Themen 2023

Auf dem Weg zur „Solar City“ – Wie können wir mehr Solarstrom in Städten erzeugen? (2023)

Auf wem Weg zur „Solar City“ – Wie können wir mehr Solarstrom in Städten erzeugen?

von Katharina Kolb und Dr. Mario Hesse, Universität Leipzig

Die Klimakrise zwingt uns zum Umbau des Energiesystems. Erneuerbare Energien leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Strom aus Sonnenenergie (Photovoltaik) ist eine mögliche technische Lösung. Städte sind große Energieverbraucher, die auf Energielieferungen aus ländlichen Regionen angewiesen sind. Doch Städte können auch zu Prosumern werden, die einen Teil der benötigten Energie selbst erzeugen. Die Fragestellung lautet demnach, welche Wege wir beschreiten können, damit dieser Solarstrom nicht nur auf großen Freiflächenanlagen erzeugt wird, sondern wir die Stromproduktion in den Städte holen. Warum geht der Ausbau von Photovoltaikanlagen so langsam voran, während es so viele ungenutzte (Dach-)Flächen in Städten gibt? Werden dadurch vielleicht andere Formen der Flächennutzung verdrängt? Muss der Ausbau womöglich so ausgestaltet werden, dass er sich mehr lohnt? Gesucht sind gute Konzepte für die „Solar City“!

Wer profitiert von einer Solaranlage?
Was sind die Besonderheiten bei der PV-Nutzung im städtischen Kontext?
Bestehen Konflikte bei der Nutzung knapper städtischer Flächen?
Was bremst den Ausbau erneuerbarer Energien in der Stadt?
Wie können wir die Nutzung von Solaranlagen attraktiver gestalten?
Wie können wir die verschiedenen Nutzergruppen erreichen?
Wie können wir gesellschaftliche Gruppen für das Thema gewinnen, die bisher kaum Gelegenheit hatten, Solaranlagen zu nutzen (z. B. Mieter:innen, Menschen mit geringen Einkommen)?

Must-Read Literatur

https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/photovoltaik#%C3%96kobilanz

https://www.sueddeutsche.de/geld/solarenergie-selbst-ist-die-stadt-1.4429303

Weitere Literaturvorschläge

https://www.researchgate.net/publication/363281639_Regionalwirtschaftliche_Wertschopfungseffekte_aus_dem_Betrieb_von_Photovoltaikanlagen_innerhalb_einer_Kommune

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Katharina Kolb

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Katharina Kolb ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Öffentliche Finanzen und Public Management an der Universität Leipzig und arbeitet im Forschungsinstitut für Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich räumliche Ungleichheit, regionalwirtschaftliche Effekte, öffentliche Leistungen und gleichwertige Lebensverhältnisse.

Dr. Mario Hesse

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Dr. Mario Hesse ist wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) an der Professur Finanzwissenschaft im Institut für öffentliche Finanzen und Public Management, stellvertretender Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für kommunale Infrastruktur Sachsen (KOMKIS) und Mitglied im Kompetenzzentrum öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge (KOWID). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Kommunalfinanzen, Fragestellungen des (kommunalen) Finanzausgleichs, der öffentlichen Infrastruktur sowie der Regionalökonomik.

Auf dem Weg zur „Solar City“ – Wie können wir mehr Solarstrom in Städten erzeugen? (2023)2023-09-27T09:49:16+02:00

Vom Neujahrsvorsatz zur Realität: Wie machen wir langfristige Verhaltensänderungen möglich? (2023)

Vom Neujahrsvorsatz zur Realität: Wie machen wir langfristige Verhaltensänderungen möglich?

von Dr. Mark A. Andor und Lukas Tomberg, RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Habt ihr oder eure Eltern schon einmal Vorsätze für das neue Jahr gefasst und wolltet euer Verhalten ändern? Und hat es funktioniert? Wir alle kennen Gewohnheiten, die wir gerne ändern würden: Das fängt bei ganz persönlichen Dingen an, wie z. B. sich gesünder zu ernähren, regelmäßig Sport zu treiben, weniger Zeit mit sozialen Medien/Smartphones zu verbringen oder häufiger unser Musikinstrument in die Hand zu nehmen. Gewohnheiten spielen aber auch bei gesellschaftlichen Themen, wie beispielsweise dem Energieverbrauch eine wichtige Rolle. Viele Menschen haben zum Beispiel die Angewohnheit, im Winter stundenlang das Fenster gekippt zu lassen und damit Heizenergie zu verschwenden oder für die meisten Fahrten das Auto zu nutzen, anstatt auch mal den Zug zu nehmen.

Wir wissen jedoch auch, dass die wenigsten Neujahrsvorsätze eingehalten werden: Dauerhafte Gewohnheitsänderungen sind sehr schwierig zu etablieren. Daher wurden in der Disziplin der Verhaltensökonomik viele Möglichkeiten entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, ihre Entscheidungen in solchen Situationen durch einfache Maßnahmen zu verbessern (so genannte „Nudges“). Ein Beispiel: Menschen neigen dazu, während einer heißen Dusche zu vergessen, dass das Duschen erhebliche Mengen an Wasser und Energie verbraucht. Infolgedessen duschen sie oft zu lange und ärgern sich am Ende über hohe Energierechnungen. Doch die verhaltensökonomische Forschung zeigt, dass direktes Feedback über den Energieverbrauch während des Duschens diesem Problem entgegenwirken und so den Ressourcenverbrauch wirksam reduzieren kann.

Doch auch hier gilt: Einige Maßnahmen wirken nur kurzfristig und scheinen nicht zur Gewohnheitsbildung beizutragen. Andere hingegen erzeugen langfristige Effekte, die sogar weiterbestehen, nachdem die Maßnahme beendet wurde.

Diese Fragen können Ansatzpunkte für die Arbeit an dem Thema bieten:

Was beeinflusst, ob wir nach einer anfänglichen Verhaltensänderung neue Gewohnheiten bilden oder ob wir schnell wieder zu unseren alten Gewohnheiten zurückkehren?

