Das dritte Regionalfinale 2025 fand am 18.6.2025 in der Region Nord in Kiel statt. Sieben Teams aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen präsentierten ihre Ideen. Die beiden Teams vom Gymnasium Brunsbüttel und dem Graf-Stauffenberg-Gymnasium aus Osnabrück bekamen am Ende die meisten Punkte der anderen Teams und dürfen die Region beim Bundesfinale in Hamburg vertreten.

Bevor die ersten Präsentation startete, hieß unsere Moderatorin Anja Lange alle Teams herzlich willkommen und begrüßte Thorsten Meyer, den Bibliotheksdirektor der ZBW, zu einem kurzen Interview. Er erläuterte, wie Wirtschaftsthemen ihn schon seit der Schulzeit begleiteten und wie wichtig es aus seiner Sicht sei, dass die Jugendlichen immer kritisch und neugierig, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft blicken sollten.

Thorsten Meyer betonte, dass es für die ZBW auch immer wichtig ist, dass Wissen in die Gesellschaft transferiert wird. Foto: YES! – Young Economic Solutions.

Als erstes Team des Tages präsentierte das Graf-Stauffenberg-Gymnasium aus Osnabrück mit dem Thema Raus aus der Schnitzel-Falle: Wie kommt gesundes Essen auf Kinderspeisekarten? von Prof. Dr. Felix Rösel und Prof. Dr. Markus Ludwig der Technischen Universität Braunschweig. Das Team stellte zu Beginn die fiktive Person Max vor, anhand dessen sie das Problem verdeutlichte: ungesunde Ernährung ab dem Kindesalter kann zu langfristigen Krankheiten und im Alter sogar zu einer Berufsunfähigkeit führen. Die Idee des Teams zur Lösung des Problems: „Cringe oder Cuisine, ein Kochwettbewerb an der Schule, „Cringe oder Cuisine. Dabei geht es vor allem darum, dass die Schulkinder der 5. und 6. Klasse lernen, selbst zu kochen und dabei insbesondere auf eine ausgewogene, gesunde Erstellung von Rezepten zu achten. Die Schüler:innen sollen während der Kocheinheiten eine gesunde Beilage für das Mensaessen der Schule zubereiten. In Form von Rezeptbüchern sollen die Schüler:innen außerdem nachhaltig die Freude am Kochen finden. In der Diskussionsrunde stand das Team den anderen Schulteams Frage und Antwort. Das Team konnte beweisen, dass „Cringe oder Cuisine“ einen Beitrag zur gesünderen Gestaltung des Essverhaltens von Kindern beitragen kann und sich das Projekt auch auf weitere Schulen ausweiten lässt. Mit ihrer Idee haben sie einen Großteil der Schüler:innen überzeugt, und wurden ins Bundesfinale gewählt.

Das große Team des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums aus Osnabrück darf sich bis zum Bundesfinale noch ein paar leckere Rezepte für ihren Kochwettbewerb ausdenken. Foto: YES! – Young Economic Solutions


Direkt ging es weiter mit dem Team, das wohl den kürzesten Anreiseweg hatte: das Schulteam der RBZ .Wirtschaft aus Kiel. Sie entwickelten eine Lösung, die auf das Problem zu hoher Zahlen suchterkrankter Menschen reagieren soll. Unter der fachlichen Betreuung durch Maximilian Bauer und Anna Reith der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt beschäftigten sich die Schüler:innen mit dem Thema Responsible Innovation, mehr als nur Nachhaltigkeit: Wie kann Innovation nicht nur wirtschaftliche Ziele verfolgen, sondern zugleich auch soziale und ethische Aspekte berücksichtigen?. Die Idee: Ein Café soll als erste Wiedereingliederungsmöglichkeit für ehemalige Suchterkrankte gedacht sein, die durch Arbeit in der Gastronomie einen Einstieg in den Arbeitsalltag erhalten. Neben lokalen Organisationen hat das Schulteam bereits Kontakt zur Agentur für Arbeit aufgenommen und positive Resonanz erhalten. Finanzielle und organisatorische Aspekte wurden auch berücksichtigt. Das Team konnte beweisen, dass ihnen  Inklusion, zweite Chancen und vor allem das Brechen mit Vorurteilen am Herzen liegt.


Das  Gymnasium Brecht-Schule aus Hamburg beschäftigte sich mit dem Thema Ein guter Start für alle: Wie schaffen wir Bildungsgerechtigkeit? von Jakob Geweke und Annika Pohlmann des WZB – Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Mittels zahlreicher wissenschaftlicher Fakten und Studien zeigte das Team auf, dass in Deutschland ungleiche Bildungschancen bestehen und Faktoren wie der Wohnort den Zugang zu Bildung beeinflussen. Diesem Missstand möchte das Team mittels ihrer App „Chance+“ entgegenwirken. Diese beinhaltet nicht nur frei zugängliche Lernmaterialien, sondern auch die Möglichkeit des Austausches unter den Schüler:innen verschiedener Schulen, die Umsetzung von Lerntreffen sowie die Implementierung von KI-Tools. Finanziell hat das Team bereits Zusagen von Stiftungen erhalten und dank einer visuellen Darstellung der App ließ sich diese noch besser vorstellen. Neben der App sollen außerdem Peer-to-Peer Lerntreffen stattfinden, denn genau solche interaktiven Lerneinheiten seien am effektivsten, so das Team.


