CO2-Bepreisung als Klimaschutzinstrument – zu wenig bekannt, oft falsch verstanden und abgelehnt. Was tun?

von Prof. Dr. Sonja Peterson, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

Die ökonomische Forschung ist sich einig: eine Bepreisung von Treibhausgasemissionen bzw. i.d.R. von CO2 ist ein sehr effizientes und effektives Instrument, um die Emissionen weltweit zu senken und die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Der Grund hierfür ist, dass die Akteurinnen und Akteure mit ihrem Fachwissen selber entscheiden, wo es für sie am günstigsten ist zu vermeiden. Es werden flexible Lösungen zugelassen und keine bestimmten Vorgehensweisen oder Technologien vorgeschlagen, außerdem wird eine sehr kleinteilige und fehleranfällige Regulierung vermieden. Am Ende wird dort vermieden, wo es am billigsten ist. Andere Optionen, wie direkte Verbote bestimmter Technologien oder technologische Vorschriften wirken nur auf den ersten Blick „billiger“, die Kosten sind lediglich versteckt.

Eine CO2-Bepreisung ist entweder im Rahmen eines Emissionshandelssystems oder durch eine CO2-Steuer möglich. Beide Instrumente gleichen sich in ihrer Kernfunktionsweise, haben aber unterschiedliche Vor- und Nachteile.

Mittlerweile existieren weltweit 73 Bepreisungssysteme in 39 Nationalen und 33 Sub-Nationalen Rechtsräumen, die 23% der globalen THG Emissionen umfassen. In Europa und damit auch in Deutschland werden im Rahmen der europäischen Emissionshandelssysteme im Energie- und Industriesektor bereits seit fast 20 Jahren rund 40% der Emissionen bepreist. Dazu kommen weitere CO2-Steuern, in Deutschland etwa auf Heizöl, Benzin, Diesel und Heizgas. Dennoch scheint in der Bevölkerung ein großes Unwissen über dieses Instrument zu bestehen und es stößt von verschiedenen Seiten auch aufgrund von Missverständnissen auf Ablehnung. Dies ist ein Problem, weil es einer weiteren Verbreitung und Verschärfung des Instruments im Wege steht.

In diesem Zusammenhang entstehen viele Fragen:

  • Wie bekannt ist das Instrument der CO2-Bepreisung tatsächlich und wird es hinreichend verstanden?
  • Besteht Bedarf die Bekanntheit und das Verständnis zu steigern?
  • Wie kann dies ggf. geschehen?
  • Warum wird das Instrument oft abgelehnt und sollte man etwas dagegen tun?
  • Wie kann die Akzeptanz gesteigert werden?
Must-Read Literatur

Economists’ Statement on Carbon Dividends https://clcouncil.org/economists-statement/

Klenert, D., L. Mattauch, E. Combet, E. et al. Making carbon pricing work for citizens. Nature Clim Change 8, 669–677 (2018). https://doi.org/10.1038/s41558-018-0201-2

Mattauch et al. (2020). Antworten auf zentrale Fragen zur Einführung von CO2-Preisen https://info-de.scientists4future.org/antworten-auf-zentrale-fragen-zur-einfuehrung-von-co2preisen/

Pew Center on Global Climate Change (2009). Cap and Trade vs. Taxes. https://www.c2es.org/document/cap-and-trade-vs-taxes/

Report of the High Level Commission on Carbon Pricing https://www.carbonpricingleadership.org/report-of-the-highlevel-commission-on-carbon-prices

World Bank. 2023. State and Trends of Carbon Pricing 2023. http://hdl.handle.net/10986/39796

World Bank Carbon Pricing Dashboard https://carbonpricingdashboard.worldbank.org/

Hinweis vom YES!-Team

In der Informationsreihe „Wirtschaft verstehen, Zukunft gestalten“ veröffentlicht der Verein für Socialpolitik, einer der größten Vereinigungen von Wirtschaftswissenschaftler:innen aus dem deutschsprachigen Raum, unter dem Slogan „Wirtschaftsthemen – einfach erklärt“ Beiträge prominenter Mitglieder, die aktuelle Fragen unserer Zeit verständlich beantworten. Zu einigen Beiträgen gibt es zusätzlich kurze Videos und/oder Zeitungsartikel.

Besonders interessant für dieses YES!-Thema sind die Beiträge „Woran scheitert die Klimapolitik bislang?“ von Axel Ockenfels, https://www.socialpolitik.de/de/woran-scheitert-die-klimapolitik-bislang und „Welche Rolle hat der CO₂-Preis beim Klimaschutz?“ von Klaus Schmidt, https://www.socialpolitik.de/de/welche-rolle-hat-der-co2-preis-beim-klimaschutz.

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Das Thema wird betreut von

Sonja Peterson

Prof. Dr. Sonja Peterson ist Senior Researcher im Bereich Global Commons und Klimapolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft und leitet zusätzlich die Service Unit Forschungsmanagement & Transfer. Seit 2017 ist sie zudem Honorarprofessorin an der Kieler Universität. Ihre Forschungs- und Beratungsaktivitäten fokussieren sich seit knapp 20 Jahren auf die deutsche, europäische und internationale Klimapolitik.