Welche Arten von verhaltensökonomischen Maßnahmen haben eine langfristige Wirkung und welche nicht?

Welche Ideen habt ihr für Maßnahmen, mit denen langfristige Gewohnheitsänderungen erreicht werden können, sei es im persönlichen Alltag oder in sozialen und ökologischen Fragen?

Must-Read Literatur

Frey, E., & Rogers, T. (2014). Persistence: How treatment effects persist after interventions stop. Policy Insights from the Behavioral and Brain Sciences, 1(1), 172-179. https://scholar.harvard.edu/files/todd_rogers/files/persistence.pdf

Weitere Literaturvorschläge

Allcott, H., & Rogers, T. (2014). The short-run and long-run effects of behavioral interventions: Experimental evidence from energy conservation. American Economic Review, 104(10), 3003-37. https://www.povertyactionlab.org/sites/default/files/research-paper/899%20Allcott%20and%20Rogers%20AER2014%20The%20Short-Run%20and%20Long-Run%20Effects%20of%20Behavioral%20Interventions.pdf

Allcott, H., Gentzkow, M., & Song, L. (2022). Digital Addiction. American Economic Review, 112(7), 2424-63. https://web.stanford.edu/~gentzkow/research/DigitalAddiction.pdf

Byrne, D. P., Goette, L., Martin, L. A., Delahey, L., Jones, A., Miles, A., Schöb, S., Staake, T., & Tiefenbeck, V. (2021). The habit-forming effects of feedback: Evidence from a large-scale field experiment. CRC TR 224 Discussion Paper No. 285. https://www.wiwi.uni-bonn.de/bgsepapers/boncrc/CRCTR224_2021_285.pdf

Wellsjo, A. S. (2021). Simple Actions, Complex Habits: Lessons from Hospital Hand Hygiene.
https://drive.google.com/file/d/1wbn6IuU0tMQ2VN6YHSWSCXv4v9pucKyK/view

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Dr. Mark Andor

Dr. Mark A. Andor leitet seit 2021 die Forschungsgruppe „Prosoziales Verhalten“ am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Zudem ist er externer Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und an der Universität Duisburg-Essen. Er führt insbesondere randomisierte kontrollierte Feldstudien sowie große Haushaltsbefragungen durch. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Erforschung prosozialen Verhaltens, der Experimental- und Verhaltensökonomik, der Angewandten Ökonometrie und der Umwelt-, Ressourcen-, Verkehrs- und Energieökonomik sowie der Effizienz- und Produktivitätsschätzung.

Lukas Tomberg

Lukas Tomberg ist seit April 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand in der Forschungsgruppe Prosoziales Verhalten“ und im Kompetenzbereich „Umwelt und Ressourcen“ des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung tätig. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln (BSc 2015) und Economics an der Ruhr-Universität Bochum (MSc 2018). Darüber hinaus absolvierte er das Kursprogramm der Ruhr Graduate School in Economics. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der experimentellen Wirtschaftsforschung, der angewandten Ökonometrie und der Verhaltens-, Umwelt- und Energieökonomik.

Vom Neujahrsvorsatz zur Realität: Wie machen wir langfristige Verhaltensänderungen möglich? (2023)2023-08-22T13:53:31+02:00

How should schools address the problem of curriculum overload? (2023)

How should schools address the problem of curriculum overload?

von Dr. Susan Hanisch und Dr. Dustin Eirdosh, Max Planck Institut für evolutionäre Anthropology

Dieses Thema kann nur auf Englisch bearbeitet werden

Humans are somewhat unique compared with other organisms, in that we produce, share, and accumulate massive amounts of information about the world around us. The 21st century has seen the expansion of this capacity for accumulating cultural information more than any other time in our history. Despite this trend, it is not clear how schools should change or adapt. In 2020, the Organization for Economic and Cooperative Development (OECD) released a report on the international state of education, finding that many schools around the world are facing the challenge of curriculum overload, policies and structures that require teachers and students to do too much in order to keep up with the (actual and perceived) demands of modern societies.

In short, schools seem to be not well prepared to help students navigate the flood of human knowledge within the “Information Age”. The impacts of this kind of curriculum overload are significant. First, teachers are impacted both in terms of their ability to engage in high quality teaching, and relatedly, in terms of their everyday well-being. These impacts on teachers spill over into impacts on student learning and wellbeing, which in turn, may provide serious constraints on evolving a sustainable global economy for all humans on the planet.

How can school communities solve these dilemmas between preparing German students for an increasingly complex, competitive, international world, and assuring the well-being of teachers and students? These tensions suggest that curriculum overload is a complex and deep challenge for economic development that requires the active participation of students and teachers.

Must-Read Literatur

OECD (2020), Curriculum Overload: A Way Forward, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/3081ceca-en. / https://www.oecd-ilibrary.org/sites/0ebc645c-en/index.html?itemId=/content/component/0ebc645c-en

Weiterführende Literatur

Evolving Schools Regional Workshop: Curriculum Overload. https://openevo.eva.mpg.de/teachingbase/curriculum-overload/

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Dr. Dustin Eirdosh

Dr. Eirdosh is the coordinator of the Educational Innovation Labs within the Department of Comparative Cultural Psychology at the Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology. He is interested in teaching and learning at the intersection of evolution, behavior, and sustainability science. Working through collaborations across scientific institutions, international non-profits, and local classrooms, his projects use human social behavior as a conceptual lens for interdisciplinary education.

Dr. Susan Hanisch
Dr. Hanisch is an educational design researcher collaborating across the Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology, University of Leipzig, and Friedrich-Schiller University of Jena. After conducting her PhD research in tropical sustainable agriculture in south-western Madagascar, Dr. Hanisch became increasingly interested in education and its central role for a sustainable future. She now works across University teacher education contexts, focused on educational design research to advance the integration of perspectives in behavioral, evolutionary and sustainability science in Education for Sustainable Development.

