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1. Platz International YES! 2023

CHECK YOUR CHAIN – Lieferketten im Blick

Ist-Situation: Nachhaltigkeit liegt heute mehr als denn je im Fokus der Unternehmen, Politik und Gesellschaft. 2015 wurden von 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nation die 17 Sustainable Development Goals festgelegt, die in nationale Gesetzgebungen einfließen sollen. In Deutschland zeichnet sich dies schon ab, beispielsweise bei der Verabschiedung des Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten, die mehr Schutz für Arbeitnehmer:innen entlang der Lieferketten garantieren sollen. Dabei sollen Unternehmen einen jährlichen Bericht auf ihrer Website veröffentlichen, in welchem sie darlegen, wie und ob sie diese Sorgfaltspflichten einhalten.

Lösungsidee: Da diese Berichte sehr lang und allgemein gefasst sind, wollen wir mehr Transparenz für Verbraucher:innen schaffen, indem wir unterschiedliche Berichte der Unternehmen, sowie Partner:innen, Drittparteien, Labels, Siegel, usw. bündeln. Anhand dieser Berichte wollen wir in unserer App „Check your Chain“ konkrete Produkte nach unseren Bewertungskriterien grafisch darstellen und so den Verbraucher:innen eine Übersicht über Arbeitsumfeld und Umwelteinfluss verschaffen. Differenzierter lassen wir Arbeitszeit, Lohn, Arbeitsbedingungen, Transportwege, Rohstoffgewinnung und Entsorgung in die Bewertung einfließen. Damit wollen wir erreichen, dass sich Verbraucher:innen vor einem Kauf schnell einen Eindruck verschaffen können, in welcher Bilanz das Produkt liegt und ihre Entscheidungen nach den Kriterien treffen können.

Wunsch-Situation: Durch die Einordnung, Transparenz und Vereinfachung der Berichte in Grafiken, soll es für Verbraucher:innen so unkompliziert wie möglich sein, ihrem vorhandenen Wunsch nach Nachhaltigkeit und guten Arbeitsbedingungen bei der Produktherstellung nachzugehen. Idealerweise sollte auch der Verkauf nachhaltiger Produkte so gefördert werden, dass die Nachfrage ansteigt und zunehmend auf diese Kriterien bei der Herstellung geachtet wird. Langfristig soll dies Druck auf Unternehmen ausüben, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen und ihren Umwelteinfluss zu regulieren.

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Thema:

Recht nachhaltig: Wie können regulatorische Vorgaben effektiver zur Nachhaltigkeit beitragen?

von Prof. Dr. Hanjo Hamann und Prof. Dr. Paul Pronobis, EBS Universität für Wirtschaft und Recht

Das Recht steht vor großen sozialen Zukunftsaufgaben. Das verändert auch die Funktionen der klassischen Teilgebiete des Rechts. Bisher setzte man für die gesellschaftliche Steuerung auf hierarchisch strukturierte Rechtsverhältnisse (sog. öffentliches Recht). Nun wird deutlich, dass für globale Aufgaben wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Menschenrechte auch Private in die Pflicht genommen und Rechtsverhältnisse zwischen Wirtschaftspartnern (sog. Zivilrecht) reguliert werden müssen. Kernproblem der Nachhaltigkeitsagenda, so liest man, „ist ihre Unverbindlichkeit“. Deshalb werden immer mehr Gesetze und andere regulatorische Vorgaben verabschiedet. Sie sollen Unternehmen verpflichten, im Geschäftsverkehr mit ihresgleichen und mit Verbrauchern auf Nachhaltigkeit zu achten und neben ihrem eigenen Profit auch gesellschaftliche Anliegen zu fördern. Gesetze über energieverbrauchsrelevante Produkte (EVPG) oder unternehmerische Sorgfaltspflichten in Lieferketten (LkSG) sind nur der Anfang; Dutzende weitere Vorschläge stehen bereit. Wie aber lässt sich die effektive Durchsetzung solcher Gesetze sicherstellen? Genügt vielleicht schon größere Transparenz? Darauf ist das Gesetz zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung gerichtet, also auf Rechenschaft über soziales und ökologisches Unternehmenshandeln (sog. corporate social responsibility, CSR). Noch ist allerdings völlig unklar, worüber genau und in welcher Form Unternehmen berichten müssen. Lassen sich dazu vielleicht Ansätze entwickeln, die nicht nur neue Scheinnachhaltigkeit mit sich bringen?

Wie lassen sich unternehmerische Berichtspflichten konkretisieren und ausgestalten, um einen nachhaltigen Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft zu ermöglichen?

Wie lässt sich eine nur oberflächlich suggerierte Unternehmensverantwortung (sog. Greenwashing) vermeiden, wie sie jüngst für das Plastikrecycling dokumentiert wurde?

Welche neuen, kreativen Ideen können helfen, nicht immer nur Gesetze zu verabschieden, sondern auch ihre Durchschlagskraft zu verbessern? (Immerhin wäre schon viel erreicht, wenn auch nur einzelne Gesetze effektiver durchgesetzt würden.)


Logo der EBS Universität

Prof. Dr. Dr. Hanjo Hamann

Foto: Mario Iser

Prof. Dr. Dr. Hanjo Hamann studierte Jura in Heidelberg und Hamburg, mit weiteren Ausbildungsstationen in Erfurt, Speyer, Leipzig und Tübingen. Er promovierte in Bonn und Jena in den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und ist seit 2022 an der EBS Universität tätig. Auslandsaufenthalte führten ihn nach Italien, China, Südafrika und in die USA. Er beschäftigt sich mit Vertrags- und Unternehmensrecht samt ihrer Bezüge zu empirischen Nachbardisziplinen wie den Verhaltens- und Sprachwissenschaften.

Prof. Dr. Paul Pronobis

Prof. Dr. Paul Pronobis