YES Team

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Tilman-Riemenschneider-Gymnasium aus Osterode im Harz

Tilman-Riemenschneider-Gymnasium aus Osterode im Harz

Harz-Fashion – Altes Wissen neu entdeckt

Unser Problem:
Als Kernproblem unseres Themas „Green Textiles – Ideen für nachhaltige Textilinnovationen für unseren Alltag“ haben wir das Konzept von Fast-Fashion identifiziert, weil hierbei übermäßig natürliche Ressourcen dauerhaft der Natur entnommen und verbraucht werden. Gleichzeitig sind die verwendeten Materialien für Kleidung oft nicht nachhaltig, denn sie werden mit giftigen und umweltschädlichen Chemikalien behandelt. Zudem wird ein Drittel des Mikroplastiks im Meer durch Textilien verursacht. Ein weiterer Aspekt, der auch später bei der Lösungsfindung eine Rolle gespielt hat, umfasst das Verwenden von Baumrinde in der Holzindustrie als Abfallprodukt. Etwa 60 Millionen Tonnen Baumrinde fallen pro Jahr in der Holzindustrie an, die ohne nachhaltigen Mehrwert zum Großteil verbrannt werden.​

Unsere Lösungsidee:
In Uganda gibt es schon lange die Technik aus dem Mutuba, einem Feigenbaum, Stoffe und Kleidung herzustellen. Dies sollte auch in Europa möglich sein, um eine nachhaltige Materialalternative für Kleidung zu haben. Dabei soll Baumrinde als Abfallprodukt der Holzindustrie genutzt werden und in Zusammenarbeit mit Textilunternehmen zu Stoffen für Kleidung weiterverarbeitet werden. In Deutschland wäre eine Alternative für den Mutuba-Baum die Kiefer, die gleichzeitig auch im Harz zur Aufforstung genutzt werden kann. Durch unsere Idee sollen somit nicht nur natürliche Ressourcen geschont, sondern es soll sogar eine Verbesserung der aktuellen ökologischen Situation geben.​

Unsere Zielgruppen:
Zu den Akteuren, die unsere Idee umsetzen können, gehört die Holzindustrie. Diese müsste zum Teil ihre Prozesse umstellen, um die Rinde zum richtigen Zeitpunkt und so zu isolieren, dass sie weiterverarbeitet werden kann. Dafür wäre es möglich, dass sie die Technik, wie bei der Produktion von Furnierholz. Zudem müssten Unternehmen in der Textilherstellung einen neuen Zweig aufbauen, um die Baumrinde weiterzuverarbeiten. Dafür ist es wichtig, dass es auch Konsumenten gibt, die diese Produkte kaufen, weshalb auch das Anregen eines Umdenkens in der Gesellschaft dazugehört. Ein weiterer wichtiger Akteur könnte auch der Staat sein, der die Produktion dieses nachhaltigen Textilmaterials subventionieren könnte, um den Einstieg in den Markt zu erleichtern.​

Unser Ziel:
Baumrinde ist auf verschiedenen Ebenen als Material für Kleidung nachhaltig. Wir wünschen uns, dass mit unserer Idee ein neuer nachhaltiger Zweig in der Textilindustrie geschaffen wird und es ein Umdenken in der Gesellschaft gibt, bewusster Kleidung zu kaufen. Es ist sowohl ökologisch nachhaltig, weil die Baumrinde ohne Chemikalien verpresst wird, eine lange Lebensdauer hat und gut recycelbar ist, aber es bietet auch gesellschaftliche Vorteile. Durch die unmögliche identische Reproduzierbarkeit der Stoffe und damit der Kleidung wird dem Fast-Fashion-Wahn entgegengewirkt und die Individualität bekräftigt. Gleichzeitig soll auch immer ein gutes und faires Arbeitsverhältnis gewährleistet sein und ohne viele Transportwege klimaschonend gearbeitet werden. Ökonomische Vorteile liegen besonders darin, dass Baumrinde als Abfallprodukt der Holzindustrie genutzt werden kann und damit ein billiger Rohstoff ist.​

Wissenschaftliche Basis:
Bei unserer Recherche sind wir auf Charlett Wenig gestoßen, die ihre Doktorarbeit über die Verarbeitung von Baumrinde geschrieben hat. Dadurch konnten wir einige Informationen über die Beschaffenheit und Verarbeitung von Baumrinde sammeln. Zudem haben wir mit einem lokalen Förster aus dem Harz ein persönliches Gespräch geführt, der uns ebenfalls Informationen über die aktuelle Situation im Harz, die Aufforstungsmöglichkeiten und die Beschaffenheit der Rinde von verschiedenen Baumarten gegeben hat.​

Darüber möchten wir diskutieren:
Bei der Weiterentwicklung unserer Idee würden uns weitere Informationen über die Beschaffenheit von Baumrinde als Material helfen, aber auch ökonomische und fachliche Informationen über die Produktion und Verarbeitung von Holz in Holzindustrieunternehmen.​

Diese Fragestellung diente als Grundlage für die Idee des Schulteams:

„Green Textiles – Ideen für nachhaltige Textilinnovationen für unseren Alltag“

von Prof. Dr. Nicole Gottschalck, Bucerius Law School

Die Textilindustrie spielt eine entscheidende Rolle für unseren Alltag, von Kleidung über Heimtextilien bis hin zu technischen Textilien, z.B. im Sport und in der Medizin. Diese Vielfalt birgt enorme ökonomische Potenziale, aber auch ökologische und soziale Herausforderungen. Angesichts steigender Nachfrage, begrenzter Ressourcen und gravierender Auswirkungen unseres Textilkonsums auf die Umwelt und Sozialsysteme ist es dringend erforderlich, die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten.
Die Herausforderungen im Lebenszyklus von Textilien sind vielfältig: Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung und Entsorgung sind leider allzu oft eng mit Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen verbunden. Dabei ist wesentlich besser bekannt, welche Auswirkungen unser Konsum von Bekleidung auf Umwelt und Sozialsystem hat, als unser Konsum von technischen Textilien (z.B. Kunstrasen, Segel, Atemschutzmasken) oder Alltagstextilien (z.B. Vorhänge, Teppiche, Servietten).
Die fortschreitende Forschung hat zu innovativen Ansätzen geführt, die Nachhaltigkeit in der Textilindustrie zu fördern. Doch es bedarf weiterer kreativer Lösungen und innovativer Geschäftsmodelle, um die ökologischen und sozialen Fußabdrücke von Textilien zu reduzieren, ohne dabei Kompromisse bei Funktionalität und Ästhetik einzugehen. Das gilt insbesondere für technische Textilien und Alltagstextilien.

Die Teams beim YES! – Young Economic Solutions Wettbewerb sind dazu eingeladen, aus verschiedenen Blickwinkeln heraus innovative Lösungsansätze zu entwickeln, um die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten. Egal ob es um die Wahl umweltfreundlicher Materialien, um verantwortungsbewusstes Design oder um Konzepte für die Verlängerung der Produktlebensdauer geht – eure Ideen haben im doppelten Wortsinn das Potenzial, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

  • Wie können wir umweltfreundliche Materialien und Produktionsmethoden in technischen Textilien und Alltagstextilien integrieren?
  • Welche Rolle spielen Design und Ästhetik bei der Förderung nachhaltiger Textilinnovationen?
  • Wie können wir die gesamte Lebensdauer von Textilien verlängern, von der Herstellung bis zur Entsorgung?
  • Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Verbrauchern gestärkt werden, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln?

Dr. Nicole Gottschalck ist seit September 2020 Juniorprofessorin für Personnel Economics an der WHU – Otto Beisheim School of Management. In ihrer Lehrtätigkeit befasst sie sich seit mehr als fünf Jahren mit Fragen der Nachhaltigkeit mit einem besonderen Fokus auf die Textilindustrie und die Baubranche.

Gefördert durch die Joachim Herz Stiftung ist Dr. Nicole Gottschalck als WHU Assistant Professor Business mit der Bucerius Law School assoziiert. Sie promovierte am IHK – Lehrstuhl für kleine und mittlere Unternehmen der WHU zum Thema Mitarbeiterbindung in unterschiedlichen Unternehmenskontexten.