How should schools address the problem of curriculum overload? (2023)2023-09-27T09:48:10+02:00

Lieferketten und Lieferengpässe. Wie können Betriebe auf die globale Krise reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten? (2023)

Lieferketten und Lieferengpässe. Wie können Betriebe auf die globale Krise reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten?

von Dr. Ignat Stepanok, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

„Die Finanzkrise 2008 beendete einen jahrzehntelangen Wachstumskurs des Welthandels. Fast die Hälfte der Exporte und Importe vieler entwickelten Länder gehört zu der Gruppe der Vorleistungen, das sind Rohstoffe und Zwischenprodukte, die Betriebe weiterverarbeiten und für ihre Endproduktion nutzen. Die Weltwirtschaft ist tief vernetzt. Studien zufolge ist dieser Zugang zu Vorleistungen für die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben von zentraler Bedeutung (Amiti und Konings 2007).

Lieferengpässe, also Schwierigkeiten beim Bezug von Vorleistungen oder Zwischenprodukten, sind daher ein wichtiges Thema für Betriebe. Es gab immer Lieferengpässe zu bestimmten Zeiten und für bestimmte Wirtschaftszweige oder Regionen. Mit der Corona-Krise und dem Krieg in der Ukraine haben sich die Probleme aber deutlich verschärft. Sie betreffen nun einen großen Teil der Wirtschaft. Wenn Betriebe infolge von Lieferengpässen auf Einstellungen verzichten oder Kurzarbeit nutzen, hat dies zudem Folgen für den gesamten Arbeitsmarkt. Viele Betriebe in Deutschland sind von den Lieferengpässen direkt betroffen und haben bereits ihr Lieferantennetzwerk und oft auch ihre Produktion angepasst (Moritz et al. 2022 und Roth et al. 2022).“

Was sind die Ursachen für die Lieferengpässe und welche Risiken entstehen für Betriebe und Wirtschaft?
Wie können die globalen Netzwerke verlässlicher gestaltet werden, um die Wahrscheinlichkeit von Lieferengpässen zu reduzieren?
Wie können die betroffenen Betriebe reagieren? Wie können sie beispielsweise ihre Lieferantennetzwerke organisieren, ihre Lagerhaltung oder ihre Produktion anpassen?
Diese und ähnliche Fragen können in einem YES!-Projekt bearbeitet werden.

Must-Read Literatur

„Konings, Jozef and Mary Amiti (2007), „Trade Liberalization, Intermediate Inputs, and Productivity: Evidence from Indonesia,” The American Economic Review, 97, 1611—1638.

Moritz, Michael, Duncan Roth, Jens Stegmaier and Ignat Stepanok (2022), “Lieferengpässe in Deutschland im Jahr 2021: Betriebe reagieren mit Anpassungen bei Produktion, Preis und Personal,” IAB-Kurzbericht 13/2022.

Roth, Duncan, Eva Kleifgen and Ignat Stepanok (2022), „The Covid-19 Pandemic and International Supply Chains,“ IAB-Discussion Paper 5/2022.“

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Ignat Stepanok

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Dr. Ignat Stepanok studierte Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt internationaler Handel und wirtschaftliches Wachstum. Zwischen 2011 und 2015 war er am Institut für Weltwirtschaft in Kiel und seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAB im Forschungsbereich „Integration, Migration und internationale Arbeitsmarktforschung“. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Verbindung zwischen internationalem Handel und Arbeitsmärkten.

 

 



Lieferketten und Lieferengpässe. Wie können Betriebe auf die globale Krise reagieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten? (2023)2023-08-22T10:22:44+02:00

Seegras für den Klimaschutz (2023)

Seegras für den Klimaschutz

von Dr. Wilfried Rickels, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

Seegraswiesen gehören zu den wertvollsten und produktivsten Lebensräumen des Meeres. Sie schützen die Küsten, indem sie Wellen ausbremsen und den sandigen Untergrund mit ihren Wurzeln festhalten. Sie bieten Abertausenden Jungfischen, Muscheln, Krebsen und anderen Tieren Schutz und Nahrung und stärken auf diese Weise die Artenvielfalt des Meeres. Entsprechend tragen sie dazu bei, dass Millionen Menschen rund um den Globus genügend Fisch und Meeresfrüchte zu essen haben. Seegraswiesen und möglicherweise ihr zugehöriges Mikrobiom reinigen zudem das Meerwasser von Dreck und Krankheitserregern und nehmen große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid auf. Dessen Kohlenstoffanteil speichern sie vor allem in ihren Wurzeln und leisten somit einen elementaren Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung.

Weil Seegräser Photosynthese betreiben müssen, benötigen sie ausreichend Tageslicht, Kohlendioxid und Nährstoffe, um zu wachsen und dichte, gesunde Unterwasser-Wiesen zu bilden. Tageslicht, welches bekanntermaßen von oben in das Meer fällt, wird jedoch mit zunehmender Wassertiefe weniger. Ist das Meer zudem noch eingetrübt, weil viele Algen oder aber Sedimentpartikel in der Wassersäule treiben, wirken diese wie ein Sonnenschirm und lassen noch weniger Licht in die Tiefe. Seegräser wachsen aus diesen beiden Gründen nur in flachen Küstenbereichen mit möglichst klarem Meer- oder Brackwasser – meist in Lagunen, ruhigen Meeresbuchten oder aber auch in Flussmündungsgebieten rund um den Globus. Im zurückliegenden Jahrhundert hat die Erde mindestens 30 Prozent ihrer Seegraswiesen verloren, wobei von den 65 bekannten Seegras-Arten 22 akut vom Rückgang betroffen sind. Allein in Europa nahm die Gesamtfläche der Seegraswiesen im Zeitraum von 1869 bis 2016 um fast 35700 Hektar ab. Dieser Verlust entspricht in etwa einem Gebiet halb so groß wie Hamburg. Seitdem erholen sich aber einige der europäischen Unterwasser-Wiesen auch wieder.

