Wie können Betriebe die Attraktivität ihrer Ausbildung erhöhen?

von Dr. Ute Leber, Dr. Duncan Roth und Barbara Schwengler,
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Während das deutsche System der dualen Ausbildung international als Erfolgsmodell betrachtet wird, steht es im eigenen Land vor großen Herausforderungen. So entscheiden sich immer weniger junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung, zugleich wird es immer schwieriger, das Ausbildungsplatzangebot der Betriebe und die Ausbildungsplatznachfrage der Jugendlichen zusammenzuführen. Dieses sogenannte Passungsproblem äußert sich in einem steigenden Anteil an unbesetzten Ausbildungsplätzen auf der einen und einem wachsenden Anteil an erfolglosen Ausbildungsplatzsuchenden auf der anderen Seite.

Aktuellen Daten zufolge blieb zuletzt mehr als ein Drittel aller Ausbildungsplätze unbesetzt. Dabei unterscheidet sich die Situation deutlich zwischen einzelnen Bereichen: Während in manchen (wenigen) Betrieben die Zahl der Bewerbungen die der angebotenen Ausbildungsplätze sogar übersteigt, gibt es (viele) andere, in denen gar keine oder zu wenige Bewerbungen vorliegen. Besonders massiv von Besetzungsproblemen betroffen sind kleine Betriebe, Betriebe in ländlichen Regionen sowie Betriebe in bestimmten Branchen wie dem Handwerk oder der Gastronomie. Betriebe selbst sehen die Ursachen für die Besetzungsprobleme in den (vermeintlich) wenig attraktiven Arbeitsbedingungen, im schlechten Image des Ausbildungsberufs, aber auch in der schlechten Erreichbarkeit. Können Betriebe wiederholt ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen, kann dies dazu führen, dass sie ihren Fachkräftebedarf nicht sichern und ihre wirtschaftlichen Aktivitäten einschränken müssen.

Mögliche Fragestellungen:

  • Wie können wieder mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung gewonnen werden?
  • Was können Betriebe tun, um die Attraktivität der von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze zu erhöhen?
  • Wie können Betriebe durch den Einsatz geeigneter Rekrutierungskanäle mehr potenzielle Ausbildungsplatzbewerber*innen ansprechen?
  • Was können Betriebe tun, um verstärkt auch leistungsschwächeren Jugendlichen, die bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oftmals erfolglos bleiben, eine Chance zu geben?    
  • Welche Aspekte sind jungen Menschen in der Ausbildung besonders wichtig: die Höhe der Ausbildungsentlohnung, spätere Karriereperspektiven oder nicht-monetäre Aspekte (z.B. Arbeitszeiten)?
Must-Read Literatur

Bernd Fitzenberger, Ute Leber und Barbara Schwengler (2024): IAB-Betriebspanel: Rekordhoch beim Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen, IAB-Kurzbericht 16/2024. https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-16.pdf

Weiterführende Literatur

Die betriebliche Ausbildung vor und während der Corona-Krise: Besetzungsprobleme nehmen zu, Anteil der Betriebe mit Ausbildungsberechtigung sinkt https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-03.pdf

Die duale Berufsausbildung im Handwerk: Immer mehr junge Menschen bleiben ihrem erlernten Beruf treu

https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-18.pdf

Stellenangebot, Bewerbungen und neue Ausbildungsverträge: Passungsprobleme am Ausbildungsmarkt nehmen in der Corona-Krise weiter zu

https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-19.pdf

Erwerbschancen nach Ausbildung langfristig deutlich verbessert trotz Finanzkrise und Pandemie https://www.iab-forum.de/erwerbschancen-nach-ausbildung-langfristig-deutlich-verbessert-trotz-finanzkrise-und-pandemie

Krise der dualen Ausbildung? https://www.iab-forum.de/krise-der-dualen-ausbildung/

Duale Ausbildung unter Druck: Was kann eine Ausbildungsgarantie leisten? https://www.iab-forum.de/duale-ausbildung-unter-druck-was-kann-eine-ausbildungsgarantie-leisten/

Viel hilft viel?! – Welche Wege Betriebe nutzen, um Ausbildungsbewerber/-innen zu finden, und wie erfolgreich sie damit sind https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/download/19359

Unternehmen gehen Kompromisse bei der Azubi-Rekrutierung ein https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Kurzberichte/PDF/2024/IW-Kurzbericht_2024-Azubi-Rekrutierung.pdf

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Duncan Roth

Dr. Duncan Roth ist seit dem Jahr 2021 Leiter der neuen Nachwuchsforschungsgruppe Berufe und Erwerbsverläufe am IAB und seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich des Regionalen Forschungsnetzes. Nach dem Bachelor-Studiengang Politics, Philosophy and Economics an der University of York in England erwarb er den Abschluss Master of Science in Economics an der University of Warwick. Die Promotion erfolgte an der Philipps-Universität Marburg zum Thema „Cohort size and labour-market outcomes“. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der empirischen Arbeitsmarktforschung. Aktuell beschäftigt er sich mit verschiedenen Fragen zu den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf Betriebe, die Erwerbsverläufe von Beschäftigten und Arbeitslosen sowie die berufliche Mobilität. Im Bereich der Regionalökonomie arbeitet er zu den Folgen der Mindestlohneinführung in Deutschland sowie zu Unterschieden in Agglomerationseffekten zwischen Deutschen und Ausländer:innen.

Barbara Schwengler

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