Tilman-Riemenschneider-Gymnasium aus Osterode im Harz2024-07-18T10:58:36+02:00

Gymnasium Brunsbüttel

Gymnasium Brunsbüttel

Tidy Fox

Unser Problem:
Das Kernproblem unseres Themas ist, dass sich zu viel recyclebarer Müll in unseren Restmülltonnen befindet. Laut Nabu beträgt dieser Anteil ca. 2/3. Durch Verbrennung und durch den Transport des Restmülls via LKW gelangt ein großer Anteil an Kohlenstoffdioxid in unsere Umwelt, der vermieden werden könnte.

Entschieden haben wir uns für diese Thema, weil uns unsere Umwelt am Herzen liegt, und weil wir großes Potential darin sehen, Mülltrennung für die Menschen einfacher zu gestalten.

Unsere Lösungsidee:
Bei unserem Konzept „Tidy Fox“, handelt es sich um ein memoryähnliches Spiel, das sowohl analog als auch digital zu spielen ist. Spieler:innen decken Kartenpaare auf, müssen sie der richtigen Tonne zuordnen und erhalten am Ende einer Runde Punkte. Mit Actionkarten bringen wir Spannung ins Spiel, sodass wirklich niemandem langweilig wird, und bei der digitalen Version gibt es sogar einen Preis für den Monatssieger. So wird auf spielerische Weise die richtige Mülltrennung vermittelt.

Unsere Zielgruppen:
Unsere Idee richtet sich an Menschen jeden Alters. Unser analoges Spiel ist für jüngere Kinder im Alter von drei bis acht Jahren geeignet. Durch das Spielen im Kindergarten oder mit den Eltern werden so nebenbei auch Erwachsene in den spielerischen Lernprozess mit eingebunden. Für Jugendliche und Erwachsene gibt es dann noch unsere App, die mit monetären oder Sach-Anreizen, z.B. dem Gewinn einer individuell gestalteten Mülltonne, bei den Nutzern punkten kann.

Unser Ziel:
Unser Ziel ist es, dass sich die Bürger:innen ein erweitertes Verständnis über richtige Mülltrennung aneignen, damit über 99% des Mülls in der Restmülltonne auch tatsächlich Müll ist, der dort hineingehört.

Welcher Müll welcher Tonne zuzuordnen ist, sollte für jeden eine einfach zu beantwortende Frage sein. Wir möchten erreichen, dass die Menschen nicht mehr aktiv über diese Frage nachdenken müssen. Müllsortierung soll ein Prozess werden, der im Gehirn quasi automatisch abläuft. Ähnlich wie das Anschnallen, sobald man in ein Auto einsteigt.

Wissenschaftliche Basis:
Bei unserer bisherigen Ausarbeitung haben uns insbesondere ein Bericht von Nabu („Das schlummernde Potential in der schwarzen Tonne“) und eine Umfrage zur richtigen Mülltrennung, die wir selbst erstellt und in den Klassenstufen fünf bis acht an unserer Schule durchgeführt haben, geholfen.

Darüber möchten wir diskutieren:
Wie könnten wir beispielsweise intrinsische Anreize noch weiter fördern bzw. in unser Spiel integrieren?

Diese Fragestellung diente als Grundlage für die Idee des Schulteams:

Eine sauberere Welt durch mehr Recycling: Wie können wir eine bessere Mülltrennung erreichen?

von Li Kathrin Kaja Rupieper und Soschia Karimi, Leibniz Universität Hannover

Die umsichtige Verwendung von Ressourcen ist zentral für die Erhaltung unseres Planeten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist Recycling, also das Rückführen von noch verwertbaren Rohstoffen in den Wirtschaftskreislauf. Aktuell landen in Deutschland jährlich 160 kg Abfall pro Person in der Restmülltonne, die anschließend verbrannt werden (Statistisches Bundesamt, 2022). Auch die EU findet, dass das zu viel ist, und visiert in ihrem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft eine Halbierung der Restmüllmenge von Privathaushalten bis 2030 an (Europäische Kommission, 2020). Dies soll durch Müllreduktion sowie eine bessere Mülltrennung erreicht werden.

Aktuell liegt die Falschwurfquote beim Restmüll in Deutschland allerdings bei 67 % (Umweltbundesamt, 2020). Im Durchschnitt bestehen also 2/3 des Inhalts einer Restmülltonne aus recycelbaren Wertstoffen und Bioabfällen. Diese Abfälle könnten effizienter und umweltschonender genutzt werden, indem sie kompostiert werden oder durch Recyclingverfahren wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Doch sogar wenn es ausreichende und umfassende Möglichkeiten zur Mülltrennung gibt, landen viele Wertstoffe fälschlicherweise im Restmüll.

Mögliche Fragestellungen:

  • Was erkennt ihr als mögliche Gründe für dieses Verhalten?
  • Und habt ihr Ideen, wie man Menschen zu einer besseren Mülltrennung anregen kann?

Foto: Christian Wyrwa

Kaja Rupieper ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftspolitik der Leibniz Universität Hannover. Zuvor studierte sie Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität Göttingen, der Université Paris Descartes und der Humboldt-Universität zu Berlin. Für ihre Promotion beschäftigt sie sich mit Ostdeutschland in der Nach-Wende-Zeit: Unter anderem untersucht sie hier die arbeitsmarktökonomischen Effekte von Erwachsenenbildung.

Foto: Christian Wyrwa

Soschia Karimi ist seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Gesundheitsökonomie und forscht an Schnittstellenthemen zur Gesundheits- und Umweltökonomie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Effekt von Extremwetterereignissen auf die Gesundheit und der Gestaltung von Anreizsystemen für umweltverträgliches Verhalten.

Gymnasium Brunsbüttel2024-07-18T08:26:12+02:00

Deutsche Berufsschule Hong Kong

Deutsche Berufsschule Hong Kong

EcoMiles

Problemidentifikation:​
Wir haben das Thema „Neujahresvorsatz zur Realität: wie machen wir langfristige Verhaltensveränderungen möglich?“ Wir haben uns dann drauf konzentriert, gesellschaftliche Probleme in Fokus zu nehmen und nicht individuelle Verhaltensveränderungen, da gesellschaftliche Probleme uns alle als Gruppe am meisten betreffen und wir sie nachvollziehen können. Ein Thema, womit wir alle tagtäglich konfrontiert werden, ist der Klimawandel. Somit hatten wir schon mal unser Oberthema (Problem definiert). Da der Klimawandel aber ein riesiges Problem ist, haben wir und dann noch auf ein kleines Thema konzentriert. Dies ist der Verkehrssektor. Denn dieser stößt eine Menge CO₂ aus. Wir wollen mit unserer Lösung den CO₂-Ausstoß im Verkehrssektor verringern.

Beschreibung der Lösung:
EcoMiles ist eine von uns entwickelte Plattform, die das bereits bestehende Konzept des Meilensammelns in den öffentlichen Nahverkehr integrieren soll. Dabei wollen wir erreichen, dass unsere Plattform in bestehende Anbieter wie HVV Switch, BVG Jelbi oder MV Go aufgenommen wird und somit bei jedem gefahrenen Kilometer mit ÖPNV, E-Roller oder Car-sharing Meilen gesammelt werden können. Diese kann der Nutzer dann bei unseren Kooperationspartnern für beispielsweise ein Getränk zum Essen, einen Rabatt oder andere Prämien einlösen. Dabei unterstützen wir zum einen den ÖPNV, indem wir den Ticketkauf attraktiver machen und zum anderen regen wir Menschen an, sich umweltfreundlicher zu verhalten, wenn sie anstatt des Autos beispielsweise die Bahn nehmen. Unsere Plattform wollen wir spielerisch und humorvoll aufziehen, um Nutzer langfristig zu binden und ein soziales kompetitives Umfeld zu schaffen. Somit sind wir ein attraktiver grüner Partner für Unternehmen, haben einen positiven Einfluss auf den Klimawandel und bekämpfen teurer werdende Ticketpreise.

Zielgruppe:
Die Zielgruppe von EcoMiles erstreckt sich über alle Altersgruppen. Einerseits unterstützen die Prämien Bahnreisende wie Kinder, Jugendliche, Studenten, Erwachsene und Rentner. Vor allem aber richtet sich EcoMiles an Autofahrer, die wir dazu bewegen wollen, mehr mit der Bahn zu fahren, um den Klimawandel zu bekämpfen.

Ziel:​
Wir wollen mit unserer Idee erreichen, dass unsere Umwelt mehr geschont wird und wir den Klimawandel bekämpfen. Dies wollen wir schaffen, indem wir weniger CO₂ ausstoßen als zuvor. Wir hoffen, dass wir mit unserer Lösung Idee die Leute dazu überzeugen und motivieren können, mehr klimaneutrale Verkehrsmittel zu wählen und somit CO₂ einzusparen.