Global betrachtet, schrumpfen die Seegras-Bestände derzeit um 7 Prozent pro Jahr. Gründe für das Sterben der Seegräser waren und sind in erster Linie ein Übermaß an Nährstoffen, die weitverbreitete Bebauung und zunehmende Nutzung der Küstengebiete durch den Menschen sowie Temperaturrückkopplungen durch den Klimawandel. Meeresbiologinnen und Meeresbiologen vergleichen den Verlust der Seegräser häufig mit dem Verlust von Bäumen in einem Wald. Es gehen nämlich nicht nur die Pflanzen selbst verloren, sondern mit ihnen alle überlebenswichtigen Funktionen und Leistungen, die der Lebensraum Seegraswiese für die Lebensgemeinschaften des Meeres und der Küstenregion sowie für den Menschen erbringt. Aus diesem Grund muss ihr Rückgang nicht nur gestoppt, sondern idealerweise sogar umgekehrt werden. Voraussetzung dafür ist zuallererst, dass die maßgeblichen lokalen Stressfaktoren wie Überdüngung, Küstenbebauung und Fischerei reduziert werden. Gelingt dieser schwierige erste Schritt, haben nicht nur die verbliebenen Seegräser die Chance, sich zu erholen und im Laufe der Jahrzehnte zu gewohnter Wiesengröße heranzuwachsen. Es kann ab diesem Zeitpunkt auch über eine gezielte Wiederherstellung der Unterwasserwiesen nachgedacht werden.

Must-Read Literatur

https://www.seegraswiesen.de/de/

Forschungsmission der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM),»Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung«

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Dr. Wilfried Rickels, IfW

Dr. Wilfried Rickels leitet den Forschungsbereich „Umwelt und natürliche Ressourcen“ am Institut für Weltwirtschaft. Er untersucht wie die nachhaltige Nutzung des Ozeans insbesondere im Kontext der globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) gemessen werden kann und welche Rolle und Bedeutung negative CO2 Emissionstechnologien sowie Strahlungsmanagement (Solar Radiation Management) für den (optimalen) Klimaschutz haben.

 

 

 



Seegras für den Klimaschutz (2023)2023-08-22T09:44:51+02:00

Energie- und Klimagerechtigkeit in Deutschland: Was tun in Zeiten von Ukrainekrise und fortschreitendem Klimawandel? (2023)

Energie- und Klimagerechtigkeit in Deutschland: Was tun in Zeiten von Ukrainekrise und fortschreitendem Klimawandel?

von Prof. Dr. Sonja Peterson, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

Die derzeitige Energiekrise in Folge des Angriffs Russlands auf die Ukraine und die Abhängigkeit von russischer Energie haben die Energiepreise massiv in die Höhe getrieben und wir erleben eine hitzige Debatte statt, wie insbesondere ärmere Haushalte entlastet werden sollen und können. Diese geben im Durchschnitt einen höheren Anteil ihres Einkommens für Energie aus und haben weniger oder kaum Möglichkeiten die zusätzlichen Kosten zu tragen. Auch in klimapolitischen Diskussionen spielen Verteilungsfragen und der Umgang mit ärmeren Haushalten eine zunehmend wichtige Rolle. Maßnahmen die direkt (etwa durch eine ökonomisch sehr sinnvolle CO2-Bepreisung) oder indirekt (etwa durch Verbote bestimmter Technologien oder Emissionen) die Energiepreise erhöhen, treffen entsprechend ebenfalls ärmere Haushalte stärker als reichere. Im Kern gibt es drei Ansätze, wobei jeweils nicht (a) oder nicht notwendiger Weise (b und c) nur ärmere Haushalte davon profitieren.
a) Mehr billigere (nicht-fossile) Energie zu gewinnen. Wenn es mehr günstige erneuerbare Energien gibt, treiben fossile Energien und die Abhängigkeit von Russland weniger stark die Energiepreise. Und wenn erneuerbare Energien günstiger sind als fossile Alternativen braucht es etwa keine CO2-Preise mehr, um diese marktfähig zu machen.
b) Weniger (fossile) Energie zu verbrauchen. Für nicht verbrauchte (fossile) Energie muss man nicht zahlen – weder den Energie- noch den CO2-Preis.
c) (Ärmere) Haushalte zu entlasten. Hierfür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, dies eher indirekt (Tankrabatt, 9 Euro Ticket, Subventionierung ÖPNV) oder direkt (Energiegeld, Rückzahlung der CO2-Einnahmen, Senkung Einkommenssteuer) wirken und mehr oder weniger speziell auf ärmere Haushalte abzielen
Bei allen Punkten stellen sich viele Fragen. Wo ist es sinnvoll erneuerbare Energien zu unterstützen? Was sind die echten Hürden? Bürokratie? Fehlende Investitionsmittel? Notwendigkeit die Technologien zu verbessern? Wie gelingt es weniger fossile Energie zu verbrauchen? Effizienzsteigerung? Sparapelle? Aufzeigen von Möglichkeiten? Haben wir für Entlastungen genug Geld? Wer sollte die Entlastungen bekommen? Wie genau sollten sie aussehen?
Gleichzeitig bieten diese Punkte auch vielfältige Möglichkeiten Klima- und Energiegerechtigkeit zu vergrößern.

Must-Read Literatur

•Klenert, D., L. Mattauch, E. Combet, E. et al. Making carbon pricing work for citizens. Nature Clim Change 8, 669–677 (2018). https://doi.org/10.1038/s41558-018-0201-2
•
Schwerhoff, G., T.D. Nguyen, O., Edenhofer, G. Grimalda, M. Jakob, D. Klenert, & J. Siegmeier (2017). Policy options for a socially balanced climate policy. Economics: The Open-Access, Open-Assessment E-Journal, 11 (2017-20): 1–11. http://dx.doi.org/10.5018/economics-ejournal.ja.2017-20

• Haug ,C., A. Eden & M. Montes de Oca (2018): Addressing the distributional impacts of carbon pricing policies. Berlin: adelphi.

•Bach, S. & J. Knautz (2022). Hohe Energiepreise: Ärmere Haushalte werden trotz Entlastungspaketen stärker belastet als reichere Haushalte. DIW Wochenbericht 17/22 https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.840036.de/22-17-1.pdf

• Fuest, C. (2022). Wir dürfen die Signalfunktion des Preises nicht aushebeln! Ifo Standpunkt Nr. 236
https://www.ifo.de/publikationen/2022/ifo-standpunkt/wir-duerfen-die-signalfunktion-des-preises-nicht-aushebeln

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Prof. Dr. Sonja Peterson
Prof. Dr. Sonja Peterson ist Senior Researcher im Bereich „Global Commons und Klimapolitik“ am Kiel Institut für Weltwirtschaft und leitet zusätzlich die Service Unit „Forschungsmanagement & Transfer“. Seit 2017 ist sie zudem Honorarprofessorin an der Kieler Universität. Ihre Forschungs- und Beratungsaktivitäten fokussieren sich seit knapp 20 Jahren auf die deutsche, europäische und internationale Klimapolitik.

 

 

 



Energie- und Klimagerechtigkeit in Deutschland: Was tun in Zeiten von Ukrainekrise und fortschreitendem Klimawandel? (2023)2023-08-22T09:44:45+02:00

Was bedeutet der Arbeitskräftemangel in Deutschland für junge Berufseinsteiger? (2023)

Was bedeutet der Arbeitskräftemangel in Deutschland für junge Berufseinsteiger?

von Dr. Eckhardt Bode, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

Der Mangel an Arbeitskräften und insbesondere an Fachkräften behindert zunehmend die wirtschaftliche Prosperität in Deutschland. Laut der jüngsten ifo-Konjunkturumfrage vom Juli 2022 behindert der Fachkräftemangel mittlerweile fast die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit (ifo 2022; vgl. auch Sauer und Wollmershäuser 2021) – Tendenz: steigend. Auch die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass die Zahl der offenen Stellen in Deutschland – abgesehen von einer kurzfristigen Verringerung im Zuge der Corona-Pandemie – in der vergangenen Dekade kontinuierlich angestiegen ist, diverse Berufe umfasst und nicht einfach durch die Vermittlung von Arbeitslosen verringert werden kann (BA 2022).
Als Ursachen für diesen Arbeitskräftemangel werden verschiedene Faktoren diskutiert, darunter vor allem die Alterung der Bevölkerung (mehr ältere Menschen scheiden aus dem Arbeitsmarkt aus, als jüngere Menschen eintreten) und das abnehmende Interesse junger Menschen an einer dualen Berufsausbildung. Auch fehlt es nicht an Vorschlägen für politische Maßnahmen zur Verringerung des Arbeitskräftemangels. Sie reichen von der Erhöhung des Renteneintrittsalters und der vermehrten Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte über die Verbesserung der Qualität der schulischen Ausbildung und der verstärkten Förderung beruflicher Weiterbildung (Stichwort: Lebenslanges Lernen) bis hin zur verstärkten Werbung für Engpassberufe und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (z.B. Klinger und Fuchs 2020, Bickenbach et al. 2022, Freuding und Garnitz 2022).
Aber was bedeutet Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel konkret für angehende Berufseinsteiger? In welcher Weise sind sie persönlich davon betroffen, etwa in ihrer Lebensplanung, ihrer beruflichen Perspektive oder ihren Beziehungen zu möglichen künftigen Arbeitgebern? Welche Beiträge können sie – als Privatpersonen, als angehende Arbeitskräfte oder als verantwortungsbewusste Staatsbürger – dazu leisten, den Mangel selbst und insbesondere dessen negative volkswirtschaftliche Auswirkungen zu verringern?

Must-Read Literatur

BA (2022), Arbeits- und Fachkräftemangel trotz Arbeitslosigkeit. Arbeitsmarkt kompakt, August 2022. Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Fachkraeftebedarf/Generische-Publikationen/Arbeits-und-Fachkraeftemangel-trotz-Arbeitslosigkeit.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Bonin, H. (2019), Fachkräftemangel in der Gesamtperspektive. In K. Jacobs, A. Kuhlmey, S. Greß, J. Klauber und A. Schwinger (Hrsg.), Pflege-Report 2019: Mehr Personal in der Langzeitpflege – aber woher? Springer Berlin, Heidelberg, S. 61-69 (https://doi.org/10.1007/978-3-662-58935-9_4).

Weitere Literaturvorschläge

Bickenbach, F., E. Bode, D. Dohse, S. Fehrenbacher, R. Gold, U. Stolzenburg und J. Vehrke (2022), Digitalisierung. Dekarbonisierung. Demografie. Wandel gestalten: Mittelstandsbericht Thüringen 2020. Kieler Beiträge zur Wirtschaftspolitik 39, Kiel Institut für Weltwirtschaft (https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/-ifw/Kieler_Beitraege_zur_Wirtschaftspolitik/2022/wipo_39.pdf).

Freuding, J., und J. Garnitz (2022), Steigende Löhne, akuter Fachkräftemangel und die Mindestlohnerhöhung: Die Personalpolitik 2022. ifo Schnelldienst 75(1): 49-51 (https://www.ifo.de/publikationen/2022/aufsatz-zeitschrift/steigende-loehne-akuter-fachkraeftemangel-und-die).

Ifo (2022), Fachkräftemangel steigt auf Allzeithoch. Pressemitteilung v. 2.8.2022. ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. (https://www.ifo.de/pressemitteilung/2022-08-02/fachkraeftemangel-steigt-auf-allzeithoch).

Klinger, S., und J. Fuchs (2020), Wie sich der demografische Wandel auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirkt. IAB-Forum, 2. Juni 2020. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg (https://www.iab-forum.de/wie-sich-der-demografische-wandel-auf-den-deutschen-arbeitsmarkt-auswirkt/).

Sauer, S., und T. Wollmershäuser (2021), Fachkräftemangel wird zunehmend zur Belastung für die deutsche Wirtschaft. ifo Schnelldienst digital 2, Nr. 17 (https://www.ifo.de/publikationen/2021/aufsatz-zeitschrift/fachkraeftemangel-wird-zunehmend-zur-belastung-fuer-die).

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Dr. Eckhardt Bode

Dr. Eckhardt Bode ist seit 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) (Senior Researcher seit 2005). Derzeit ist er in den Forschungszentren „The Global Division of Labour“ und „Knowledge Creation and Growth“ des IfW tätig. Er studierte 1983-1989 Volkswirtschaftslehre in Marburg und Kiel und promovierte 1998 an der Universität Kiel zum Dr. sc.pol. Von 2008 bis 2015 war er Dozent an der Fachhochschule Hamburg. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Handel, Regionalökonomik, Humankapital und Arbeitsmärkten (v.a. Folgen der Digitalisierung).