Weiter ging es direkt mit dem Gymnasium Brunsbüttel. Das Team beschäftigte sich mit dem Thema Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland – wie kann die Wirtschaftspolitik sie unterstützen? von Prof. Dr. Matthias Lücke, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) und Garry Poluschkin, Berlin Economics. Das Problem mangelnder Integration ukrainischer Geflüchtete, dem zu kleinen Angebot an Kinderbetreuung sowie dem allgemeinen Fachkräftemangel möchte das Team mit dem „House of Nations“ lösen. Hier wohnen ukrainische Alleinerziehende gemeinsam mit deutschen Alleinerziehenden unter einem Dach. Tagsüber verwandelt sich das „House of Nations“ in eine Kindertagesstätte, wodurch die Eltern die Möglichkeit bekommen,  zu arbeiten oder sich fortzubilden. Frühe Kinderbetreuung soll das Erlernen der deutschen Sprache ermöglichen und außerdem interkulturellen Austausch fördern. Mit ihrer Idee konnte das Team die anderen Schulteams überzeugen und wurde ins Bundesfinale gewählt.

Das Schulteam des Gymnasiums Brunsbüttel überzeugte auch mit den vielen Kontakten, die sie für ihre Lösungsidee schon aufgebaut haben. Foto: YES! – Young Economic Solutions.


Bevor es dann in die Mittagspause ging, präsentierte das Schulteam des Gymnasiums am Wall aus Verden ihre Lösungsidee. Das Thema KI & Bildung – wie können Schulen von Künstlicher Intelligenz profitieren? von Friederike Hertweck vom RWI- Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung. Das Problem, das das Team vorgestellt hat und wahrscheinlich viele Schüler:innen kennen: im Unterricht ist schwer zu erkennen, ob schriftliche Leistungen von den Schüler:innen oder einer KI generiert wurden. Um dem Problem zu begegnen, möchte das Team eine Schul-KI entwickeln. Genannt wird sie „K.L.A.R.A“, KI für Lernen, Analyse, Reflexion und Austausch. Diese KI soll den Schüler:innen nicht das Lernen und Denken abnehmen, sondern als Unterstützung dienen und für Aufklärung sorgen. Auch die Lehrer:innen selbst, die oft vor der Herausforderung stehen, zwischen eigener Leistung und Leistung durch KI unterscheiden zu müssen, sollen von K.L.A.R.A. profitieren. Dass sich das Team mit der Entwicklung von einer KI auseinandergesetzt hat, bewies es durch die Benennung von Stärken und Schwächen ihrer Idee. Auch in der anschließenden Diskussion machte das Team ihr Hauptanliegen deutlich: Gerechtigkeit an Schulen durchsetzen.


Nachdem alle gestärkt aus der Mittagspause wieder eingetrudelt sind, stand die Präsentation des Schulteams der Friedrich-Paulsen-Schule aus Niebüll an. Betreut durch Robyn Blake-Rath der Leibniz Universität Hannover beschäftigte sich das Team in den vergangenen Monaten mit dem Thema Landwirtschaft in der Krise: Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ernährungssicherung – Wie können integrative Lösungsansätze aussehen?. Das Problem des zu hohen CO2-Ausstoßes ist allgegenwärtig, und ein Teil dessen wird auch durch die Ernährung ausgestoßen. Neben dieser Problematik hat das Team außerdem das Problem erkannt, dass im Bereich der Nachhaltigkeit Greenwashing besteht. Um es den Konsument:innen bei ihrem Einkauf zu ermöglichen, nachhaltige und regionale Kaufentscheidungen zu treffen, hat das Team die Idee zur App „Green Code“ entwickelt. Mittels dieser App können Konsument:innen im Supermarkt über den Barcode den genauen Herkunftsort des Produkts sowie einen Skalenwert einsehen, der den Nachhaltigkeitsscore des jeweiligen Produkts anzeigt. Mit dem Slogan „Scannen, verstehen, besser entscheiden“ bündelten die Schüler:innen noch einmal, worum es ihnen geht: Transparenz schaffen und Greenwashing aufdecken.