Diese Fragestellung diente als Grundlage für die Idee des Schulteams:

Vom Neujahrsvorsatz zur Realität: Wie machen wir langfristige Verhaltensänderungen möglich?

von Dr. Mark A. Andor und Dr. Lukas Tomberg, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Habt ihr oder eure Eltern schon einmal Vorsätze für das neue Jahr gefasst und wolltet euer Verhalten ändern? Und hat es funktioniert? Wir alle kennen Gewohnheiten, die wir gerne ändern würden: Das fängt bei ganz persönlichen Dingen an, wie z. B. sich gesünder zu ernähren, regelmäßig Sport zu treiben, weniger Zeit mit sozialen Medien/Smartphones zu verbringen oder häufiger unser Musikinstrument in die Hand zu nehmen. Gewohnheiten spielen aber auch bei gesellschaftlichen Themen, wie beispielsweise dem Energieverbrauch eine wichtige Rolle. Viele Menschen haben zum Beispiel die Angewohnheit, im Winter stundenlang das Fenster gekippt zu lassen und damit Heizenergie zu verschwenden oder für die meisten Fahrten das Auto zu nutzen, anstatt auch mal den Zug zu nehmen.

Wir wissen jedoch auch, dass die wenigsten Neujahrsvorsätze eingehalten werden: Dauerhafte Gewohnheitsänderungen sind sehr schwierig zu etablieren. Daher wurden in der Disziplin der Verhaltensökonomik viele Möglichkeiten entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, ihre Entscheidungen in solchen Situationen durch einfache Maßnahmen zu verbessern (so genannte „Nudges“). Ein Beispiel: Menschen neigen dazu, während einer heißen Dusche zu vergessen, dass das Duschen erhebliche Mengen an Wasser und Energie verbraucht. Infolgedessen duschen sie oft zu lange und ärgern sich am Ende über hohe Energierechnungen. Doch die verhaltensökonomische Forschung zeigt, dass direktes Feedback über den Energieverbrauch während des Duschens diesem Problem entgegenwirken und so den Ressourcenverbrauch wirksam reduzieren kann.

Doch auch hier gilt: Einige Maßnahmen wirken nur kurzfristig und scheinen nicht zur Gewohnheitsbildung beizutragen. Andere hingegen erzeugen langfristige Effekte, die sogar weiterbestehen, nachdem die Maßnahme beendet wurde.

Diese Fragen können Ansatzpunkte für die Arbeit an dem Thema bieten:

  • Was beeinflusst, ob wir nach einer anfänglichen Verhaltensänderung neue Gewohnheiten bilden oder ob wir schnell wieder zu unseren alten Gewohnheiten zurückkehren?
  • Welche Arten von verhaltensökonomischen Maßnahmen haben eine langfristige Wirkung und welche nicht?
  • Welche Ideen habt ihr für Maßnahmen, mit denen langfristige Gewohnheitsänderungen erreicht werden können, sei es im persönlichen Alltag oder in sozialen und ökologischen Fragen?

Foto: RWI

Dr. Mark A. Andor leitet seit 2021 die Forschungsgruppe „Prosoziales Verhalten“ am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Zudem ist er externer Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und an der Universität Duisburg-Essen. Er führt insbesondere randomisierte kontrollierte Feldstudien sowie große Haushaltsbefragungen durch. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Erforschung prosozialen Verhaltens, der Experimental- und Verhaltensökonomik, der Angewandten Ökonometrie und der Umwelt-, Ressourcen-, Verkehrs- und Energieökonomik sowie der Effizienz- und Produktivitätsschätzung.

Foto: RWI

Dr. Lukas Tomberg ist seit April 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Prosoziales Verhalten und im Kompetenzbereich „Umwelt und Ressourcen“ des RWI tätig. Er studierte Volkswirtschaftslehre in Köln und Bochum, absolvierte das Kursprogramm zur Graduiertenausbildung an der Ruhr Graduate School in Economics und wurde im Februar 2023 an der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Verhaltens- und Umweltökonomik.

Deutsche Berufsschule Hong Kong2024-07-09T12:36:32+02:00

Lessing-Gymnasium Plauen

Lessing-Gymnasium Plauen

Ersatzfreiheitsstrafen endlich gewinnbringend für Staat, Gemeinschaft und Täter gestalten

Unser Problem:
Ersatzfreiheitsstrafen sind bewiesen nicht effektiv für den Häftling und den Staat. Diese besondere Strafform nimmt rund 10% der bereits überfüllten Gefängnisse in Deutschland ein und doch ist die Rückfallquote verglichen hoch. Dazu kommen hohe Kosten für den Staat zustande und die „Erziehung“ der Straftäter erzielt für die Gesellschaft nicht die gewünschte Wirkung.

Unsere Lösungsidee:
Wir entwerfen eine neue Einrichtung speziell für Ersatzfreiheitssttrafler, angelehnt an das erfolgreiche Konzept von Norwegen. Die Einrichtung trainiert den Häftling dazu, seinen eigenen Tagesablauf zu strukturieren, da dieser dort die Freiheit hat, aus Therapien- und Freizeitangeboten (+ Sozialarbeit für die Reflexion). Somit ist die Strafe zwischen leichten und schweren Vergehen differenzierter und das Gefängnis wird nicht zur „Verbrecherschule“. Für die Finanzierung haben wir uns unter Anderem mit der Teilprivatisierung und einer Bundesbehörde beschäftigt.

Unsere Zielgruppen:
Justizministerien,  Ersatzfreiheitsstrafler, Organisationen wie ESF+. Wir hatten bereits Kontakt mit Hanka Kliese (stellv. Vorsitzende des sächsischen Justizausschusses) und planen bis zum Finale auch noch ehemalige Häftlinge, Professoren, Anwälte und Unternehmen zu kontaktieren.

Unser Ziel:
Die Häftlinge würden aus der Einrichtung gehen mit einem neuen, reflektierten Blick auf das Leben und ihre Erfahrung weitergeben können, evtl. als Mentor für künftige Häftlinge. Sie würden nicht mehr so leben wollen, wie sie es vorher getan haben, sondern mit mehr Ziel und Richtung. Der Staat würde viele Kosten einsparen, die Bürokratie wäre effizienter und die Gefängnisse hätten mehr Kapazität für Schwerverbrecher. Auch die Gesellschaft würde davon profitieren: durch die geringere Rückfallquote gäbe es weniger soziale Probleme und das eingesparte Geld könnte in Soziales, Infrastruktur etc. investiert werden, um unseren Kindern das Leben, das alle Kinder verdienen, zu ermöglichen.

Darüber möchten wir diskutieren:
Wie schätzen Expert:innen die Effektivität unserer Idee ein? Welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten sehen Expert:innen bei der Finanzierung unserer Idee?

Diese Fragestellung diente als Grundlage für die Idee des Schulteams:

Responsible Innovation, mehr als nur Nachhaltigkeit: Wie kann Innovation nicht nur wirtschaftliche Ziele verfolgen, sondern zugleich auch soziale und ethische Aspekte berücksichtigen?

von Maximilian Bauer und Anna Reith, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Innovationen sind entscheidend für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen, den Fortschritt und die Steigerung des Wohlstands. Jedoch führen Innovationen nicht automatisch zu einem gesellschaftlich wünschenswerten und ethisch akzeptablen Ergebnis. (de Hoop, Pols, und Romijn 2016) Es gibt Bereiche, wie zum Beispiel den medizinischen Bereich oder die Agrarindustrie, in denen Innovationen die gesellschaftlichen Erwartungen nicht erfüllen (von Schomberg 2019).

Viele aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen sind durch hohe Komplexität gekennzeichnet, und die Bewältigung dieser aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen erfordert neue Wege der Innovation. Dies hat zur Entwicklung verschiedener Ansätze geführt, unter denen auch der Ansatz der verantwortungsbewussten Innovation, bekannt als Responsibe Innovation (RI), zu finden ist. (de Hoop, Pols, und Romijn 2016)

Responsible Innovation ist ein transparenter, interaktiver Prozess, in dem gesellschaftliche Akteure und Innovatoren aufeinander eingehen, um die ethische Akzeptanz, die Nachhaltigkeit und die gesellschaftliche Erwünschtheit des Innovationsprozesses und seiner marktfähigen Produkte zu gewährleisten und so eine angemessene Verankerung des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts in unserer Gesellschaft zu ermöglichen (von Schomberg 2013).

