Error 404: Zukunftsfähige Rente not found – Wie soll das deutsche Rentensystem gestaltet werden?

von Nina Weber, Ph.D., Fabian Böhme, Anne Steuernagel und Julia Freuding, ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Die gesetzliche Rente in Deutschland wird über ein Umlagesystem finanziert. Das bedeutet, die erwerbstätige Bevölkerung finanziert die Renten der heutigen Rentner:innen. Dahinter steht ein Generationenvertrag, dass in Zukunft die nächsten Generationen wiederum die Renten der heutigen Erwerbstätigen finanzieren werden. Bei steigender Lebenserwartung und niedrigen Geburtenraten führt das zunehmend zu demographischen Herausforderungen. Insbesondere steht der Renteneintritt der geburtenstarken Babyboomer-Generation kurz bevor, was nochmal zu einem Anstieg der Rentner:innen im Verhältnis zu Beitragszahler:innen führen wird. Als Konsequenz dieser Entwicklungen ist das Rentenniveau in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken (BPB 2022). Gleichzeitig sehen sich vor allem junge Menschen mit großer Unsicherheit konfrontiert, wie in Zeiten der fortschreitenden Klimakrise und internationaler Instabilität ihre eigene Altersabsicherung überhaupt funktionieren soll.

Klar ist, unser Rentensystem hat großen Reformbedarf: Eine staatliche Rente allein reicht zunehmend nicht mehr aus, um Altersarmut zu verhindern, geschweige denn, um den eigenen Lebensstandard im Alter zu halten. Die Lücke sollen betriebliche und private Altersvorsorge schließen. Dabei wird individuelle Verantwortung gegenüber kollektiver Vorsorge betont. Dem steht eine Mehrheit von über zwei Dritteln in der Bevölkerung entgegen, die sich dafür ausspricht Altersvorsorge weiterhin vorwiegend staatlich zu organisieren (DGB 2023). Wie aber passt das zusammen? Wie können staatliche, betriebliche und private Altersabsicherung in Zukunft zusammen funktionieren? Und wie kann die zusätzliche Belastung der steigenden Lebenserwartung zwischen den Generationen gerecht verteilt werden?

Es werden verschiedene Reformen diskutiert. Dazu zählen ein höheres Rentenalter, höhere Beiträge sowie mehr Steuergelder aus dem Bundeshaushalt, um Renten zu bezuschussen. Alle diese Reformoptionen würden Erwerbstätige zusätzlich belasten. Andere Reformvorschläge sprechen sich hingegen für eine Kürzung der Rentenbezüge aus, teilweise in Kombination mit stärkeren Anreizen für betriebliche und private Vorsorge.

Mögliche Fragestellungen:

  • Wie also können wir generationengerecht die finanzielle Nachhaltigkeit des Rentensystems gewährleisten?
  • Welche gesellschaftlichen Herausforderungen belasten das deutsche Rentensystem?
  • Wer soll für die Rente verantwortlich sein: Staat vs. Selbstverantwortung?
  • Tragfähigkeit der Rente: Wie nachhaltig ist das Rentensystem insbesondere in Zeiten von Krisen? Und unter Anbetracht des demografischen Wandels?
  • Was soll die staatliche Rente leisten: Armutsverhinderung oder Lebensstandard absichern?
  • Ist unser aktuelles System (noch) generationengerecht?
  • Wo sollten Rentenreformen ansetzen: Beim Rentenalter, bei den Beitragssätzen, der Erwerbsbeteiligung, bei den Steuersubventionen, bei der Gestaltung der Rentenformel etc.?
  • Inwieweit wünschen sich junge Leute Aufklärung über die Rente? Inwieweit beschäftigen sie sich mit ihrer eigenen Altersabsicherung?
Must-Read Literatur

Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB). (2023). *Alterssicherung in Deutschland: Herausforderungen und Erwartungen*. Befragung durchgeführt von Kantar Public https://www.dgb.de/presse/++co++36ecb6cc-adf3-11ed-9c00-001a4a160123