Unter Begleitung von JProf. Dr. Henrike von Scheliha der Bucerius Law School widmeten sich die Schüler:innen der Hahnheide-Schule Gemeinschaftsschule aus Trittau der Thematik My body, my choice – my body, your choice? Welche gesellschaftliche Bedeutung kann eine Legalisierung der Eizellabgabe und der Leihmutterschaft in Deutschland haben?  Um dem komplexen Thema gerecht zu werden und vor allem den Schulteams einen Einstieg in das Thema zu erleichtern, leitete das Team mit einer Frage in ihr Thema: Wer möchte später gerne einmal Kinder bekommen? Wichtige Fachbegriffe wurden daraufhin erklärt und die Präsentierenden machten deutlich, dass bei der Thematik der Leihmutterschaft neben rechtlichen und ethischen Aspekten auch gesundheitliche/ medizinische Aspekte berücksichtigt werden müssen. Auf Basis einer Umfrage entwickelte das Team die App „Famora“, die das Ziel verfolgt, zu informieren, zu unterstützen/beraten, zu vernetzen und letztlich eine Leihmutterschaft zu begleiten. Relevante Akteure aus unterschiedlichen Bereichen sollen auf der App zusammenkommen. Die App zielt also darauf ab, eine Plattform zu bieten, auf der potenzielle Eizellspender, Leihmütter und Wunscheltern unterstützt und vermittelt werden. Auch wenn eine Leihmutterschaft in Deutschland bisher nicht legal ist, möchte das Team mit ihrer App aufklären und die Thematik in die Gesellschaft tragen. Allein durch die Vorstellung ihrer Idee am heutigen Tag haben sie ihre Mission bereits in kleinem Rahmen umsetzen können!

Ein Klassiker unter den Gruppenfotos. Seit Beginn des Wettbewerbs beherbergt das RBZ . Wirtschaft Veranstaltungen des YES!. Foto: YES! – Young Economic Solutions.

Insgesamt war das Regionalfinale also ein voller Erfolg, nicht nur die Stimmung, sondern auch das Wetter spielten mit und jedes einzelne Team kann stolz auf sich sein. Wir hatten wieder einmal viel Spaß, bedanken uns bei allen Teilnehmenden und Forscherenden und freuen uns auf das nächste Regionalfinale in Mannheim.

Euer YES!-Team

18. Juni 2025, RBZ Wirtschaft . Kiel

Programm

Stand: 16.6..2025

Änderungen sind bis kurz vor der Veranstaltung noch möglich.


9:00 Uhr

Ankommen der Schulteams und Technikcheck


10:00 Uhr

Begrüßung durch unsere Moderatorin Anja Lange und Interview mit Thorsten Meyer, Bibliotheksdirektor der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Erklärung der YES!-Kriterien und des Wahlzettels


10:20 Uhr

1. Block – 2 Präsentationen

  • Graf-Stauffenberg-Gymnasium aus Osnabrück
  • RBZ Wirtschaft . Kiel

11:10 Uhr

Pause


11:25 Uhr

2. Block – 2 Präsentationen

  • Gymnasium Brecht Schule aus Hamburg
  • Gymnasium Brunsbüttel

12:15 Uhr

Pause


12:25 Uhr

3. Block – 1 Präsentation

  • Gymnasium am Wall aus Verden

12:50 Uhr

Mittagspause


13:45 Uhr

Fotos


13:50 Uhr

4. Block – 2 Präsentationen

  • Friedrich-Paulsen-Schule aus Niebüll
  • Hahnheide-Schule Gemeinschaftsschule aus Trittau

14:40 Uhr

Kurze Pause zur Vorbereitung auf die Pitches


14:50 Uhr

Pitches


15:10 Uhr

Voting und Evaluation


15:50 Uhr

Begründung zur Vergabe der Höchstpunktzahl


16:05 Uhr

Bekanntgabe der Finalisten und Abschlussworte


16:20 Uhr

Ende der Veranstaltung


Teilnehmende Schulteams, ihre Themen und ihre Forschenden

Friedrich-Paulsen-Schule aus Niebüll

Thema: Landwirtschaft in der Krise: Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ernährungssicherung – Wie können integrative Lösungsansätze aussehen?
von Robyn Blake-Rath, Leibniz Universität Hannover


Graf-Stauffenberg-Gymnasium aus Osnabrück

Thema: Raus aus der Schnitzel-Falle: Wie kommt gesundes Essen auf Kinderspeisekarten?
von Prof. Dr. Felix Rösel und Prof. Dr. Markus Ludwig, Technische Universität Braunschweig


Gymnasium am Wall aus Verden

Thema: KI & Bildung – wie können Schulen von Künstlicher Intelligenz profitieren?
von Friederike Hertweck, Ph.D., RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung


Gymnasium Brecht Schule aus Hamburg

Thema: Ein guter Start für alle: Wie schaffen wir Bildungsgerechtigkeit?
von Jakob Geweke und Annika Pohlmann, WZB – Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung


Gymnasium Brunsbüttel

Thema: Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland – wie kann die Wirtschaftspolitik sie unterstützen?
von Prof. Dr. Matthias Lücke, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) und Garry Poluschkin, Berlin Economics


Hahnheide-Schule Gemeinschaftsschule aus Trittau

Thema: My body, my choice – my body, your choice? Welche gesellschaftliche Bedeutung kann eine Legalisierung der Eizellabgabe und der Leihmutterschaft in Deutschland haben?
von JProf. Dr. Henrike von Scheliha, Bucerius Law School


RBZ Wirtschaft . Kiel

Thema: Responsible Innovation, mehr als nur Nachhaltigkeit: Wie kann Innovation nicht nur wirtschaftliche Ziele verfolgen, sondern zugleich auch soziale und ethische Aspekte berücksichtigen?
von Maximilian Bauer und Anna Reith, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt