Keine Klimaneutralität ohne kritische Rohstoffe –
Wie kann die Versorgungssicherheit mit Lithium, Kobalt, Seltenen Erden etc. gestärkt werden?
von Olivier Godart, Ph.D., Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)
Um die Klimaschutzziele zu erreichen und gleichzeitig unabhängiger von fossilen Energieimporten zu werden, setzt die deutsche Bundesregierung auf einen beschleunigten Ausbau von Wind- und Solarenergie. Der Anteil Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch, der 2022 bei 46,2 Prozent lag, soll bis 2030 auf mindestens 80 Prozent steigen.1
Für den Ausbau von Windkraft und Solarenergie sowie für die Herstellung von Batterien, Elektromotoren und Brennstoffzellen sind allerdings Rohstoffe notwendig, die importiert werden müssen. Krisen in den vergangenen Jahren haben die Gefahr verdeutlicht, dass die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und sensible Lieferketten die Energiewende verzögern können. Es stellt sich also immer drängender die Frage, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Versorgung mit ausreichenden Mengen der besonders kritischen Rohstoffe auf mittlere und lange Sicht sicherzustellen und damit Deutschlands Transformationsprozess zur Klimaneutralität krisenfest zu machen.
1 vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: „Mehr Energie aus erneuerbaren Quellen“, 25.04.2023, https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/klimaschutz/energiewende-beschleunigen-2040310.
Mögliche Fragestellungen:
- Welche Risiken entstehen für den Transformationsprozess Deutschlands hin zur Klimaneutralität aus Importen von kritischen Rohstoffen?
- Wie kann der hohe Bedarf an Rohstoffen für die Energiewende mit sozialen und ökologischen Risiken bei der Förderung und Weiterverarbeitung von Mineralien vereinbart werden?
- Kann Europa ohne China seine Dekarbonisierungsziele erreichen? Welche möglichen Gefahren entstehen aus der Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen und Zwischenprodukten aus nicht demokratischen Ländern?
- Welchen Beitrag können Ersatzstoffe, Recycling, internationale Kooperationen, die Erschließung neuer Lieferquellen und Lagerhaltung zu einer sicheren Rohstoffversorgung leisten? Welche Maßnahmen sollten für welche Rohstoffe ergriffen werden, um die Energiewende krisenfest zu machen?
Must-Read Literatur
Die Energiewende resilient gestalten
Kritische Rohstoffe: Sichere und nachhaltige Lieferketten für die grüne und die digitale Zukunft der EU gewährleisten
Weiterführende Literatur
Resilienz der Langfriststrategie Deutschlands zum Klimaschutz (Godart et al., 2023, Zusammenfassung).
Partnerinstitut
Das Thema wird betreut von
Oliver Godarth
Olivier Godart ist seit 2011 Senior Researcher am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Er forscht zu den Ursachen und Folgen internationaler Handel, zu den Ursprüngen und ökonomischen Implikationen von Auslandinvestitionen und zu den Herausforderungen Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Olivier hat an der Nottingham Universität in England promoviert und einen Master von der Paris School of Economics. Seine Forschung ist empirisch ausgerichtet und basiert auf Handel, Firmen und Arbeiter Daten. Olivier hat auch mehrere nationale und internationale Institutionen wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beraten.