Stilgoe, Owen, und Macnaghten (2013) charakterisieren RI anhand eines vierdimensionalen Rahmens, welchen Burget, Bardone, und Pedaste (2017) um die beiden Dimensionen „Fürsorge“ und „Nachhaltigkeit“ erweitert haben:

1. Antizipation:
Antizipation erfordert, dass Organisationen die Auswirkungen von Innovationen systematisch und vorausschauend bewerten. Dabei werden mögliche Konsequenzen im Vorfeld analysiert, um Chancen zu erkennen und potenzielle Risiken zu minimieren. Durch eine frühzeitige Identifikation von Risiken kann auf diese eingegangen und präventive Maßnahmen ergriffen werden, um unerwünschte Folgen zu verhindern.

2. Reflexivität:
Reflexivität beinhaltet eine kontinuierliche Überwachung der Innovation und ihrer Auswirkungen. Es ist wichtig, Input von unterschiedlichen Quellen zu sammeln, Annahmen zu überprüfen und Realitäten zu verfolgen. Auf diese Weise kann der Innovationsprozess kritisch reflektiert werden, um sicherzustellen, dass er den sozialen und ethischen Standards entspricht. Durch eine offene und transparente Kommunikation können etwaige Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden.

3. Einbeziehung:
Die Einbeziehung aller Stakeholder ist ein zentraler Aspekt von RI. Interessengruppen, die von Innovationen betroffen sind oder einen Beitrag leisten können, müssen aktiv in den Innovationsprozess eingebunden werden. Dies schafft eine breite Basis für die Entscheidungsfindung und gewährleistet, dass verschiedene Perspektiven und Bedenken berücksichtigt werden.

4. Reaktionsfähigkeit:
Reaktionsfähigkeit bedeutet, auf neue Erkenntnisse zu reagieren und den Innovationsprozess entsprechend anzupassen. Während der Umsetzung können neue Informationen und Erfahrungen gesammelt werden, die es erlauben, Innovationen kontinuierlich zu verbessern. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind daher wichtige Eigenschaften, um auf unvorhergesehene Entwicklungen angemessen reagieren zu können.

5. Fürsorge:
Fürsorge betont die Berücksichtigung von Mitgefühl in der Innovationspraxis. Dies schließt die Wahrung der Gesundheit, Sicherheit und des Wohlbefindens der Menschen ein, die von Innovationen betroffen sind, sowie den Schutz der Umwelt. Es geht darum, ethische Prinzipien und moralische Verantwortung in den Innovationsprozess zu integrieren und sicherzustellen, dass die Interessen und Bedürfnisse der Betroffenen angemessen berücksichtigt werden.

6. Nachhaltigkeit:
Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Langlebigkeit von Innovationen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Innovationen nicht nur kurzfristige Vorteile bieten, sondern auch langfristig tragfähig sind und keine negativen Auswirkungen auf künftige Generationen haben. Die Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte gewährleistet eine verantwortungsvolle und nachhaltige Innovationspraxis.

Die Motivation für dieses Projekt liegt in der Erkenntnis, dass Innovation nicht nur nachhaltig sein sollte, sondern auch verantwortungsvoll. Verantwortungsvolle Innovation zeichnet sich dadurch aus, dass neben den technischen und wirtschaftlichen Aspekten auch soziale, ethische und ökologische Auswirkungen, die sowohl heute als auch in Zukunft relevant sind, bewertet werden (Burget, Bardone, und Pedaste 2017). RI geht über die reine Nachhaltigkeit hinaus, indem es zusätzlich die Dimensionen der Einbeziehung aller beteiligten Steakholder und der ethischen Fürsorge berücksichtigt.

Angesichts der stetig wachsenden Komplexität und globalen Vernetzung von Innovationen ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle relevanten Akteure in den Innovationsprozess integriert werden. Hierbei spielen Innovations-Ökosysteme (Innovation Ecosystems) eine wichtige Rolle, da sie das komplexe Netzwerk aus Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen bilden, die an der Generierung und Verbreitung von Innovationen beteiligt sind. RI ist eng mit Innovation Ecosystems verbunden (Stahl 2022), da es darauf abzielt, alle Stakeholder in den Innovationsprozess einzubeziehen. Durch eine enge Zusammenarbeit und einen regen Austausch innerhalb des Ecosystems können Synergien genutzt und die Verbreitung von verantwortungsbewussten Innovationen gefördert werden. RI ermöglicht es, dass Innovationen nicht isoliert betrachtet werden, sondern in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext eingebettet sind.

Das Projekt zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis von Responsible Innovation und seinen sechs Dimensionen zu vermitteln. Die Schüler:innen sollen die Bedeutung von verantwortungsbewusster Innovation verstehen und untersuchen, wie verschiedene Akteure in einem Innovation Ecosystem zusammenwirken können, um nachhaltige und gesellschaftlich relevante Innovationen zu fördern.

Praxisorientiertes Beispiel einer Responsible Innovation:
Ein eindrucksvolles Beispiel für Responsible Innovation ist die Entwicklung eines autonomen öffentlichen Nahverkehrssystems. Bei der Konzeption dieses Systems wurden alle sechs Dimensionen von Responsible Innovation (RI) berücksichtigt.

1. Antizipation: Experten für Verkehr, Stadtplanung und Umweltschutz analysierten mögliche Auswirkungen des autonomen Verkehrs auf die Mobilität der Bevölkerung und die Reduzierung von Emissionen. Dabei wurden auch potenzielle Risiken und Herausforderungen erkannt.<

2. Reflexivität: Während der Implementierung wurden regelmäßig Daten gesammelt, um die Auswirkungen des autonomen Nahverkehrssystems auf den Verkehrsfluss, die Sicherheit und die Zufriedenheit der Nutzer zu überprüfen. Auf Grundlage dieser Informationen wurden kontinuierlich Verbesserungen vorgenommen.

3. Einbeziehung: Die Entwicklung des Systems erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, Verkehrsbetrieben, Bürgervertretern, Umweltschutzorganisationen und Technologieunternehmen. Alle Interessengruppen wurden angehört, um ihre Bedürfnisse und Anliegen zu verstehen und angemessen zu berücksichtigen. Alle Steakholder des Innovation Ecosystems wurden zu jedem Zeitpunkt in den Innovationsprozess einbezogen.

4. Reaktionsfähigkeit: Während des laufenden Betriebs wurden Feedbackschleifen eingerichtet, die es ermöglichten, auf die Bedürfnisse der Bürger schnell zu reagieren. Dies führte zu Anpassungen im Fahrplan, der Streckenführung und der technischen Verbesserung der autonomen Fahrzeuge.

5. Fürsorge: Die Entwickler legten großen Wert auf die Sicherheit der Passagiere und anderer Verkehrsteilnehmer. Um Unfälle zu minimieren, wurden innovative Technologien zur Kollisionsvermeidung integriert und strenge Sicherheitsrichtlinien eingeführt.

6. Nachhaltigkeit: Das autonome Nahverkehrssystem wurde als langfristige Lösung konzipiert, um die Abhängigkeit von privaten Autos zu reduzieren und den CO2-Ausstoß zu verringern. Es wurde darauf geachtet, dass die Technologie und die verwendeten Materialien umweltverträglich sind und die Wartung nachhaltig gestaltet wird.

Die erfolgreiche Einführung dieses autonomen Nahverkehrssystems zeigt, wie Responsible Innovation dazu beitragen kann, eine zukunftsfähige und gesellschaftlich akzeptierte Lösung zu schaffen. Durch die umfassende Berücksichtigung aller relevanten Interessengruppen im Innovations-Ökosystem und die Einbindung von Experten aus verschiedenen Bereichen wurde ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Innovationsergebnis erzielt, das nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial und ökologisch vorteilhaft ist.

Die 5 Schritte des Innovationsprozesses:Die 5 Schritte des Innovationsprozesses

Potenzielle Steakholder in einem Innovation Ecosystem:

Wie können Unternehmen und Forschungseinrichtungen eine effektive und inklusive Einbindung aller relevanten Stakeholder in alle Schritte des Innovationsprozess sicherstellen?

Welche Mechanismen und Strategien können entwickelt werden, um sicherzustellen, dass die Perspektiven und Bedenken aller Interessengruppen zu allen Zeitpunkten des Innovationsprozesses angemessen berücksichtigt werden?

