Gleiche Chancen für alle? Beruflicher Erfolg und Herkunft

von Dr. Andreas Mense, Mara Buhmann, Luisa Braunschweig und Dr. Duncan Roth, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Ökonomische Möglichkeiten und Chancen sind alles andere als gleich verteilt. Die persönliche Herkunft hat großen Einfluss auf den späteren beruflichen Erfolg (Chetty et al. 2014, Collinson und Ludwig 2019, Schnitzlein 2013) und den Bildungsweg (Drobner und Patzina 2021).

Wenn Individuen ihre wirtschaftliche Situation durch eigene Anstrengung verbessern können, spricht die ökonomische Forschung von „ökonomischer Mobilität“. Gemeint ist der wirtschaftliche Aufstieg einer Person im Vergleich zu anderen Personen in der Gesellschaft.

Die Qualität der Nachbarschaft, in der eine Person aufwächst, entscheidet mit über ihre Lebenschancen. Kinder, die in ökonomisch gesehen schlechteren Nachbarschaften aufwachsen, erreichen niedrigere Bildungsabschlüsse, sind als Erwachsene häufiger arbeitslos, und erzielen geringere Einkommen (Collinson und Ludwig 2019). Niedrige Qualität der Nachbarschaft kann also ein Hindernis sein für ökonomische Mobilität. Allerdings ist dieses Hindernis nicht überall gleich stark ausgeprägt (Chetty et al. 201).

Das Elternhaus hat ebenfalls großen Einfluss auf den späteren ökonomischen Erfolg – etwa durch finanzielle Unterstützung, die Vermittlung von Fähigkeiten, oder die beruflichen Kontakte der Eltern (Schnitzlein 2013). Die Erfahrungen der Eltern können die Wahl des Bildungsweges stark beeinflussen. Tendenziell wird dadurch ökonomische Mobilität eher behindert als befördert (Drobner und Patzina 2021).

Familiäre und geographische Herkunft sind oftmals eng verknüpft. So kann es zwischen verschiedenen Nachbarschaften innerhalb derselben Stadt mitunter große Unterschiede im durchschnittlichen Einkommen der Bewohner geben, und dasselbe gilt etwa für das durchschnittliche Bildungsniveau (Ostermann et al. 2022). Es ist deshalb naheliegend, dass politische und gesellschaftliche Maßnahmen zur Verbesserung der Chancengleichheit sowohl den familiären Hintergrund als auch den Wohnort berücksichtigen sollten (Collinson und Ludwig 2019).

Wie können diese Unterschiede in den Startchancen ausgeglichen werden?

Welche politischen Maßnahmen, sozialen Projekte, oder Initiativen können dazu beitragen, berufliche Chancengleichheit herzustellen?

Wie können Kriminalität und „soziale Brennpunkte“ verhindert werden?

Welche Rolle spielen Bildungsangebote und die Qualität von Schulen und wie kann gleichmäßig hohe Qualität von Schulbildung erreicht werden?

Wie können Hindernisse beim Einstieg ins Berufsleben auch ohne „Vitamin-B“ überwunden werden?

Must-Read Literatur

Chetty, R., Hendren, N., Kline, P., und Saez, E. (2014). Where is the land of opportunity? Intergenerational mobility in the US. VOX, CEPR Policy Portal, February 4, 2014.

Collinson, R., und Ludwig, J. (2019). Neighborhoods and Opportunity in the US. Brookings, September 19. 2019.

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Andreas Mense

Foto: IAB / Andreas Mense

Andreas Mense absolvierte die Studiengänge Politikwissenschaft (Diplom) und Mathematik (B.Sc.) an der FAU Erlangen-Nürnberg und am Kalamazoo College (Michigan/USA). Zwischen 2011 und 2016 war er Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftswissenschaft in Erlangen. Er wurde 2016 an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg promoviert und arbeitete im Anschluss als Post-Doc an der FAU. Nach einem Forschungsaufenthalt an der London School of Economics im Jahr 2019 leitete er von 2019 bis 2021 das DFG-Projekt „Wer profitiert vom Wohnungsneubau?“. Seit Oktober 2021 ist Andreas Mense wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Regionale Arbeitsmärkte (REGIO) des IAB. Er forscht zu Themen an der Schnittstelle zwischen Arbeits- und Wohnungsmarkt und zu urbanen Arbeitsmärkten.

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Mara Buhmann

Foto: Mara Buhmann

Mara Buhmann arbeitet am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in der Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“. Sie hat an der Universität Würzburg ihren Bachelor und Master in Economics gemacht und promoviert zur Zeit an der FAU in Nürnberg. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Arbeitsmarktökonomik.

Luisa Braunschweig

Foto: Luisa Braunschweig

Luisa Braunschweig arbeitet am Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in der Nachwuchsforschungsgruppe „Berufe und Erwerbsverläufe“. Sie studierte an der Universität Passau und Otto-Friedrich-Universität Bamberg und promoviert derzeit im Fach VWL. Ihre Forschungsinteressen liegen in der empirischen Arbeitsmarktökonomik.

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Duncan Roth

Foto: : IAB / Duncan Roth

Duncan Roth ist seit dem Jahr 2021 Leiter der neuen Nachwuchsforschungsgruppe Berufe und Erwerbsverläufe am IAB und seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich des Regionalen Forschungsnetzes. Nach dem Bachelor-Studiengang Politics, Philosophy and Economics an der University of York in England erwarb er den Abschluss Master of Science in Economics an der University of Warwick. Die Promotion erfolgte an der Philipps-Universität Marburg zum Thema „Cohort size and labour-market outcomes“. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der empirischen Arbeitsmarktforschung. Aktuell beschäftigt er sich mit verschiedenen Fragen zu den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf Betriebe, die Erwerbsverläufe von Beschäftigten und Arbeitslosen sowie die berufliche Mobilität. Im Bereich der Regionalökonomie arbeitet er zu den Folgen der Mindestlohneinführung in Deutschland sowie zu Unterschieden in Agglomerationseffekten zwischen Deutschen und Ausländern.