 

 

 



Was bedeutet der Arbeitskräftemangel in Deutschland für junge Berufseinsteiger? (2023)2023-08-22T09:44:56+02:00

Studieren in Krisenzeiten – Wie kann eine zunehmende Bildungsungleichheit verhindert werden? (2023)

Studieren in Krisenzeiten – Wie kann eine zunehmende Bildungsungleichheit verhindert werden?

von Dennis Henryk Meier und Maximilian Floto, Leibniz Universität Hannover

Die COVID-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine stellen die Weltwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Im Zuge andauernder Lieferengpässe und starken Beschränkungen von Rohöl- und Gaslieferungen nach Deutschland ist die Inflation in den letzten zwei Jahren stark angestiegen und lag im September 2022 bei knapp 8 %. Grundsätzlich betrifft eine starke Geldentwertung die gesamte Bevölkerung eines Landes, allerdings sind einkommensschwächere Haushalte stärker von einem Preisniveauanstieg betroffen. Diese zunehmende ungleiche Belastung wirkt sich auf mehreren Ebenen aus. Nachdem bereits die Pandemie die (finanzierungsbedingte) Bildungsungleichheit in Deutschland verschärft hat (Meier et al. 2022), ist jetzt davon auszugehen, dass die aktuell hohe Inflation die Bildungsungleichheit in Deutschland weiter verstärken wird.

Mit dem sogenannten „Bildungstrichter“ lässt sich die Bildungsungleichheit beim Hochschulzugang und im Studienverlauf beschreiben: während 79 % der Kinder mit aus akademischem Elternhaus ein Studium beginnen, sind es nur 27 % der Kinder aus nicht-akademischem Elternhaus (Kracke et al. 2018). Neben mentalen Barrieren, Kompetenznachteilen und Informationsdefiziten liegt ein Grund für die Bildungsungleichheit beim Hochschulzugang in Deutschland in der Finanzierung des Studiums (Stifterverband 2022). Allerdings existiert nicht nur beim Hochschulzugang, sondern auch im Studienverlauf eine finanzielle Ungleichheit.

Die Hauptfinanzierungsmöglichkeiten eines Studiums sind finanzielle Unterstützung der Eltern, eigener Verdienst und die Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Daneben besteht die Möglichkeit einer Finanzierung durch Kredite oder Stipendien, die allerdings jeweils nur von 5 % der Studierenden in Anspruch genommen werden. Die finanzielle Ungleichheit resultiert hauptsächlich aus der ungleichen Finanzierungsstruktur während des Studiums. Studierende aus einem nicht-akademischem Elternhaus erhalten häufig weniger finanzielle Unterstützung von ihren Familien und sind auf eigenen Verdienst angewiesen (Middendorf et al. 2017). In Deutschland besteht für Studierende aus einkommensschwächeren Elternhäusern deshalb die Möglichkeit nach dem BAföG finanziell vom Staat unterstützt zu werden. Der Staat verfolgt dabei das Ziel einer Erhöhung der Chancengleichheit im (tertiären) Bildungsbereich. Allerdings nahmen im Jahr 2021 nur rund 11 % der Studierenden die Förderung nach dem BAföG in Anspruch (Statistisches Bundesamt 2022).

Vor dem Hintergrund der aktuell steigenden Preise wurde der BAföG-Höchstsatz um 25€ erhöht. Weitere Maßnahmen zur Entlastung der Studierenden sind eine Einmalzahlung in Höhe von 200€ und eine Erhöhung der Wohnkostenpauschale um 35€, die jedoch in Summe nicht zu einer Entspannung der finanziell angespannten Situation beitragen. Deshalb ist zu erwarten, dass insbesondere einkommensschwächere Familien weniger Möglichkeiten haben, die Kosten für eine Hochschulbildung zu tragen. Insofern erscheint es wahrscheinlich, dass sich die Bildungsungleichheit in Deutschland weiter verstärken wird.
Die finanziellen Ungleichheiten können zu schlechteren Leistungen bis hin zu höheren Abbuchwahrscheinlichkeiten für die benachteiligten Studierenden führen. Die Bildungsungleichheit nach der elterlichen Bildung zeigt sich auch in der Wahrscheinlichkeit das Studium erfolgreich abzuschließen (Stifterverband 2022). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es einer Reform der finanziellen Unterstützung für Studierende bedarf, um zu verhindern, dass sich die Chancengleichheit noch weiter verschlechtert.

• Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es bereits während des Studiums?
• Wie hoch ist die Inanspruchnahme der jeweiligen Finanzierungsmöglichkeiten?
• Wie ist die Informationslage über diese Finanzierungsmöglichkeiten?
• Wo sind die (bürokratischen) Hürden bei der Inanspruchnahme?
• Warum wird die Förderung nach dem BAföG nur noch von rund 11 % der Studierenden in Anspruch genommen?
• Welche aktuellen Soforthilfemaßnahmen gibt es für Studierende?
• Was kostet ein Studium im Durchschnitt? Welche Ressourcen werden benötigt?
• Wie können Studierende aus einkommensschwächeren Familien finanziell besser unterstützt werden?
• Gibt es Bildungsungleichheiten auch in anderen europäischen Ländern?
• Wie sind Finanzierungsmöglichkeiten in anderen europäischen Ländern ausgestaltet?

Must-Read Literatur

Kracke, N., Middendorff, E. und Buck, D. (2018). Beteiligung an Hochschulbildung. Chancen(un)gleichheit in Deutschland. DZHW Brief 03|2018. Hannover: DZHW. https://www.dzhw.eu/pdf/pub_brief/dzhw_brief_03_2018.pdf

Stifterverband und McKinsey (2022). Hochschul-Bildungs-Report 2020, Abschlussbericht, Hochschulbildung in der Transformation. Ein Fazit nach zehn Jahren Bildungsinitiative. https://www.hochschulbildungsreport.de/sites/hsbr/files/hochschul-bildungs-report_abschlussbericht_2022.pdf

Weitere Literaturvorschläge

Meier, D., Thomsen, S. und Trunzer, J. (2022). The Financial Situation of Students During the COVID-19 Pandemic, IZA Discussion Paper No. 15110, Bonn: IZA. https://docs.iza.org/dp15110.pdf

Middendorff, E., Apolinarski, B., Becker, K., Bornkessel, P., Brandt, T., Heißenberg, S. und Poskowsky, J. (2017). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016. 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks – durchgeführt vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). https://www.studentenwerke.de/sites/default/files/se21_hauptbericht.pdf

Statistisches Bundesamt (2022). Statistik der Bundesausbildungsförderung (BAföG). https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=statistikTabellen&selectionname=21411#abreadcrumb

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Dennis Henryk Meier

Nach abgeschlossener Berufsausbildung studierte Dennis H. Meier Wirtschaftswissenschaften (M.Sc.) an der Leibniz Universität Hannover. Seit 2021 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und promoviert am Institut für Wirtschaftspolitik der Leibniz Universität Hannover. Hierfür beschäftigt er sich insbesondere mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage von Studierenden in Deutschland.

Maximilian Floto

Maximilian Floto
Maximilian Floto studierte Wirtschaftswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover und zwischenzeitlich in Schweden an der Karlstad Universität. Neben seinem Studium arbeitete er als Werkstudent für das Innovationszentrum Niedersachsen. Seit Abschluss des Studiums promoviert er am Institut Geld und Internationale Finanzwirtschaft an der Leibniz Universität Hannover mit dem Forschungsschwerpunkt makroökonomische Erwartungen und Verhaltensökonomik.

 

 



Studieren in Krisenzeiten – Wie kann eine zunehmende Bildungsungleichheit verhindert werden? (2023)2023-09-27T09:46:41+02:00

Früh übt sich: Wie können wir finanzielle Allgemeinbildung in jungen Jahren verbessern, um Rentenlücken zu schließen? (2023)

Früh übt sich: Wie können wir finanzielle Allgemeinbildung in jungen Jahren verbessern, um Rentenlücken zu schließen?

von Prof. Dr. Sebastian Kube, Exzellenzcluster ECONtribute: Markets & Public Policy (EXC 2126)

Der demografische Wandel in Deutschland bringt unser umlagefinanziertes Rentensystem an seine Grenzen. Die Menschen werden immer älter und gleichzeitig kommen weniger Kinder zur Welt, weshalb die erwerbstätigen Generationen immer mehr Rentenbezüge finanzieren müssen. Nicht erst seit der Rentenreform 2001 wird die gesetzliche Rente für viele Haushalte nicht mehr ausreichen, um den eigenen Lebensstandard im Alter zu sichern. Privat vorzusorgen ist notwendig, um Rentenlücken zu schließen. Um sich eine individuelle kapitalgedeckte Zusatzrente aufbauen zu können, wurde bei der Rentenreform das staatlich geförderte „Riestersparen“ eingeführt.

Aus der psychologischen und verhaltensökonomischen Forschung wissen wir jedoch, dass die Eigenverantwortung für die Absicherung im Alter im Alltag problematisch ist. Viele geben ihr Geld lieber in der Gegenwart aus, können sich schlecht kontrollieren und sehen nur den kurzfristigen Konsum statt der langfristigen Zukunft. Das erschwert das individuelle Sparen oder verhindert es sogar ganz. Selbst wenn wir finanziell vorsorgen, können die Angst, etwas an der heutigen finanziellen Situation zu verschlechtern (Status-Quo Bias) oder fehlende Informationen dazu führen, dass wir nicht in sinnvolle Finanzprodukte investieren und unvorteilhafte Lösungen wählen. Hinzu kommt, dass wir uns in jungen Jahren ungern mit (negativen) Dingen beschäftigen, welche mit dem Alter zu tun haben, weshalb wir oftmals erst zu spät anfangen, unser Erspartes zu investieren und damit den Zinseszins-Effekt nicht voll ausnutzen. Einige Menschen meiden finanzielle Themen wegen fehlender finanzieller Allgemeinbildung generell.

In diesem Projekt sollt ihr euch Gedanken machen, wie man die finanzielle Allgemeinbildung bereits während der Schul- und Ausbildungszeit verbessern kann. Primär sollte es dabei um Aspekte gehen, welche für die private Altersvorsorge relevant sind.

Wie kann man Bewusstsein für die spätere Rentenlücke schaffen und Menschen dazu bringen, bereits früh mit der privaten Altersvorsorge zu beginnen?
Worauf sollte man bei der Wahl von Finanzprodukten achten, mit deren Hilfe man seine private Altersvorsorge aufbaut (Stichwort „passives Investieren“)?
Welche Fehler sollte man möglichst vermeiden?
Wie kann man die oben beschriebenen Probleme abschwächen?
Und, am allerwichtigsten, wie schafft es euer Ansatz, dass dieses Wissen auch bei den Betroffenen ankommt (z.B. via App? Nutzung der Jahrgangsstufe als Committment-Device? Wettbewerbe zwischen Klassen? Mentoring? …)?
Wichtig ist hierbei, dass eure Lösungsansätze nicht nur theoretische Grundlagen vermitteln, sondern auch die Praxis miteinbeziehen und Personengruppen ansprechen, welche sich normalerweise nicht gerne mit derartigen Themen auseinandersetzen würden.

