertragsklauseln zur zunehmenden Komplexität bei. Die Ursachen dafür können gesellschaftliche Veränderungen und Krisen sein, genauso wie individuelle Lebensentwürfe der nachfolgenden Generationen.

Auch wenn sich die Forschung zu finanzieller Bildung und Finanzkompetenzen rasch entwickelt, sind noch viele Fragen ungeklärt.

Beispiele für mögliche Fragen sind demnach:
• Was gehört für junge Menschen zum Thema Geld und Finanzen alles dazu?
• Wie kann Finanzbildung für junge Leute attraktiv gestaltet werden?
• Hat finanzielle Bildung auch negative Folgen? Welche Risiken bergen Finanzbildungsangebote?
• Durch wen kann finanzielle Bildung bereitgestellt werden? Sind Schule, Arbeitsplatz, Vereine, private Anbieter oder andere Möglichkeiten geeignet?


Logo ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

Marius Cziriak

Foto: ZEW

Marius Cziriak ist seit September 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im ZEW Forschungsbereich Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte am tätig. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Ludwigs-Maximilians-Universität München sowie der Warsaw School of Economics. Im Rahmen seiner Promotion an der Graduate School of Economic and Social Sciences (GESS) an der Universität Mannheim beschäftigt er sich mit den Finanzen privater Haushalte, finanzieller Bildung, staatlichen Rentensystemen und privater Altersvorsorge. Er ist affiliierter Wissenschaftler des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE).

Manuel Vogler

Foto: Katrin Glückler

Manuel Vogler arbeitet seit Dezember 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr­stuhl für Wirtschafts­pädagogik – Design und Evaluation instruktionaler Systeme an der Universität Mannheim. Nach einem dualen Studium der BWL-Bank an der DHBW Ravensburg sowie einem anschließenden Masterstudium der Wirtschaftspädagogik an der Universität Graz forscht er nun im Rahmen seiner Promotion zu finanzieller und ökonomischer Allgemeinbildung im sozioökonomischen Kontext. Er ist affiliierter Wissenschaftler des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE).