Am 4. Juni 2025 fand das Regionalfinale Ost des YES! – Young Economic Solutions in der Leibniz-Gemeinschaft Berlin statt. Neun engagierte Schulteams präsentierten ihre innovativen Lösungsideen zu aktuellen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Fragestellungen. Begleitet von ihren betreuenden Forschenden und unterstützt durch ihre Lehrkräfte und das YES!-Team zeigten die Schüler:innen eindrucksvoll, wie junge Perspektiven zur Bewältigung komplexer Herausforderungen beitragen können. Ins Bundesfinale wurden die Teams der Ellen-Key-Schule aus Berlin und der BBS Burgdorf gewählt.

Das wurde es fast schon etwas eng auf der Dachterrasse der Leibniz-Gemeinschaft bei so vielen Leuten. Foto: YES! – Young Economic Solutions
Es war das größte Regionalfinale mit über 100 Schüler:innen, das jemals in Berlin stattfand. Und das alles bei sehr warmen Temperaturen. Die Jugendlichen waren dennoch äußerst diszipliniert, interessiert und machten so unserem Moderator Alexander Müschen die Arbeit leichter, durch diesen langen Tag zu führen.
Den Anfang machte das Team der Evangelischen Schule Spandau aus Berlin. Sie beschäftigten sich mit der Frage: Gefährdet Lobbyismus die Demokratie und wie kann die Gesellschaft mehr Einfluss auf den Lobbyismus nehmen? von Dieter Plehwe vom WZB – Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Das Team stellte dazu die App „Open Lobby“ vor. Sie soll engagierten Bürger:innen eine Plattform zur Vernetzung bieten und es ihnen ermöglichen, sich beispielsweise bei hohen Spritpreisen zu organisieren. Die App ist eine community-getriebene Lösungsidee, die ein Gegengewicht zur wirtschaftlichen Lobby darstellen soll und aus der sogar Gesetzesentwürfe entstehen können.
Das Team des Schlossgymnasiums Gützkow widmete sich dem Thema „Raus aus der Schnitzel-Falle: Wie kommt gesundes Essen auf Kinderspeisekarten?“ von Prof. Dr. Felix Rösel und Prof. Dr. Markus Ludwig von der TU Braunschweig. „Gesund, frisch, lecker“ – so ihre Vision. Das Team schlug vor, dass Restaurants die regulären Gerichte als halbe Portionen zu 65 % des Preises für Kinder anbieten. Diese Portion könnte dann zu einem Mehrwehrtssteuersatz von 2% verkauft werden. Ein Sticker auf der Menükarte soll hierauf hinweisen und die Kinderkarte so überflüssig machen, die häufig sehr einseitig ist und überwiegend frittiertes Fast Food enthält. So kann Essensverschwendung vermieden werden und Kinder schon frühzeitig an die Essgewohnheiten ihrer Eltern herangeführt werden, getreu dem Motto: „HALB SO VIEL, DOPPELT SO SCHLAU!“
Die Schüler:innen des Wiprecht-Gymnasiums Groitzsch stellten das Thema „Karrierefaktor Familienplanung – wie kann Elternzeit unsere Gesellschaft stärken?“ vor, betreut durch Florian Griese vom DIW Berlin. Um geschlechterspezifische Unterschiede bei der Inanspruchnahme von Elternzeit aufzubrechen, forderte das Team „neue Väter statt alte Rollen“. Hierbei ginge es insbesondere um die kleinen Dinge, wie „Tränen trocknen und Windeln wechseln“, betonte das Team und präsentierte hierfür eine niedrigschwellige Lösung: Die App „Held zu Hause“, die Väter bei der Erziehung und Versorgung ihrer Kinder unterstützt und Spaß mit Weiterbildung kombiniert. Ihr Plädoyer an eine neue Generation von Vätern: „Du wirst nicht weniger Mann, wenn Du mehr Vater wirst.“

Das Team der Ellen-Key-Schule: Jungs-Power aus Berlin. Foto: YES! – Young Economic Solutions.
Die Ellen-Key-Schule aus Berlin bearbeitete das Thema „Zu viele Köche verderben den Brei: Welche Instrumente der Wohnungspolitik versprechen Erfolg?“ von Konstantin A. Kholodilin (DIW Berlin). Angesichts der Wohnungsnot – rund 50 % der jungen Menschen sorgen sich trotz vorhandener Instrumente der Wohnungspolitik, wie beispielsweise der Mietpreisbremse, um zu teuren oder knappen Wohnraum – hat das Team der Ellen-Key-Schule den „Feder-Fonds“ entwickelt. Einen staatlich verwalteten Fonds, der Auszubildende nach der Ausbildung unterstützt, indem er ihre Mietausgaben auf 30 Prozent des Einkommens abfedert; Arbeitgeber können hierbei einen Anteil übernehmen. Es ist ein innovatives Instrument, das die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen verbessert, indem es ihnen konkrete Perspektiven bei der ersten Wohnungssuche eröffnet, getreu ihrem Claim: „Das Leben beginnt, wir federn die Miete ab.“ Im abschließenden Pitch rundete das Team seine überzeugende Präsentation mit einem kreativen Animationsfilm ab und wurde von den anderen Teams ins Bundesfinale gewählt.
Die Gruppe des Gymnasiums Südstadt aus der Saalestadt Halle beschäftigte sich mit „Ein guter Start für alle: Wie schaffen wir Bildungsgerechtigkeit?“ mit Unterstützung von Jakob Geweke und Annika Pohlmann vom WZB. Um dem „Hürdenlauf des Bildungsweges“ zu begegnen, der vor allem durch die Erstsprache und die soziale Herkunft beeinflusst wird, entwickelten die Schüler:innen mit der „WortWerkstatt“ ein inklusives Bildungsangebot, das Vorurteile abbauen soll. Die „WortWerkstatt“ ist eine wöchentliche, spielerische Förderstunde für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, die mit kreativen und spielerischen Aktivitäten Sprache, soziale Kompetenzen und kulturelles Verständnis fördert. „Gemeinsam lachen, gemeinsam lernen“ – einen emotionalen Abschluss schufen die Teammitglieder im Publikum, die nacheinander aufstanden und mit Worten wie Kreativität, Miteinander und Selbstbewusstsein ihrer gemeinsamen Vision noch einmal Ausdruck verliehen.
Weiter ging es mit einem nicht minder emotionalen Einstieg. Das Team vom Gymnasium Hochrad Hamburg beschäftigte sich mit dem Thema „Wer pflegt uns, wenn wir alt sind? – Herausforderungen und Lösungen zum Fachkräftemangel in der Pflege“ von Juliane Theiß und Walli Hoffmann von der Uni Leipzig. Das Team stellte seine Idee eines „Älterengeldes“ vor, Die erste Folie ihrer Präsentation zeigte die Fotos eines Zimmers im Pflegeheim und einer Gefängniszelle. Zitat: „Es kann nicht sein, dass pflegebedürftige Menschen unter den gleichen Verhältnissen leben wie Gefangene.“ Ihre Vision: Kinder müssen ihre Eltern zu dem Zeitpunkt pflegen können, zu dem sie am meisten gebraucht werden! Auf Basis des von ihnen entwickelten Gesetzesentwurfs sollen pflegende Angehörige von ihrem Job freigestellt werden und analog zum Elterngeld einen finanziellen Ausgleich erhalten. So könnten auch Pflegeheime entlastet werden. Für seine ambitionierten Ziele, die über den Wettbewerb hinausreichen, hat das Team außerdem eine Petition gestartet. Ihr Appell an das Publikum: „Wir sind irgendwann die zu pflegende Generation. Helft uns, damit wir irgendwann euch helfen können!“
Die Jugendlichen des Gymnasiums Martineum Halberstadt widmete sich dem von der Uni Leipzig gestellten Thema „Digitalisierung der Landwirtschaft – wie können Betriebe qualifizierten Nachwuchs für die Arbeit in Feld und Stall gewinnen?“
„Wer von euch denkt beim Essen an die Menschen, die das Essen produziert haben?“ – so lautete die Einstiegsfrage ihrer Präsentation. Das von ihnen differenziert dargestellte Kernproblem: Arbeitssuchende Personen mit Migrationsgeschichte und landwirtschaftliche Betrieben finden trotz gegenseitigen Interesses nicht zueinander– unter anderem aufgrund kommunikativer Barrieren. Mit ihrem Chatbot „Agriconnect“ will das Team Sprachbarrieren überwinden, indem der auf ChatGPT basierende Bot Anfragen von Migrant:innen in ihrer eigenen Sprache aufnimmt, passende Stellenangebote der Bundesagentur für Arbeit entsprechend übersetzt und vorschlägt, um dann direkt ein Anschreiben und einen Lebenslauf wieder zu übersetzen, damit sich die Migrant:innen bewerben können. Ihr Claim: „Agriconnect bringt Menschen zueinander, die einander brauchen!“

Das Team der BBS Burgdorf überzeugte mit viel Charme und einer Lösung zu einem Thema, das vielen Jugendlichen am Herzen liegt: Wie können sie lernen, wie sie mit Geld umgehen müssen? Foto: YES! – Young Economic Solutions.
Einen unkonventionellen Einstieg zum Thema „play, learn, earn – Spielbasiertes Lernen zur Förderung finanzieller Kompetenz“ von Sebastian Heidel und Elisa Wagner (Universität Leipzig) wählte auch das Schulteam der BBS Burgdorf mit der Frage: „Wer weiß, welche Versicherungen man mit 18 abschließen muss?“ Schweigen im Raum. Nach einer kurzen theoretischen Untermauerung der niedrigen finanziellen Bildung stellte die praxisnahe Darstellung der Lösung den Hauptteil dieser Präsentation dar. Ihre Idee: die App „BIZZ STARTER – PLAY – LEARN – EARN“ zur Förderung finanzieller Kompetenzen. Die Anwendung vermittelt praktische Fähigkeiten zu Ausgaben, Sparen und Investieren mittels learning by doing und Gamification. Ihr Konzept schafft einen spielerischen Zugang, der Jugendliche motiviert, Verantwortung zu übernehmen und wirtschaftliche Entscheidungen selbstbewusst zu treffen. Mit ihrer praxisnahen Vision, wirtschaftliche Bildung als Teil des Schulalltags zu etablieren und „Jugendlichen spielerisch das wahre Leben beizubringen“, konnten sie die anderen Teams von ihrer Lösung überzeugen und werden somit beim Bundesfinale antreten.
Auch das Team des Grünen Campus Malchow Berlin befasste sich wissenschaftlich sehr tiefgehend mit seinem Thema „Landwirtschaft in der Krise: Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ernährungssicherung – Wie können integrative Lösungsansätze aussehen?“ unter Leitung von Robyn Blake-Rath von der Leibniz Universität Hannover. Sie präsentierten eine sehr fundierte Analyse des sogenannten „Trilemmas“, das durch die permanente Subventionierung von Monokulturen in der Landwirtschaft durch die Politik entsteht, und forderten eine Agroforstwirtschaft als Gegenentwurf. Die hierfür entwickelte Kampagne soll politische Anreize wie z. B. Subventionen setzen, Landwirt:innen und Politik die Vorteile der Polykultur näherbringen und so Monokulturen in Polykulturen verwandeln. Ihre Vision: Durch Polykulturen die Umweltbilanz und den Ertrag steigern und eine ausreichend Nahrung produzieren, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
Dieses Finale hat mal wieder eindrucksvoll gezeigt, wie junge Menschen mit jungen und gesellschaftlich relevanten Ideen Verantwortung übernehmen und die Zukunft aktiv mitgestalten. Wir bedanken uns bei allen Schulteams, Lehrkräften, Forschenden und Partnerinstituten für den gelungenen Tag und freuen uns auf das Regionalfinale West in Essen und die weitere Entwicklung der spannenden Projekte!
Euer YES!-Team
4. Juni 2025, Leibniz-Gemeinschaft Berlin
Programm
Stand: 23.05.2025
Änderungen sind bis kurz vor der Veranstaltung noch möglich.
9:00 Uhr
Ankommen der Schulteams und Technikcheck
10:00 Uhr
Begrüßung durch unseren Moderator Alexander Müschen
Erklärung der YES!-Kriterien und des Wahlzettels
10:10 Uhr
1. Block – 2 Präsentationen
- Evangelische Schule Spandau aus Berlin
- Schlossgymnasium Gützkow
11:00 Uhr
Pause
11:15 Uhr
2. Block – 2 Präsentationen
- Wiprecht Gymnasium Groitzsch
- Ellen-Key-Schule aus Berlin
12:05 Uhr
Pause
12:20 Uhr
3. Block – 2 Präsentationen
- Gymnasium Südstadt der Saalestadt Halle
- Gymnasium Hochrad aus Hamburg
13:10 Uhr
Mittagspause
13:55 Uhr
Fotos
14:00 Uhr
4. Block – 2 Präsentationen
- Gymnasium Martineum Halberstadt
- BBS Burgdorf
14:40 Uhr
Pause
15:05 Uhr
5. Block – 1 Präsentation
- Grüner Campus Malchow aus Berlin
15:30 Uhr
Kurze Pause zur Vorbereitung auf die Pitches
15:45 Uhr
Pitches
16:00 Uhr
Voting und Evaluation
16:30 Uhr
Begründung zur Vergabe der Höchstpunktzahl
16:40 Uhr
Bekanntgabe der Finalisten und Abschlussworte
16:55 Uhr
Ende der Veranstaltung
Teilnehmende Schulteams, ihre Themen und ihre Forschenden
BBS Burgdorf
Thema: play, learn, earn – Spielbasiertes Lernen zur Förderung finanzieller Kompetenz
von Sebastian Heidel und Elisa Wagner, Universität Leipzig
Ellen-Key-Schule aus Berlin
Thema: Zu viele Köche verderben den Brei: Welche Instrumente der Wohnungspolitik versprechen Erfolg?
von Dr. Konstantin A. Kholodilin, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)
Evangelische Schule Spandau aus Berlin
Thema: Gefährdet Lobbyismus die Demokratie? Wie kann das System der Interessenvertretung in Deutschland und der EU verbessert werden?
von Dr. Dieter Plehwe, WZB – Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Grüner Campus Malchow aus Berlin
Thema: Landwirtschaft in der Krise: Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ernährungssicherung – Wie können integrative Lösungsansätze aussehen?
von Robyn Blake-Rath, Leibniz Universität Hannover
Gymnasium Hochrad aus Hamburg
Thema: Wer pflegt uns, wenn wir alt sind? – Herausforderungen und Lösungen zum Fachkräftemangel in der Pflege
von Juliane Theiß und Walli Hoffmann, Universität Leipzig
Gymnasium Martineum Halberstadt
Thema: Digitalisierung der Landwirtschaft – wie können Betriebe qualifizierten Nachwuchs für die Arbeit in Feld und Stall gewinnen?
von Tobias Nolting, Universität Leipzig
Gymnasium Südstadt der Saalestadt Halle
Thema: Ein guter Start für alle: Wie schaffen wir Bildungsgerechtigkeit?
von Jakob Geweke und Annika Pohlmann, WZB – Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Schlossgymnasium Gützkow
Thema: Raus aus der Schnitzel-Falle: Wie kommt gesundes Essen auf Kinderspeisekarten?
von Prof. Dr. Felix Rösel und Prof. Dr. Markus Ludwig, Technische Universität Braunschweig
Wiprecht Gymnasium Groitzsch
Thema: Karrierefaktor Familienplanung – wie kann Elternzeit unsere Gesellschaft stärken?
von Florian Griese, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)