Wie uns unsere Städte krank machen und was wir dagegen tun können

von Johannes Hollenbach, Daniel Monsees, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Weltweit zieht es immer mehr Menschen in Städte und auch in Deutschland hält dieser Trend weiter an. Dafür gibt es auch viele gute Gründe; das Leben in der Stadt ist aufregend und vielseitig und das große Angebot erlaubt es uns, unsere Individualität auszuleben. Aber neben den vielen Vorteilen gibt es auch Schattenseiten. So wie unsere Städte zurzeit funktionieren, sind sie höchstwahrscheinlich schlecht für unsere Gesundheit; sowohl für die körperliche als auch die psychische.

Menschen, die in Städten leben haben ein höheres Risiko, an Stress und damit verbunden an Angstzuständen, Depression oder Schizophrenie zu leiden als in ländlichen Regionen. Auch Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Herzkreislauferkrankungen können häufiger auftreten. Forschung zu diesem Thema zeigt, dass sowohl die Umstände des Lebens in der Stadt wie Luftverschmutzung und Lärm, als auch die Lebensweise direkt dafür verantwortlich gemacht werden können. Bei dem „schnellen Leben“ in Städten treffen viele Menschen auf engem Raum aufeinander. Gleichzeitig ist das Miteinander anonymer und das Risiko sozialer Isolation ist größer.

Es gibt bereits viele Lösungsvorschläge, um Luftverschmutzung einzudämmen. Beispielsweise wurden 2007 in Deutschland sogenannte „Umweltzonen“ in Ballungsräumen eingeführt, die besonders schmutzige Autos ausschließen. Das hat zu einem wirkungsvollen Rückgang der Stickoxid- und Feinstaubbelastung geführt und sich positiv auf die Gesundheit der Menschen in diesen Zonen ausgewirkt. Vorreiter bei der Vermeidung von Emissionen, Verkehr und Lärm sind allerdings die Niederlande und Belgien mit systematischen Strategien, die Menschen gesünder zu machen und ihre Lebensqualität zu steigern sollen. So sind viele Innenstädte niederländischer Städte fast komplett frei von Autos, es gibt guten Nahverkehr und eine ausgebaute Infrastruktur für Fahrräder. Lärmschutz wird ernst genommen. Maßnahmen gegen soziale Isolation und Vereinsamung sind allerdings noch nicht so etabliert.

Das Thema ist sehr vielseitig und der Bedarf nach wirkungsvollen und umsetzbaren Lösungsvorschlägen in Deutschland ist sehr groß. Es bietet sich an, sich dem Thema über die krankmachenden Hauptursachen zu nähern, die wir in drei Kategorien einteilen: Luftverschmutzung, Lärm und Stress. Da es für jedes der genannten Probleme bereits viele Lösungsansätze gibt, bietet es sich an, bestehende Ideen zu verbessern, oder auch zu überlegen, wie sich eine Idee, die euch besonders zusagt, in euer Region umsetzen ließe.

Must-Read Literatur

Luftverschmutzung

Umwelt im Unterricht (2017). Thema des Monats – Luftqualität in Städten. Online verfügbar unter <https://www.umwelt-im-unterricht.de/wochenthemen/luftqualitaet-in-staedten/>. Abgerufen am 10.08.2023.

Urban Mobility Explained (2023, 20. Juni). How does the city of Antwerp fight against air pollution?. YouTube. <https://www.youtube.com/watch?v=NSh_cAYZ1UE>

European Environment Agency (2023). European city air quality viewer. Online verfügbar unter: <https://www.eea.europa.eu/themes/air/urban-air-quality/european-city-air-quality-viewer>. Abgerufen am 10.08.2023.

Lärm

European Environment Agency (2020). Die Belastung durch Lärm ist ein erhebliches Problem – für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Online verfügbar unter <https://www.eea.europa.eu/de/articles/die-belastung-durch-laerm-ist>. Abgerufen am 10.08.2023.

Urban Mobility Explained (2022, 01. November). How to reduce noise pollution in cities? | The Quiet Brussels Plan. YouTube. <https://www.youtube.com/watch?v=Ie8c2pAmwUw>

Not Just Bikes (2021, 28. Juni). Cities Aren’t Loud: Cars Are Loud. YouTube. <https://www.youtube.com/watch?v=CTV-wwszGw8>

Stress

Adli, M., Schöndorf, J. Macht uns die Stadt krank? Wirkung von Stadtstress auf Emotionen, Verhalten und psychische Gesundheit. Bundesgesundheitsblatt 63, 979–986 (2020). https://doi.org/10.1007/s00103-020-03185-w

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Johannes Hollenbach

Foto: RWI/Sven Lorenz

Johannes Hollenbach ist seit April 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzbereich Gesundheit des RWI tätig. Zuvor studierte er Economics (M.Sc. in 2021) und Internationale Wirtschaft und Entwicklung (B.A. in 2018) an der Universität Bayreuth und absolvierte ein Auslandssemester an der Ajou University in Korea. Während seines Masterstudiums arbeitete er zudem als wissenschaftliche Hilfskraft an den Lehrstühlen für Entwicklungsökonomik und Institutionenökonomik an der Universität Bayreuth. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der angewandten Mikroökonometrie und Politikanalyse in Gesundheits- und Bildungsökonomik. In diesem Zusammenhang forscht er insbesondere zu alternder Gesellschaft, geistiger Gesundheit und Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt.

Daniel Monsees

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Daniel Monsees ist seit August 2021 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzbereich „Gesundheit“ tätig. Zuvor studierte er Volkswirtschaftslehre (B.Sc. in 2018) und Gesundheitsökonomik (M.Sc. 2021) an der Universität Duisburg-Essen. Während seines Studiums arbeitete er als wissenschaftliche Hilfskraft an der FOM im Bereich „Support Forschung“ und am RWI im Kompetenzbereich „Gesundheit“. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Gesundheitsökonomik und angewandten Mikroökonometrie.