Must-Read Literatur

Fuhrmann, B. (2013). „Don’t know much about economics and business“ Economic und financial literacy als wesentliche, jedoch vernachlässigte Bildungsziele. WissenPlus (4): I-VIII.
https://www.eduacademy.at/gwb/pluginfile.php/25465/mod_resource/content/0/Fuhrmann%20%282013%29.pdf

Finanzfluss: 7 Geld-Fehler, die die meisten Deutschen begehen

Weitere Literaturvorschläge

Statistiken und Informationen zur alternden Gesellschaft und gesetzlichen Rentenversicherung:
https://www.bmas.de/DE/Soziales/Rente-und-Altersvorsorge/Fakten-zur-Rente/Alternde-Gesellschaft/alternde-gesellschaft-artikel.html

https://www.bmas.de/DE/Soziales/Rente-und-Altersvorsorge/Fakten-zur-Rente/Gesetzliche-Rentenversicherung/gesetzliche-rentenversicherung-artikel.html

Informationen zum passiven Investieren

Ein Vermögen aufbauen mit Aktien/ETF (Finanztip)

Grundprozess des ETF Handels:

Mit ETFs durch alle Lebenslagen und Krisen:

Finanzielle Allgemeinbildung / Financial Literacy:

Leinert, Johannes (2017) : Welchen Einfluss hat Financial Literacy auf die Altersvorsorge?, Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, ISSN 1861-1559, Duncker & Humblot, Berlin, Vol. 86, Iss. 4, pp. 83-101.
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/205048/1/10-3790-vjh-86-4-083.pdf

Übersicht PISA 2012 „Students and Money“
https://www.oecd.org/pisa/keyfindings/pisa-2012-results-volume-vi.htm

PISA in focus: Do 15-year-olds know how to manage money?
https://www.oecd.org/pisa/pisaproducts/pisainfocus/pisa-in-focus-n41-(eng)-final.pdf

Aktuellster Report aus 2020 der OECD zur finanziellen Allgemeinbildung von Erwachsenen
https://www.oecd.org/financial/education/oecd-infe-2020-international-survey-of-adult-financial-literacy.pdf

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Prof. Dr. Sebastian Kube

Sebastian Kube ist Professor für Verhaltensökonomie und experimentelle Ökonomie am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Bonn sowie im Exzellenzcluster ECONtribute. 2007 promovierte er an der Universität Karlsruhe in Wirtschaftswissenschaften. Er ist Senior Researcher am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, Research Fellow am Institut zur Zukunft der Arbeit, stellvertretender Direktor des BonnEconLab, und Bonner Koordinator des European Doctoral Program in Quantitative Economics.

Seine Forschungsarbeiten sind interdisziplinär ausgerichtet. In diesen Arbeiten nutzt er Verhaltensdaten aus Labor- und Feldexperimenten, um Fragen zum Zusammenspiel von sozialen Präferenzen und ökonomischen Entscheidungen zu beantworten.

 
 

 

 



Früh übt sich: Wie können wir finanzielle Allgemeinbildung in jungen Jahren verbessern, um Rentenlücken zu schließen? (2023)2023-08-22T13:43:48+02:00

Klimaschutz in der Praxis: Wie bewegen wir Menschen weg vom Auto und ab aufs Rad? (2023)

Klimaschutz in der Praxis: Wie bewegen wir Menschen weg vom Auto und ab aufs Rad?

von Prof. Dr. Joris Lammers, Exzellenzcluster ECONtribute: Markets & Public Policy (EXC 2126)

Der Klimawandel schreitet aufgrund von fossilen Brennstoffen und anderen Schadstoffen voran. Viele Menschen wissen das. Dennoch tragen Viele zu diesem Problem bei, indem sie zum Beispiel täglich mit (Verbrenner-)Autos zur Arbeit fahren und in weit entfernte Länder fliegen. Die Forschung zeigt, dass es sehr schwierig ist, das Konsumverhalten zu ändern. Es reicht nicht aus, zu erklären, wie wichtig das Problem ist. Das liegt daran, dass Menschen nicht bei jeder Entscheidung das Für und Wider abwägen, sondern ihren Gewohnheiten folgen. Gewohnheiten führen dazu, dass Menschen neue Informationen ignorieren und an früheren Entscheidungen festhalten. Wenn Menschen die Angewohnheit haben, morgens das Auto zu nehmen, dann werden sie auch am nächsten Tag wieder das Auto nehmen, selbst wenn Alternativen verfügbar oder attraktiver sind.

Die Forschung zeigt, dass man eine Gewohnheit am besten dann ablegen kann, wenn man bereits vor einer Veränderung steht. Wenn z. B. eine größere Baumaßnahme zu mehr Staus führt und die Menschen dazu veranlasst, ihre Optionen zu überdenken und gleichzeitig verschiedene Möglichkeiten für alternative Verkehrsmittel angeboten werden, die (vorübergehend) besonders attraktiv sind, dann ändern die Menschen möglicherweise ihr Verhalten. Durch die Kombination von Fehlanreizen und Anreizen ist es möglich, eine Gewohnheit zu brechen. Wenn dies gelingt, nehmen Menschen die neue Gewohnheit an und behalten sie dauerhaft bei. Wenn sie die Entscheidung wiederholt treffen, beginnen sie, sich als umweltbewusste Person zu identifizieren, was dazu inspirieren kann, auch andere Aspekte ihres Lebens zu ändern.

In diesem Projekt solltet ihr eine wissenschaftlich fundierte Lösung entwickeln, die Menschen dazu bringt, ihre Mobilitätsgewohnheiten zu ändern und zum Klimaschutz beizutragen.

Must-Read Literatur

Verplanken, B., & Whitmarsh, L. (2021). Habit and climate change. Current Opinion in Behavioral Sciences, 42, 42-46.

Weiterführende Literatur

Ivanova, D., Barrett, J., Wiedenhofer, D., Macura, B., Callaghan, M., & Creutzig, F. (2020). Quantifying the potential for climate change mitigation of consumption options. Environmental Research Letters, 15(9), 093001.

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Prof. Dr. Joris Lammers

Prof. Dr. Joris Lammers ist Professor beim Exzellenzcluster ECONtribute am Social Cognition Center Cologne (SoCCCo) der Universität zu Köln. Er hat einen Master-Abschluss in Politikwissenschaft und Psychologie von der Universität Leiden (2003) und promovierte an der Universität Groningen (2008) in Sozialpsychologie. In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit politischer Psychologie.

 

 

 



Klimaschutz in der Praxis: Wie bewegen wir Menschen weg vom Auto und ab aufs Rad? (2023)2023-08-22T13:43:54+02:00
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