Finthammer, V., Voigt, N, dpa, og. (2022). *Vorschläge zur Reform der Altersvorsorge. Wie können die Renten finanzierbar bleiben?*. Deutschlandfunk.de. https://www.deutschlandfunk.de/reform-der-altersvorsorge-rente-deutschland-100.html

Weiterführende Literatur

Kröger, M., dpa-AFX (2023). *Fast 70 Prozent der Babyboomer wünschen sich vorzeitigen Berufsausstieg*. DER SPIEGEL. https://www.spiegel.de/wirtschaft/rente-fast-70-prozent-der-babyboomer-wuenschen-sich-vorzeitigen-berufsausstieg-a-759f735f-1b9e-4476-92be-9b49652895e5

Müller, D. (2021). *DIW-Präsident zu Rentenstabilisierung – „Meine Sorge ist, dass viele Menschen in Altersarmut fallen“*. Interview im Deutschlandfunk. https://www.deutschlandfunk.de/diw-praesident-zu-rentenstabilisierung-meine-sorge-ist-dass-100.html

Bundeszentrale für politische Bildung (BPB). (2022). *Soziale Situation in Deutschland. Entwicklung des Rentenniveaus (GRV)*. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61842/entwicklung-des-rentenniveaus-grv/

Bundeszentrale für politische Bildung (BPB). *Rentenpolitik. Infografiken Überblicksseite* https://www.bpb.de/themen/soziale-lage/rentenpolitik/289852/infografiken/

Hinweis vom YES!-Team

In der Informationsreihe „Wirtschaft verstehen, Zukunft gestalten“ veröffentlicht der Verein für Socialpolitik, einer der größten Vereinigungen von Wirtschaftswissenschaftler:innen aus dem deutschsprachigen Raum, unter dem Slogan „Wirtschaftsthemen – einfach erklärt“ Beiträge prominenter Mitglieder, die aktuelle Fragen unserer Zeit verständlich beantworten. Zu einigen Beiträgen gibt es zusätzlich kurze Videos und/oder Zeitungsartikel.

Besonders interessant für dieses YES!-Thema ist der Beitrag  „Der demografische Wandel: Überlastung für die Jungen?“ von Martin Werding, https://www.socialpolitik.de/de/der-demografische-wandel-ueberlastung-fuer-die-jungen.

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Das Thema wird betreut von

Nina Weber

Foto: ifo Institut

Nina Weber, Ph.D. arbeitet seit Mai 2023 als Postdoc am Ludwig Erhard ifo Zentrum für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik in Fürth. Sie hat in Politischer Ökonomie am King‘s College London promoviert. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der experimentellen Ökonomik und der Verhaltensökonomik mit einem Schwerpunkt auf soziale Präferenzen und prozessuale Fairness.

Fabian Böhme

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Fabian Böhme arbeitet seit Mai 2023 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ludwig Erhard ifo Zentrum für soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik in Fürth. In seiner Abschlussarbeit untersuchte er den Einfluss des deutschen Steuersystems auf die Arbeitsmarktpartizipation von Grundsicherungsempfängern. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Auswirkungen des Steuersystems auf den Arbeitsmarkt sowie die Gründe und Wahrnehmung von Ungleichheit und sozialem Aufstieg.

Anne Steuernagel

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Anne Steuernagel arbeitet seit September 2022 als Doktorandin am Ludwig Erhard ifo Zentrum für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik und promoviert an der FAU Erlangen-Nürnberg. Sie forscht zu Themen der Arbeitsmarktökonomik, Ungleichheit und zum demographischen Wandel.

Julia Freuding

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Julia Freuding ist seit Januar 2023 als Doktorandin am Ludwig Erhard ifo Zentrum für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik in Fürth beschäftigt. Als Teil ihrer Promotion forscht sie zu verhaltens- und arbeitsmarktökonomischen Themen. Zuvor war sie als Arbeitsmarkt-Spezialistin am ifo an der Konjunkturumfrage und an der HR-Befragung beteiligt.