Ziel: Erstellung einer Case Study eines selbst gewählten Beispiels.

Maximilian Bauer ist Doktorand am Lehrstuhl für Innovation and Creativity und MBA Program Manager an der WFI – Ingolstadt School of Management an der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt (KU). Er hat einen Bachelorabschluss in Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Internationales Management und einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Marktorientierte Unternehmensführung von der WFI. Während seines Bachelorstudiums studierte er im Ausland an der Pontificia Universidad Javeriana in Cali, Kolumbien, und während seines Masterstudiums war er Teil des MBA-Programms an der University of California in Davis.

Sein Forschungsziel ist die Entwicklung managementrelevanter Theorien und Empfehlungen in den Bereichen Innovations- und Wachstumsstrategien, digitale Transformation und Well-Being. Seine Expertise liegt in den Bereichen Open Innovation und Innovationsstrategien in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

Anna Reith ist Doktorandin am Lehrstuhl für Innovation and Creativity an der WFI – Ingolstadt School of Management an der Katholischen Universität Eichstätt Ingolstadt (KU). Sie hat einen Bachelorabschluss in International Management von der FOM und einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Marktorientierte Unternehmensführung von der WFI.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Innovationstrategien, Open Innovation, Sustainable Innovation und Innovation and Digitalisierung.

Lessing-Gymnasium Plauen2024-07-09T10:26:17+02:00

Lernort und Vorbild zugleich: Wie lässt sich Nachhaltigkeit in unseren Schulen noch besser umsetzen und messbar machen?

Lernort und Vorbild zugleich: Wie lässt sich Nachhaltigkeit in unseren Schulen noch besser umsetzen und messbar machen?

von Prof. Dr. Anja Faße, Technische Universität München

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Verbraucher:innen, Unternehmen und die damit verbundenen Lieferketten sowie der öffentliche Sektor spielen die zentrale Rolle für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft (auch „Bioökonomie” genannt). Dabei hat der Bildungsbereich eine Doppelrolle inne: Auf der einen Seite den Bildungstransfer und auf der anderen Seite das Hinterfragen der eigenen Nachhaltigkeit. Als Kriterien zur Beurteilung von Nachhaltigkeit gelten die ESG-Kriterien des “European Green Deal” der Europäischen Union. ESG steht für die Bereiche Umwelt (Environment), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Anhand unterschiedlicher Kriterien aus diesen drei Bereichen kann beispielsweise die die Nachhaltigkeit eines Unternehmens bewertet werden. Die ESG-Regeln gelten vom 1. Januar 2023 für in Deutschland ansässige Unternehmen mit mindestens 3.000 Beschäftigten sowie für Unternehmen mit einer Zweigniederlassung in Deutschland mit ebenfalls mindestens 3.000 Beschäftigten. Dies bedeutet, dass der öffentliche Sektor nicht ausdrücklich einbezogen ist. Dabei sollte großes Interesse an der ESG-Wirkung von Bildungseinrichtungen, insbesondere Schulen, bestehen.

Mögliche Fragestellungen:

  • Wie sieht der Ist-Zustand aus? Welche Initiativen und Arbeitsgruppen zum Thema Nachhaltigkeit gibt es bereits an Schulen? Welche Bereiche werden von den ESG-Kriterien abgedeckt? Welche Zielindikatoren (Was soll erreicht werden?) und Statusindikatoren (Wo stehen wir?) gibt es? Sind diese Indikatoren aus eurer Sicht ausreichend?

  • Wie stellt ihr euch eine nachhaltige Schule der Zukunft vor? Wie könnte eure Schule mit Blick auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung nachhaltiger gestaltet werden? Welche Stakeholder sollten neben Schüler:innen, Lehrkräften, Schulleitung, Reinigungspersonal und pädagogischen Fachkräften in den Transformationsprozess an eurer Schule einbezogen werden? Welche qualitativ oder quantitativ messbaren Ziele sollte die Schule in Bezug auf die ESG-Kriterien der EU erreichen können?

  • Wie lässt sich dies erreichen? Wie könnte gemeinsam mit allen Beteiligten ein Konzept für eine ESG-Strategie für eure Schule entwickelt werden? Wie ließe sich dies auf andere Schulen übertragen?

Must-Read Literatur

„ESG-Berichtspflicht: lästige Regulatorik oder eine Keimzelle für Innovation?“, Impulspapier der Plattform Industrie 4.0 und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK): https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Industrie/impulspapier-industrie-40-esg-berichtspflicht.pdf?__blob=publicationFile&v=4.

„Environmental Social Governance (ESG) in der EU-Taxonomie. Bauen, Wohnen und Energie“, Ausarbeitung der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages: https://www.bundestag.de/resource/blob/926232/d20e1a9b43359440eca9659c5040a0b7/WD-5-125-22-pdf-data.pdf .

„Klima- und Umweltsiegel für Schulen: Was ist dran?“: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/307294/klima-und-umweltsiegel-fuer-schulen-was-ist-dran/

Weiterführende Literatur

Informationen zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis an Schulen und Hochschulen: https://www.nachhaltigkeitspreis.de/unternehmen/schulen-hochschulen.

„ESG-Kriterien. Mit ESG-Kriterien und KPIs Nachhaltigkeit messbar machen“: https://www.esgvolution.com/de/esg/kriterien/

Informationen für Unternehmen zum EU-Taxonomie-Reporting: https://www.schufa.de/lp/esg/esg-unternehmen.jsp#547371.

Informationen zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Schule: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/bildungsbereiche/schule/schule.html.

Partnerinstitut

Logo Technische Universität München (TUM)

Das Thema wird betreut von

Anja Faße

Prof. Dr. Anja Faße leitet die Professur Umwelt- und Entwicklungsökonomie am TUMCS für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München. 2013 promovierte sie zum Thema Bioenergie und Wertschöpfungsketten in Tansania am Institut für Umweltökonomie und Welthandel an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Leibniz Universität Hannover.

Lernort und Vorbild zugleich: Wie lässt sich Nachhaltigkeit in unseren Schulen noch besser umsetzen und messbar machen?2023-11-22T16:05:13+01:00

Ungleiche Belastung – Wie lässt sich denen helfen, die besonders von der Inflation betroffen sind

Ungleiche Belastung – Wie lässt sich denen helfen, die besonders von der Inflation betroffen sind

von Prof. Dr. Ulrich Fritsche, Victoria Hünewaldt und Max Weinig, Universität Hamburg

In den vergangenen Monaten haben wir in Deutschland eine Phase von hohen bis sehr hohen Inflationsraten durchlebt. Das bedeutet, dass die Preise von Produkten oder Dienstleistungen gestiegen sind, was wiederum viele Haushalte vor finanzielle Herausforderungen stellt. Es ist daher kaum verwunderlich, dass laut aktuellen Umfragen die Inflation in der Bevölkerung zu den dringendsten politischen Problemen gezählt wird (Caisl et al. 2023). Doch warum ist Inflation überhaupt ein Problem? In einer Marktwirtschaft ist es vollkommen normal, dass sich Preise für Güter und Dienstleistungen ändern. Das alleine hat noch keine Inflation zur Folge. Erst wenn Preise in der Breite ansteigen, spricht man von Inflation. Die Berechnung der Inflation erfolgt daher auch als durchschnittliche Preisveränderung eines repräsentativen Warenkorbs an Gütern (Harmonisierter Verbraucherpreisindizes (HVPI)). Dies umfasst alltägliche Güter, wie z.B. Lebensmittel, Zeitungen oder Benzin, aber auch andere Güter wie z.B. Computer, Waschmaschinen oder Dienstleistungen (Versicherungen, Haarschnitte oder Mieten etc.). Steigt der durchschnittliche Preis dieses Warenkorbs an, sprechen wir von Inflation. Bis zu einem gewissen Grad ist ein solcher Anstieg von den Zentralbanken gewünscht (um die 2%). Erst wenn die Inflationsraten deutlich über diese Rate ansteigen, kann dies zu gesellschaftlichen Kosten führen. Solche Kosten betreffen den Rückgang der Reallöhne bzw. der Kaufkraft von Haushalten aber auch die Kosten von gesellschaftlichen Umverteilungskämpfen (z.B. von Streiks).

Die Inflation trifft nicht alle Haushalte gleichermaßen. Haushalte mit geringerem Einkommen müssen einen größeren Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie ausgeben. Während Haushalte mit höheren Einkommen oft flexibler ihre Konsumgewohnheiten anpassen können, bleibt Haushalten mit geringerem Einkommen hier kaum Spielraum. Daher werden sie von Teuerungsraten in den Bereichen von unverzichtbaren Gütern wie Lebensmitteln und Haushaltsenergie in der Regel besonders stark getroffen. Familien mit niedrigem Einkommen (2000-2600€/Monat) hatten im März 2022 eine Inflationsbelastung von 7,9 Prozent. Das entspricht einer monatlichen Zusatzbelastung von 90€. Für Familien und Alleinerziehende mit zwei Kindern und mittlerem Einkommen (3600-5000€/Monat) betrug die Inflationsrate je 7,4 Prozent, was einer monatlichen Zusatzbelastung von 106€ entspricht. Bei Alleinlebenden mit hohem Einkommen (>5000€/Monat) lag sie dagegen bei 6,0 Prozent, d.h. eine monatliche Zusatzbelastung von 76€ (Dullien und Tober, 2022).

Die Idee dieses YES-Themas ist es, eine konkrete Maßnahme zu entwickeln, die die Inflationsbelastung für Haushalte mit geringeren Einkommen abfedern kann.

Wie kann sichergestellt werden, dass besonders stark betroffene Haushalte sich weiterhin Lebensmittel leisten können? Wie kann die Inflationsbelastung für Haushalte mit geringeren Einkommen abgefedert werden?

Must-Read Literatur

* Caisl, J., et al. (2023), „The uneven impact of high inflation“, OECD Papers on Well-being and Inequalities, No. 18, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/59e2b8ae-en
* Dullien/Tober (2023) IMK Inflationsmonitor Januar 2023 (ältere und neuere Ausgaben empfohlen), <https://www.imk-boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-008548>

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Das Thema wird betreut von

Ulrich Fritsche

Prof. Dr. Ulrich Fritsche

Seit Oktober 2009 ist Ulrich Fritsche Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Empirische Wirtschaftsforschung, am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg. Er ist darüber hinaus seit 2010 Forschungsprofessor an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich und seit 2013 Mitglied des Research Program on Forecasting der George Washington University, Washington, D.C.

Seine Forschungsschwerpunkte liegen in Bereichen der angewandten makroökonomischen Forschung, speziell der Analyse von Prognosen und Erwartungen, der Erwartungsbildung in makroökonomischen Modellen sowie der europäischen Integration.

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Victoria Hünewaldt

Victoria Hünewaldt

Victoria Hünewaldt studierte im Bachelor Philosophy & Economics an der Universität Bayreuth mit Auslandsjahr an der Sorbonne Universität Paris. Im Master studierte sie Inequalities & Social Science an der London School of Economics & Political Science. Sie absolvierte Praktika im Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin, im Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung.

Gegenwärtig befasst sie sich in ihrer Dissertation mit (Fehl-)Wahrnehmungen von Ungleichheit und der Rolle gesellschaftlicher Narrative dabei.

Max Weinig

Max Weinig

Max Weinig studierte Ökonomische und Soziologische Studien (AWG) im Master an der Universität Hamburg. Zuvor absolvierte er den Bachelorstudiengang Staatswissenschaften mit dem Schwerpunkt Wirtschaftswissenschaften an der Universität Erfurt. Als wissenschaftliche und studentische Hilfskraft war er u.a. an der Professur von Prof. Dr. Ulrich Fritsche sowie für die Arbeitsgruppe Glücksspielforschung an der Universität Hamburg und am Max-Weber-Kolleg an der Universität Erfurt tätig.

Gegenwärtig liegt sein Forschungsschwerpunkt in seinem Dissertationsprojekt auf Fragen der Erwartungsbildung und des Einflusses von ökonomischen Narrativen. Seit 2023 erforscht er im Rahmen des Projektes “Inflation narratives in large text corpora” Inflationsnarrative in großen Textkorpora.

Ungleiche Belastung – Wie lässt sich denen helfen, die besonders von der Inflation betroffen sind2023-11-23T12:04:18+01:00

Auf eigenen Beinen stehen – Wie kann ökonomische Unabhängigkeit für alle Geschlechter besser gelingen?

Auf eigenen Beinen stehen – Wie kann ökonomische Unabhängigkeit für alle Geschlechter besser gelingen?

von Prof. Dr. Miriam Beblo und Dennis Becker, Universität Hamburg

Wirtschaftliche Unabhängigkeit und eigenständige wirtschaftliche Sicherung im Lebensverlauf sind erklärte Ziele der Gleichstellungsstrategien der Europäischen Kommission und des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Wie die Forschung u.a. von der diesjährigen Nobelpreisträgerin Claudia Goldin zeigt, unterscheiden sich die ökonomischen Bedingungen zwischen Frauen und Männern aber weiterhin stark: Trotz guter Ausbildungen erhalten Frauen geringere Löhne (Gender Pay Gap) und sind im Lebensverlauf weniger erwerbstätig, so dass sie viel seltener ein Einkommen erzielen, das ihre Existenz nachhaltig sichert. Stattdessen übernehmen sie häufiger die unbezahlte Sorgearbeit (Kinder, Küche, Krankenbett) und sind finanziell abhängig von ihren erwerbstätigen (Ehe-)Männern. (Bei gleichgeschlechtlichen Paaren wird solch eine Arbeitsteilung seltener beobachtet.)

Das Lebensmodell erscheint kurzfristig sinnvoll für beide Seiten, kann sich aber im Falle einer Trennung sehr ungünstig zu Lasten der finanziell abhängigen Person auswirken, die – weil sie sich der Familie und Sorgearbeit gewidmet hat – nicht wieder so gut im Beruf Fuß fassen kann wie der Partner. Trotz dieser offensichtlichen Nachteile für eine Seite wählen junge Frauen (und Männer) auch heutzutage immer wieder dieses Modell. Das ist besonders verwunderlich, weil sie in Befragungen vor der Familiengründung mehrheitlich eine egalitäre, also gleichmäßigere, Arbeitsteilung und ökonomische Eigenständigkeit anstreben. Während der Einfluss von staatlichen Rahmenbedingungen (wie Steuersystem, öffentliche Kitas) auf die BESTEHENDE geschlechtsspezifische Arbeitsteilung schon viel beforscht wurde, ist dieser Widerspruch bei ihrer ENTSTEHUNG noch ungeklärt.

Mögliche Fragestellungen:

  • Wieso unterscheiden sich die Wünsche/Erwartungen von jungen Menschen bezüglich Arbeitsteilung von ihren späteren Entscheidungen?
  • Warum gehen gerade Frauen ein so großes Risiko ein, wenn es um die Arbeitsteilung im Paar und die ökonomische Abhängigkeit vom Partner geht?
  • Welche Rolle spielen dabei Informationen über die Konsequenzen des eigenen Handelns sowie (Fehl-)Einschätzungen der Zukunft und des sozialen Drucks?
  • Wie lassen sich diese möglichen Ursachen beheben?
Must-Read Literatur

Zum Forschungsstand zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung siehe Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2021): Neunter Familienbericht. Eltern sein in Deutschland, **Kapitel 8.1, S. 376-389**, online verfügbar unter <https://www.bmfsfj.de/resource/blob/179392/195baf88f8c3ac7134347d2e19f1cdc0/neunter-familienbericht-bundestagsdrucksache-data.pdf>.

Die langfristigen Folgen von Entscheidungen im Paarkontext werden in diesem Beitrag erklärt: Beblo & Boll (2014): Ökonomische Analysen des Paarverhaltens aus der Lebensverlaufsperspektive und politische Implikationen. Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 1/2014, S. 121-144, online verfügbar unter <https://elibrary.duncker-humblot.com/article/5708/download>.

