Lieferketten und Lieferengpässe. Wie können Betriebe auf die globale Krise reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten?

von Dr. Ignat Stepanok, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

„Die Finanzkrise 2008 beendete einen jahrzehntelangen Wachstumskurs des Welthandels. Fast die Hälfte der Exporte und Importe vieler entwickelten Länder gehört zu der Gruppe der Vorleistungen, das sind Rohstoffe und Zwischenprodukte, die Betriebe weiterverarbeiten und für ihre Endproduktion nutzen. Die Weltwirtschaft ist tief vernetzt. Studien zufolge ist dieser Zugang zu Vorleistungen für die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben von zentraler Bedeutung (Amiti und Konings 2007).

Lieferengpässe, also Schwierigkeiten beim Bezug von Vorleistungen oder Zwischenprodukten, sind daher ein wichtiges Thema für Betriebe. Es gab immer Lieferengpässe zu bestimmten Zeiten und für bestimmte Wirtschaftszweige oder Regionen. Mit der Corona-Krise und dem Krieg in der Ukraine haben sich die Probleme aber deutlich verschärft. Sie betreffen nun einen großen Teil der Wirtschaft. Wenn Betriebe infolge von Lieferengpässen auf Einstellungen verzichten oder Kurzarbeit nutzen, hat dies zudem Folgen für den gesamten Arbeitsmarkt. Viele Betriebe in Deutschland sind von den Lieferengpässen direkt betroffen und haben bereits ihr Lieferantennetzwerk und oft auch ihre Produktion angepasst (Moritz et al. 2022 und Roth et al. 2022).“

Was sind die Ursachen für die Lieferengpässe und welche Risiken entstehen für Betriebe und Wirtschaft?
Wie können die globalen Netzwerke verlässlicher gestaltet werden, um die Wahrscheinlichkeit von Lieferengpässen zu reduzieren?
Wie können die betroffenen Betriebe reagieren? Wie können sie beispielsweise ihre Lieferantennetzwerke organisieren, ihre Lagerhaltung oder ihre Produktion anpassen?
Diese und ähnliche Fragen können in einem YES!-Projekt bearbeitet werden.

Must-Read Literatur

„Konings, Jozef and Mary Amiti (2007), „Trade Liberalization, Intermediate Inputs, and Productivity: Evidence from Indonesia,” The American Economic Review, 97, 1611—1638.

Moritz, Michael, Duncan Roth, Jens Stegmaier and Ignat Stepanok (2022), “Lieferengpässe in Deutschland im Jahr 2021: Betriebe reagieren mit Anpassungen bei Produktion, Preis und Personal,” IAB-Kurzbericht 13/2022.

Roth, Duncan, Eva Kleifgen and Ignat Stepanok (2022), „The Covid-19 Pandemic and International Supply Chains,“ IAB-Discussion Paper 5/2022.“

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Ignat Stepanok

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Dr. Ignat Stepanok studierte Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt internationaler Handel und wirtschaftliches Wachstum. Zwischen 2011 und 2015 war er am Institut für Weltwirtschaft in Kiel und seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAB im Forschungsbereich „Integration, Migration und internationale Arbeitsmarktforschung“. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Verbindung zwischen internationalem Handel und Arbeitsmärkten.