Weiterführende Literatur

Comicseiten zum „Armutsrisiko Scheidung“ (S. 111), „Geld in der Partnerschaft“ (S. 109), Gender Pay Gap („Lücken“, S. 47), „Steuerklasse“ (S. 113) und vieles mehr auf moneymatters.art: <https://www.moneymatters.art/_files/ugd/2b6f71_4667db36d0c3456db16ed3673beb9b32.pdf?index=true>

Comic zum Ehegattensplitting: <https://www.moneymatters.art/_files/ugd/2b6f71_dcc0d5c0e3b84eeebfad15b1e39b712e.pdf>

Und wer gleich ganz tief in die Forschung einsteigen will, hier ein wirklich gutes Papier zum gefühlten sozialen Druck und was er bei der Geschlechtergleichstellung bewirken kann: Bursztyn, Leonardo, Alessandra L. González, and David Yanagizawa-Drott. 2020. „Misperceived Social Norms: Women Working Outside the Home in Saudi Arabia.“ American Economic Review, 110 (10): 2997-3029. <https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257/aer.20180975>

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Das Thema wird betreut von

Miriam Beblo

Miriam Beblo ist Professorin der Volkswirtschaftslehre am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg. Als angewandte Mikroökonomin forscht sie zu den Themen Arbeit, Familie, Gender & Migration – v.a. ökonometrisch und experimentell. Sie hat an vielen Stellen ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrung mit wissenschaftsbasierter Politikberatung gesammelt. Neben dem Forschungs-Praxis-Transfer engagiert sie sich in verschiedenen Gremien der Nachwuchs- und Forschungsförderung.

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Dennis Becker

Foto: Privat

Dennis Becker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Professur von Miriam Beblo an der Universität Hamburg. Zuvor studierte er eine Kombination aus Volkswirtschaftslehre und Soziologie. In seiner Doktorarbeit untersucht er verschiedene Zusammenhänge von Bildung und Gender. In weiteren Forschungsarbeiten beschäftigt er sich mit dem Einfluss von staatlichen Leistungen auf die Gleichstellung innerhalb von Familien.

Auf eigenen Beinen stehen – Wie kann ökonomische Unabhängigkeit für alle Geschlechter besser gelingen?2023-11-22T16:06:11+01:00

Projekte statt 45-Minuten-Häppchen? – Wie sollen Schulen auf den Megatrend „New Work“ reagieren?

Projekte statt 45-Minuten-Häppchen? –
Wie sollen Schulen auf den Megatrend „New Work“ reagieren?

von Marco Vietinghoff, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

8:00-8:45 – Geschichte (Die Hanse), 8:45-9:30 – Englisch (Wiederholungsstunde zu den „Past Tenses”.), 9:50-10:35 – Mathematik (Rückgabe der Klassenarbeit über Geometrie), 10:35-11:20 – Sport (ein bisschen Völkerball spielen), 11:45-12:30 – Deutsch (Besprechung der Hausaufgaben, eine Gedichtanalyse), 12:30-13:15 – Politik (Referate zum Bundesrat und zum Bundespräsidenten), 13:30-14:15 – Latein (Vokabeltest und Übersetzung der Zeilen 13-18 im aktuellen Lektionstext), nach Hause gehen, Hausaufgaben machen, am nächsten Tag die gleiche Prozedur mit anderer Fächerabfolge.

Seit Jahrzehnten kennt das deutsche Schulwesen kaum eine andere Organisationsform als den Einzel- oder Doppelstundentakt, obwohl die Arbeitswelt außerhalb der Schule in der Regel nicht in einer Abfolge aus voneinander isolierten 45-Minuten Einheiten besteht.

Stattdessen geht der Trend unter der Überschrift „New Work“ immer mehr zu sogenannten agilen Arbeitsprinzipien und projektbasierten Organisationsformen bei einem Aufbrechen von starren Strukturen, Hierarchien und Organigrammen sowie einer örtlichen und zeitlichen Flexibilisierung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern werden mehr an Entscheidungen beteiligt und von ihnen zugleich mehr Eigenverantwortlichkeit, Selbstorganisation und Teamarbeit gefordert.

Dies wirft die Frage auf, warum nicht auch in der Schule dem projektbasierten Lernen und Arbeiten Vorrang eingeräumt wird. Längerfristig angelegte Projektformate, in denen Schülerinnen und Schüler selbstständig agieren können und Weg wie Ergebnis nicht von Beginn an feststehen, sind stark unterrepräsentiert. Oft sind sie, wenn überhaupt, nur als Kür durch einmalige Projektwochen oder außerunterrichtliche Arbeitsgemeinschaften eher als Randerscheinung in den Schulalltag integriert.

Gibt es womöglich gute Gründe, schulische Bildung weiterhin in ihrer über viele Jahre etablierten Form anzubieten? Oder brauchen wir eine Revolution des deutschen Schulwesens?

Mögliche Fragestellungen:

  • Wie sollte das Verhältnis von „klassischem“ Schulunterricht und Projektformen in Zukunft aussehen?
  • Woran scheitert eine Ausweitung projektorientierter Lernformate? Und wie können diese Hürden überwunden werden?
  • Welche Rolle spielen knappe (z.B. personelle) Ressourcen? Und wie können diese optimal eingesetzt werden?
  • Wie können Projektformate im aktuell gegebenen Rahmen besser verwirklicht werden?
  • Wie können bessere Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Projektformaten geschaffen werden?
Must-Read Literatur

Sadigh, P. (2016), Projektarbeit in Schulen – Mit Rückschlägen klarkommen. In: ZEIT-Online. Verfügbar unter: https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2016-11/projektarbeit-finnland-deutschland/komplettansicht

Kaiser, F.-J. & Kaminski, H. (2012), Methodik des Ökonomieunterrichts (Seiten 196-214) (Wird zur Verfügung gestellt)

Hofman, J. u.a. (2019), New Work – Best Practices und Zukunftsmodelle (Seiten 4-9, 16-19 und 26-36). Verfügbar unter: https://publica-rest.fraunhofer.de/server/api/core/bitstreams/2dbcef2e-a9ef-4000-addc-42c3beec95ad/content

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Das Thema wird betreut von

Marco Vietinghoff

Marco Vietinghoff, ausgebildeter Gymnasiallehrer für Sozialwissenschaften und Latein, arbeitet seit Mai 2023 am Institut für ökonomische Bildung der PH Ludwigsburg und beschäftigt sich dort schwerpunktmäßig mit Projekten und Wettbewerben, vorwiegend im Bereich der Entrepreneurship Education.

Projekte statt 45-Minuten-Häppchen? – Wie sollen Schulen auf den Megatrend „New Work“ reagieren?2023-11-03T09:33:40+01:00

Klimafreundliche Stadt Baesweiler: Wie geht das im Gewerbegebiet?

Klimafreundliche Stadt Baesweiler: Wie geht das im Gewerbegebiet?

von Prof. Dr. Gregor Krause und Laurent Böhm, Fachhochschule Aachen

Zur Begrenzung der Folgen des Klimawandels hat sich auch Deutschland bereits im Pariser Abkommen 2015 völkerrechtlich verpflichtet, aktiv dazu beizutragen, u.a. die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten. Dazu muss vor allem die Emission von Treibhausgasen, die für die Erderwärmung verantwortlich sind, deutlich gesenkt werden.

Obwohl Deutschland weltweit mit weniger als 2 % zur Treibhausgasemission beiträgt, liegen wir im Ranking der CO₂ Emittenten bereits auf Platz 6 und haben aufgrund unseres Einflusses als Wirtschaftsnation auch eine hohe moralische Verpflichtung.

Die aktuelle Bundesregierung hat in der Novelle des Klimaschutzgesetzes von 2021 z.B. eine Treibhausgasneutralität bis 2045 festgeschrieben. Es muss also bis dahin in Deutschland ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgas-Emissionen und deren Abbau herrschen.

Dieses ambitionierte Ziel muss natürlich auf allen Ebenen angegangen werden. Insbesondere in der Wirtschaft muss hier mit besonderen Konzepten reagiert werden, um nicht Produktivität und letztendlich Wohlstand zu gefährden.

Die Stadt Baesweiler startete im Jahr 2022 ein gemeinsames Projekt mit Verwaltung, Unternehmen und der Industrie- und Handelskammer, um auch im Umfeld des örtlichen Gewerbegebiets einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Als Ergebnis wurde herausgearbeitet, dass perspektivisch 90 % des Strombedarfs lokal regenerativ erzeugt werden kann.

Zu einem klimafreundlichen Gewerbegebiet gehören sicher noch viele weitere Aspekte. Stichpunkte sind hier z.B. die Bereiche Mobilität, Ernährung, Erneuerung der Bausubstanz, weitere Energieträger bzw. Betriebsmittel und Treibhausgassenken.

Das Thema soll nun mit Schülerinnen und Schülern, idealerweise mit örtlichem Bezug, bearbeitet werden. Hochwillkommen sind vorurteilsfreie und kreative Ideen, um einen sowohl lokalen als auch übertragbaren Ansatz zu definieren. Dies ist umso spannender, da die aktuelle Schülergeneration im Zeitraum der angepeilten Klimaziele die produktivste und damit einflussreichste Bevölkerungsgruppe darstellen wird.

  • Welche Bereiche sind neben dem direkten Energieverbrauch noch klimarelevant?
  • Welche Beiträge können die verschiedenen Bereiche zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten?
  • Wie können diese Erkenntnisse an die entsprechenden Verantwortlichen und an die Öffentlichkeit gezielt kommuniziert werden?
  • Mithilfe welcher Akteure lassen sich die Vorschläge in die Praxis umsetzen?
  • Welche dieser Maßnahmen lassen sich auf die gesamte Stadt Baesweiler und auch regional übertragen?
Must-Read Literatur

Ambitionierter Klimaschutz: Fallstricke und Bedingungen des Gelingens, UBA, Lünenbürger, Purr, Schultz, 2023

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/ambitionierter-klimaschutz-fallstricke-bedingungen

DGNB Leitfaden: Ihr Weg zum klimaneutralen Gebäude, DGNB, 2020

https://static.dgnb.de/fileadmin/dgnb-ev/de/themen/Klimaschutz/Toolbox/Ihr_Weg_zum_klimaneutralen_Gebaeude-ein_Leitfaden.pdf?m=1592300129&

https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null

Weitere Literaturvorschläge

Klimaneutrales Gewerbegebiet: Pilotprojekt der Stadt Baesweiler und der IHK Aachen, Stadt Baesweiler, 2022

https://www.baesweiler.de/nachricht/klimaneutrales-gewerbegebiet-pilotprojekt-von-stadt-baesweiler-und-ihk.html

Klimaneutrales Gewerbegebiet Stuttgart-Weilimdorf 2035: Handlungskonzept und Fahrplan für den Transformationsprozess, Transsolar, 2022

https://www.stuttgart.de/medien/ibs/klimaneutrales-gewerbegebiet-weilimdorf-2035-transsolarklimaengineering.pdf

Graue Energie und Emissionen, Gebäudeforum Klimaneutral, Stand 2022

https://www.gebaeudeforum.de/wissen/ressourcen-und-emissionen/graue-energie-und-emissionen/

Definition Klimaneutralität, Wikipedia, Stand 2023

https://de.wikipedia.org/wiki/Klimaneutralität

Klimaschutzgesetz: Generationenvertrag für das Klima, Die Bundesregierung, 2022

https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672

Klimaschutzgesetz und Klimaschutzprogramm: Ein Plan fürs Klima, Die Bundesregierung, 2023

https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/klimaschutzgesetz-2197410

Toolbox „Klimaneutrales Bauen“, DGNB

https://www.dgnb.de/de/nachhaltiges-bauen/klimaschutz/toolbox

ZDFheute-KlimaRadar: Daten zum Klimawandel im Überblick, ZDF, Stand 2023

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/klimawandel-deutschland-welt-folgen-daten-100.html

Partnerinstitute

FH Aachen

Das Thema wird betreut vonProf. Dr. Gregor Krause

Foto: Privat

Dr. Gregor Krause ist seit 1996 Professor für Elektrische Energieanlagen an der FH Aachen. Nach seiner Promotion an der RWTH Aachen arbeitete er in verschiedenen Stationen im Bereich der Elektrischen Energietechnik und auch als Gutachter für die Energiewirtschaft. In seiner Lehrtätigkeit steht seit Jahren die technische Ausgestaltung der Energiewende sowohl im Energienetz als auch beim Verbraucher im Fokus. Im Bereich der Forschung konnten bisher verschiedene Ansätze für Energieeffizienz, ganzheitliche Energiekonzepte und Energiedatenerfassungssysteme für Unternehmen, Hochschulen und Kommunen realisiert werden.

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Laurent Böhm

Foto: Privat

Laurent Böhm ist Student der Elektrotechnik an der FH Aachen und arbeitet am Labor für Energiemanagement bei Prof. Dr. Krause, FH Aachen. Sein aktueller Arbeitsbereich ist das Generieren und Auswerten energierelevanter Daten und Kenngrößen mittels IOT-Technologien (Internet of Things).

Klimafreundliche Stadt Baesweiler: Wie geht das im Gewerbegebiet?2023-10-04T12:25:18+02:00

Nordsee statt Südsee? – Wie lässt sich maritimer Tourismus nachhaltiger gestalten?

Nordsee statt Südsee? – Wie lässt sich maritimer Tourismus nachhaltiger gestalten?

von Dr. Christine Bertram, Investionsbank Schleswig-Holstein IB.SH

Das Thema ist aufgrund der regionalen Ausrichtung der IB.SH vorrangig für Schulteams aus Schleswig-Holstein vorgesehen.

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der sogenannten Blue Economy. Diese bezeichnet die Wirtschaftszweige, die mit den Meeren und Küsten dieser Welt in Verbindung stehen.

In Europa wurden im Jahr 2019 ca. 230 Mrd. EUR Umsatz im maritimen Tourismus erwirtschaftet, mehr als 2,8 Millionen Menschen waren direkt in diesem Sektor beschäftigt. 1

Immer stärker gewachsen ist in den letzten Jahren das Interesse an „nachhaltigem Reisen“. Damit ist gemeint, dass bei der Reisegestaltung insbesondere ökologische und soziale Aspekte stärker betrachtet werden. Denn während der maritime Tourismus auf der einen Seite von einer intakten Natur im Reisegebiet profitiert und darauf angewiesen ist, stellen wachsende Touristenströme auch Umweltbelastungen dar: Durch eine große Nutzung von Stränden und Küsten werden die Ökosysteme vor Ort belastet. Erhöhtes Verkehrsaufkommen trägt zu steigenden CO 2 -Emissionen bei.

Der Kreuzfahrttourismus ist durch hohe Mengen an Abfällen, Schadstoffemissionen und punktuell starke Belastungen der Natur an den Zielorten gekennzeichnet. Aber auch soziale Aspekte wie eine angemessene Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen für die im Tourismus beschäftigten Menschen spielen hier eine Rolle.

Interessanterweise zeigt sich, dass für den deutschen Reisemarkt eine recht große Lücke zwischen dem Interesse an nachhaltigen Reisen und der tatsächlichen Reisegestaltung zu beobachten ist. So hat bis 2019 die durchschnittliche Entfernung zum Reiseziel deutlich zugenommen. CO 2 – Kompensationen für Flüge oder touristische Angebote mit Nachhaltigkeitssiegel werden kaum in Anspruch genommen.2 Hier setzen die Fragen dieser Challenge an:

  • Wie lassen sich Menschen motivieren, nachhaltige Reiseangebote in Anspruch zu nehmen?
  • Wie müssen nachhaltige Tourismusangebote ausgestaltet sein, damit Menschen sie in Anspruch nehmen? Und wie erkennt man diese?
  • Welche innovativen Ansätze gibt es, ökologische und soziale Aspekte stärker im Reiseverhalten zu verankern?
  • Wer sollte der Motor für eine nachhaltige Entwicklung sein? Reisende? Die Tourismusbranche selbst? Die Gesetzgebung/Politik?

1 EU 2022. The EU Blue Economy Report 2022. the eu blue economy report 2022-KLAR22001ENN.pdf
2 Schmücker, D., Sonntag, U. & W. Günther 2019. Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung. Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019. Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung – Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019 (bmuv.de)

Must-Read Literatur

Schmücker, D., Sonntag, U. \& W. Günther 2019. [Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung. Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019. ](https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Forschungsdatenbank/fkz_um18_16_502_nachhaltigkeit_reiseanalyse_2019_bf.pdf)

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Das Thema wird betreut von

Christine Bertram

Dr. Christine Bertram arbeitet als Senior Produktmanagerin bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). Vorher hat sie viele Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) im Research Center Global Commons und Climate Policy gearbeitet und zu umwelt- und ressourcenökonomischen Fragestellungen geforscht. Im Kern ihrer Interessen liegt die Frage, wie die Transformation unserer Wirtschaft hin zu einem nachhaltigeren System gelingen kann. Christine Bertram ist gelernte Bankkauffrau, Betriebswirtin und Volkswirtin. Sie hat an der Universität Kiel Internationale Wirtschaft auf Diplom studiert und zur Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität promoviert.

Nordsee statt Südsee? – Wie lässt sich maritimer Tourismus nachhaltiger gestalten?2023-09-27T09:38:45+02:00
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